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KabarettProgramm zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit begeistert in Bergneustadt

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Nektarios Vlachopoulos steht mit Mikrofon auf der Bühne.

Mit Witz, Tiefgang und viel Selbstironie begeistert Nektarios Vlachopoulos das Publikum in Bergneustadt.

Nektarios Vlachopoulos bringt im Schauspielhaus Bergneustadt Humor und Ernst auf eine Bühne. 

Kein Kabarett von der Stange, sondern eine mutige Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte erlebte das Publikum am Freitag und Samstag im Schauspielhaus Bergneustadt.

Im Rahmen der Interkulturellen Woche schildert Nektarios Vlachopoulos bei der dritten Vorpremiere seines neuen Programms „Der beste Tag der Welt“ auf humoristische Weise die Höhen und Tiefen, die er von Depression bis zu Manie bei seiner bipolaren Störung durchgemacht hat: „Eigentlich soll es ein lustiger Abend werden, aber ich habe auch ein paar ernste Themen.“

Lachen, das unter die Haut geht

„Am Anfang war nichts, kein Raum, keine Zeit und schon gar keine Netzabdeckung“, tönte es zu Beginn aus dem Off. „Mit dem ersten Rülpser der Urintelligenz war die Zeit geboren“, ging es weiter. Später kam der Raum hinzu und der Grieche mit Integrationshintergrund, wie es in seiner Vita heißt, erklärte, dass er im Gespräch mit der Urintelligenz erfahren habe, dass sie sich vor Milliarden Jahren unendlich einsam gefühlt und daher Teile von sich im Weltall verstreut habe: „So entstand das Leben.“

Nach dieser Schöpfungsgeschichte bekannte Vlachopoulos, dass er eine Psychose gehabt habe: „Ich rede nicht um den Brei herum.“ Amüsant führte der ehemalige Deutschlehrer aus, wie Platon, Aristoteles, Nietzsche oder Sartre sich den Begriff „Brei“ definiert hätten, bis er zu Markus Söder kam: „Haferbrei ist ja schön und gut, aber ich hätte dann doch lieber ein Schnitzel.“ Anschließend meditierte er im Schneidersitz auf der Bühne zu sphärischer Musik: „Versuchen Sie auch, einmal an nichts zu denken – dann geht der Brei aus dem Hirn.“

Kabarett zwischen Wahnsinn, Witz und Wirklichkeit

Kontrastierend zu ein paar von ihm abgewandelten Fritzchen-Witzen erklärte der Kabarettist, dass der europäische Drogenhandel floriere wie nie zuvor. Scherzend ergänzte er: „Das sind krisenfeste Anlagen mit optimaler Rendite.“ Retten könnte die Welt nur die Vereinten Nationen, doch da gehe es oftmals zu wie im Kindergarten: „Wer bei der aktuellen Weltlage nicht psychisch krank wird, hat einen an der Waffel.“

Wie zu Beginn angekündigt, widmete sich Vlachopoulos in der zweiten Halbzeit ernsten Themen – seiner Krankheit: „Auf eine mittelschwere Anpassungsstörung folgte eine schwere Depression und dann starb auch noch mein Vater.“ Nach der Beerdigung sei seine Stimmung komplett umgeschlagen: „Ich war ständig gut gelaunt und hatte sogar Superkräfte.“ Mit denen habe er sogar das Wetter beeinflussen können.

„Wir können uns nie hundertprozentig sicher sein, dass unsere Wahrnehmung real ist“, sei eine seiner Erkenntnisse nach der Genesung gewesen. Er riet dazu, Menschen in einer solchen Ausnahmesituation nicht zu stigmatisieren: „Normalität ist keine Sache der Natur, sondern abhängig von der jeweiligen Ideologie.“ Nun sei er wieder in seiner Balance, beim Verfolgen skurriler Nachrichten im Internet habe er jedoch bemerkt: „Irrsinn ist die Normalität, in der wir leben.“