Wipperfürth/LindlarSo reagieren die Unternehmen auf den Ukraine-Krieg

Lesezeit 3 Minuten
Industrieroboter, wie hier in der Automobilindustrie, werden beim Wipperfürther Maschinenbauer Krüger aufbereitet, neu programmiert und modernisiert, die Kunden sitzen in aller Welt.

Industrieroboter, wie hier in der Automobilindustrie, werden beim Wipperfürther Maschinenbauer Krüger aufbereitet, neu programmiert und modernisiert, die Kunden sitzen in aller Welt.

Wipperfürth/Lindlar – Der Krieg in der Ukraine trifft auch Unternehmen aus Wipperfürth und Lindlar. Aufträge brechen weg, ob bereits bestellte oder schon ausgelieferte Waren noch bezahlt werden können, ist unklar. „Uns haut’s gewaltig rein“, sagt Lars Krüger, Geschäftsführer von Krüger Industrieautomation in Wipperfürth. Der mittelständische Maschinenbauer mit 70 Mitarbeitern modernisiert gebrauchte Industrieroboter und baut Anlagen nach Kundenwunsch.

„Wir liefern nicht direkt nach Russland, aber wir beliefern Kunden, die mit Russland Geschäfte machen“, sagt Krüger. Die Auftragslage sei deshalb schwierig. „Und ganz sicher schicken wir derzeit keine Roboter-Programmierer nach Russland.“ Die steigenden Energiepreise seien ein weiteres Problem.

Sorge vor weiter steigenden Energiekosten

Auch bei Schmidt + Clemens, Edelstahlspezialist aus Lindlar-Kaiserau, herrscht angespannte Stimmung. Denn die Lindlarer stellen unter anderem Rohre für die Petrochemie her, die auch in Russland gefragt sind.„Wir haben noch am Freitag eine Task Force eingerichtet, die analysiert, welche Folgen der Krieg haben kann und womit wir rechnen müssen“, erklärt Lars Niemczewski, Pressesprecher des Unternehmens.

Dabei spielt auch der Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift eine wichtige Rolle. Einen Zahlungsausfall will man in Kaiserau unbedingt vermeiden, auch wenn das Wirtschaftsministerium Hilfe in Aussicht gestellt habe. „Wir prüfen das Risiko und entscheiden dann, welche Artikel vom Hof gehen und welche nicht“, sagt Niemczewski.

Industrie- und Baumaschinenbedarf (IBB) stoppt Lieferungen nach Russland

S+C zählt zu den „energieintensiven“ Unternehmen. Edelstahl schmilzt erst bei Temperaturen von über 1000 Grad Celsius, und um diese Temperaturen zu erreichen, werden große Mengen Gas benötigt. Doch nicht nur die Preise für Gas steigen, auch Rohstoffe würden immer teurer, so Niemczewski. Um das ein Stück weit abzufedern, will man sich bei Schmidt + Clemens breiter aufstellen.

Betroffen vom Krieg in Russland ist auch die Firma Industrie- und Baumaschinenbedarf (IBB) aus Lindlar-Klause. „In Russland haben wir zur Zeit wenig Umsatz, aber wir hatten bei Kriegsbeginn mitgeteilt, dass wir zumindest alles per Vorkasse haben müssen und wenn es zum Embargo kommt, womit ich sehr stark rechne, würden wir auch die Ware zurückhalten“, sagt Joachim Stüttem, Geschäftsführer von IBB. Vergangene Woche habe man schon entschlossen, alle Lieferungen einzustellen. „Es liegen momentan auch keine Bestellungen vor. Wir unterstützen in keinster Weise das russische Regime“, sagt Stüttem. Aktuell gebe es noch kein Embargo für alle Güter. Das beziehe sich nur auf Waffen und Dual-Use Güter, sowie Dienstleistungen im Ölsektor.

Bergbau-Gerät aus Lindlar in der Ukraine

Anders sieht es für IBB in der Ukraine aus. „Wir haben einige Bestellungen am Laufen und stehen momentan wirklich vor vielen Fragezeichen. So haben wir momentan etwa 12.000 Euro an Ware hier lagernd, die wir aber nicht ausliefern können. Dafür haben wir keinerlei Anzahlungen. Des Weiteren haben wir eine Bestellung von 21.400 Euro, wo allerdings 80 Prozent Vorkasse geleistet wurden. Die Ware soll im Juni kommen. Wir haben beim Lieferanten angefragt, ob wir stornieren könnten. Dann würden wir die Anzahlung zurückschicken“, sagt Stüttem.

Vor Kriegsbeginn habe man ein Getriebe fertig gestellt, was 16.800 Euro koste. Das habe man jetzt erstmal verpackt und zurück ins Lager gestellt. Die Neufertigung eines Ventils über 9000 Euro habe IBB zunächst zurück gestellt. Auf 60.000 Euro an Umsatzverlust und auch Gesamtverlust beziffert Stüttem die Folgen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit einem Kunden aus Odessa in der Ukraine stehe man in Kontakt, erklärt Stüttem. „Man will die Bestellungen aufrecht erhalten. Wir zweifeln aber gewaltig daran, ob wir überhaupt noch liefern können und ob man die Ersatzteile im Endeffekt noch benötigt. Sie werden für einen Bagger gebraucht, der im Bergbau läuft. Wir kennen den Betrieb nicht und wissen auch nicht, ob er Ziel eines Angriffs wird oder geworden ist. Wenn man diese Großbagger beschädigt, kann man nicht mehr abbauen“, erklärt der IBB-Geschäftsführer.

KStA abonnieren