Zwei Männer berichtenEhrenamtlicher Hospizdienst ist meist Frauensache – Warum eigentlich?

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Zwei Männer sitzen nebeneinander und lächeln in die Kamera.

Sie engagieren sich im Hospizdienst: Jörg Röhricht (l.) und Eberhard Uhl.

Im Ökumenischen Hospizdienst Gummersbach gibt es immerhin zwei Hospizhelfer. Diese berichten gerne von ihren positiven Erfahrungen.

Die ehrenamtliche Hospizarbeit ist in den meisten Vereinen fest in weiblicher Hand. Dabei werden männliche Hospizhelfer genauso gebraucht. Im Ökumenischen Hospizdienst Gummersbach gibt es immerhin zwei Hospizhelfer. Und diese berichten nicht nur gerne von ihren positiven Erfahrungen, sondern möchten auch bei anderen Männern Werbung dafür machen, dieses Ehrenamt für sich zu entdecken.

Jörg Röhricht aus Engelskirchen-Wahlscheid hat den Kurs zum Hospizhelfer vor rund 15 Jahren absolviert. Ein persönliches Erlebnis motivierte ihn dazu. „Meine Mutter war sterbenskrank, und als ich beobachtete, wie mit ihr umgegangen wurde, dachte ich: Das geht so nicht. Eine Infoveranstaltung motivierte mich dazu, mich zur Ausbildung anzumelden.“

Jörg Röhricht war der einzige Mann im Kurs für die Hospizhelfer

Als einziger Mann saß er damals im Kurs, fühlte sich aber von seinen Mitstreiterinnen durchaus angenommen. Röhricht lernte sich selbst neu kennen. Er habe Gelegenheit bekommen, seine eigene Verletzlichkeit wahrzunehmen, sich auch mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen, sagt Röricht. Dass er sich als ehemaliger Berufsoffizier ausgerechnet in einem so emotional besetzten Ehrenamt einbrachte, sorgte für Erstaunen in seinem Umfeld. „Eine Frage wurde mir regelmäßig gestellt: Das mutest du dir zu?“, erinnert sich Röhricht. „Das zeigt doch, dass die Menschen keine Ahnung haben, wie wertvoll die Begegnungen auch für die Begleitenden sind und was wir von den sterbenden Menschen und ihren Angehörigen zurückbekommen.“

Der 78-Jährige findet es schade, dass die Präferenzen ehrenamtlich tätiger Männer sich oft auf den Sport oder Hilfsdienste wie die Feuerwehr oder das THW beschränken. „Männer scheinen da Hemmungen zu haben. Ich frage mich, warum das so ist, ob Gefühle immer noch nur mit Schwäche assoziiert werden.“

Siegmar Brings: „Wir brauchen eigentlich die Vielfalt“

Koordinator Siegmar Brings hat darauf auch keine Antwort. Er hat beobachtet: „Es gibt immer mal wieder gezielte Anfragen nach männlichen Hospizbegleitern. Wir brauchen eigentlich die Vielfalt, und natürlich können Männer genauso empathisch sein wie Frauen.“

Auch Eberhard Uhl, der ebenfalls im Ökumenischen Hospizdienst tätig ist, hat kein Problem mit seiner emotional zugewandten Seite. Er kam über den Kinderund Jugendhospizdienst in Engelskirchen in Kontakt, sprach dort lange mit Anke Bidner, Leiterin der Malteser Kinder-, Jugendund Erwachsenen-Hospizdienste und Trauerdienste Oberberg, und war so beeindruckt, dass er 2019 den Kurs machte.

Der Schnellenbacher hat Tränen in den Augen, wenn er von seinen Begleitungen erzählt, denn die Geschichten der Menschen berühren ihn. Vom Hospizhelferkurs berichtet er, dass es durchaus zunächst schwierig war, mit seinen Gefühlen konfrontiert zu werden, dass eine gute Auseinandersetzung mit dem Tod einen langen Weg erfordere.

„Aber der Kurs war für mich ein wichtiger Prozess, um viel über mich selbst zu lernen“, betont der 63-Jährige. Man erkenne seine Fehler und lerne, sich selbst zu verzeihen. Der Hospizhelfer-Kurs und das Ehrenamt selbst, so sagt er, hätten dazu geführt, dass er heute viel mehr mit sich im Reinen sei. Und dass er auch seine Mutter in ihrem Sterben gut begleiten konnte.

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