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Gegen den Corona-BluesMorsbacher Hobbymusiker lässt sich nicht unterkriegen

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So kennt man das Morsbacher Original Helmut Zimmermann: Den Umgang mit dem Schifferklavier hat sich die heute 85-Jährige vor etlichen Jahren selbst beigebracht.

Seifen – Als er seinen Bruder, seine Klassenkameraden aus dem Entlassungsjahrgang 1950 und auch die Chorbrüder im Seniorenheim nicht mehr besuchen darf und dann in den Abendnachrichten sieht, wie die Italiener auf ihren Balkonen gemeinsam musizieren, hat Helmut Zimmermann eine Idee und nach einigen Anrufen im Altenheim ist alles organisiert.

Ein paar Tage später sitzt er dort im Garten, im Schatten eines Baumes, und spielt eine gute Stunde lang die alten Lieder auf seinem Schifferklavier – ein Instrument, das sich der Mann aus Morsbach-Seifen vor vielen Jahren selbst beigebracht hat. Und weil dieses Mitsingkonzert so gut bei Bewohnern und Pflegenden ankommt, wiederholt der Landwirt das Ganze ein paar Tage später auf der Terrasse einer anderen Pflegestätte in Morsbach. Das war im April, im ersten Lockdown.

Rührende Geburtstagsgrüße

„Die Leute in den Heimen taten mir so Leid, so eingesperrt und ganz ohne Besucher“, sagt Zimmermann, selbst Jahrgang 1935, heute. Gleichwohl habe er großes Verständnis für alle Einschränkungen, die der Kampf gegen die Pandemie mit sich brachte. Damals habe er jedoch nie gedacht, dass sich der Ausnahmezustand so lange hinziehen würde. Erst vor wenigen Wochen dämmerte es dem Morsbacher Original, dass sich das Coronavirus anschickte, ihm die Feier seines 85. Geburtstags zu vermiesen. Der Saal dafür war schon gemietet, auf der Gästeliste standen 100 Namen, das Menü war bestellt. Doch statt singend und musizierend auf einem rauschenden Fest, sitzt der Sangesbruder des Männergesangsvereins „Eintracht“ Morsbach an seinem Ehrentag zu Hause vor dem Fernseher.

In dem steckte allerdings ein USB-Stick, den einer seiner fünf Enkel kurz dort vorher installiert hatte. Und auf „diesem komischen Ding“ war ein fast einstündiger Film mit bunten Grußbotschaften von allen, die eigentlich an diesem Abend mit ihm im großen Saal der Morsbacher Gaststätte „Zur Seelhardt“ feiern wollten. Tatsächlich habe er sich auch beim dritten Durchlauf noch ein Tränchen verdrückt, erzählt der muntere Senior und verspricht: „Nächstes Jahr wird alles nachgeholt, doppelt und dreifach!“

Anstoßen auf 60 Ehejahre

Denn dann gilt es nicht nur seinen Fünfundachtzigsten endlich zu feiern, sondern auch mit Ehefrau Magdalena (83) auf 60 gemeinsame Ehejahre anzustoßen. Die hat das Paar allesamt gemeinsam auf dem kleinen Hof in Seifen verbracht, auf dem die beiden heute im Alltag von der Familie Hilfe bekommen und von einem Pflegedienst unterstützt werden, der morgens nach Magdalena schaut.

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Jeden Nachmittag, wenn es das Wetter zulässt, machen sich die beiden dann auf den Weg zur Bank am Waldrand. Der Rollator seiner Frau Magdalena trägt die Kissen. Da fehle nur noch der Kaffee, sagen die Spaziergänger oft, die vorbeikommen und ein Schwätzchen mit Zimmermanns Helmut und seiner Magdalena halten.