PandemieWas das Impfzentrum in Gummersbach macht

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Symbolbild

Oberberg – Landrat Jochen Hagt sieht die Kreisverwaltung „auf dem besten Wege“, die Verzögerungen bei der Kontaktermittlung von Corona-Infizierten zeitnah wieder aufzuholen. Im Kreisausschuss räumte er am Donnerstag ein, dass man Mühe gehabt habe, mit der Entwicklung der Fallzahlen Schritt zu halten. Eine Änderung der Abläufe soll dies nun verhindern.

Dass die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag sprunghaft auf 194,1 angestiegen war, bezeichnete der Landrat als Ausreißer. Inzwischen sei der Wert wieder gesunken. Allerdings meldete Hagts Gesundheitsamt zeitgleich weitere 105 neue laborbestätigte Fälle, was zu einem erneuten Inzidenzanstieg auf 187,8 führte. Zwei weitere Menschen sind gestorben, ein 65-jähriger Mann aus Wiehl und ein 90-jähriger Hückeswagener.

Wann dort tatsächlich geimpft wird, kann man nicht sagen

Aktuell sind 1017 Oberberger positiv getestet, ein neuer Höchstwert. 3680 Personen sind in angeordneter Quarantäne, 118 Covid-Patienten werden in Kliniken behandelt. Unter ihnen sind neun, die beatmet werden müssen. Der Kreis werde sein Impfzentrum in den Räumen der ehemaligen Gummersbacher Karstadt-Filiale am Dienstag fristgemäß als einsatzbereit melden, versprach Hagt. Wann aber dort tatsächlich geimpft werde, könne er noch nicht sagen.

Die medizinische Organisation liege bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Auf Landesebene sei darüber aber bislang noch kein Vertrag unterzeichnet worden, es seien noch einige Fragen offen. Zudem sei auch ein Impfstoff noch nicht verfügbar. Nach dem Stand von Freitag wird es wohl bei einem Impfzentrum für Oberberg bleiben. Einem zweiten Zentrum im Nordkreis erteilte Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach als Leiter des Impfzentrums in einem Radio-Interview eine Absage: Der Aufwand sei zu groß.

Hinter den Kulissen knirscht es gewaltig

Im Kreisausschuss dankte Hagt seinen Mitarbeitern für ihren Einsatz, warnte aber zugleich, die Kreisverwaltung werde diese Belastung nicht auf Dauer wegstecken können. Schon vor der für kommenden Mittwoch in der Sondersitzung des Kreisgesundheitsausschusses von der Politik durchgesetzten Aussprache zum Umgang der Kreisverwaltung mit der Pandemie zollte Reinhold Müller (FDP/FWO/DUU) den Mitarbeitern großes Lob. Das Gesundheitsamt von wenigen Mitarbeitern in einen dreistelligen Bereich hochzufahren, sei eine tolle Leistung. Soweit so friedlich.

Hinter den Kulissen aber knirscht es gewaltig. Am Dienstag trafen sich die Spitze des Kreisverwaltung und der Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Ralf Mühlenhaus, mit Vertretern der KV Nordrhein und Oberberg sowie des Hausärzteverbandes Oberberg, um die Abläufe im Impfzentrum zu besprechen. Ein für morgen geplanter Probelauf wurde jedoch verschoben. Wer für die Honorare der Ärzte im Impfzentrum aufkommt, ist nur eines der ungeklärten Probleme. Vor dem Vertragsabschluss mit dem Land werde es keinen Dienstplan für die Mediziner geben, habe die KV erklärt.

In bis zu neun Impfstationen sollen täglich bis zu 1080 Personen geimpft werden

Unklar ist auch noch, welche Ärzte dort eingesetzt werden. Junge Mediziner und Ärzte im Ruhestand? Oder „die Besten der Besten“? In bis zu neun Impfstationen sollen täglich bis zu 1080 Personen geimpft werden können. Wer aber genau soll die Impfungen durchführen? Müssen es Ärzte sein, oder dürfen das auch Medizinisch-Technische Assistenten tun? Immerhin handelt es sich um einen völlig neuartigen Impfstoff, mit dem noch niemand Erfahrungen hat. Die geimpften Personen müssen nach dem Impfen 30 Minuten lang medizinisch beobachtet werden. Dafür sei sie nicht zuständig, sagt die KV.

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Und schließlich macht auch die Kühlung des Impfstoffs auf minus 70 Grad Schwierigkeiten. Nach dem Auftauen müsse der Impfstoff noch verdünnt und auf Spritzen aufgezogen werden, dürfe dann aber nicht mehr transportiert werden, erklärte ein Mediziner. Wie unter diesen Voraussetzungen etwa in Seniorenheimen geimpft werden solle, sei noch völlig unklar.

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