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„Erzähl mal!“Ein Gesprächsabend in Gummersbach, der keine Talkshow sein will

4 min
Peter Sommer, Martin Kuchejda und Bastian Ganser auf der Bühne.

Zum Auftakt der neuen Reihe sprechen sie mit Kenner der Szene über Rockmusik (v.l.): Peter Sommer, Martin Kuchejda und Bastian Ganser.

Im Januar starten Peter Sommer, Martin Kuchejda und Bastian Ganser in der Halle 32 in Gummersbach die Veranstaltungsreihe „Erzähl mal!“

Peter Sommer weiß, wie es läuft im Fernsehen. Mehr als 40 Jahre lang hat er für den WDR gearbeitet, davon zwei Jahrzehnte lang als Regisseur der „Rockpalast“- Konzertaufzeichnungen. Und auch an „Boulevard Bio“ hat er mitgewirkt, ein Klassiker der deutschen Talk-Show. Was er in Gummersbach vorhat, soll anders sein.

„Ein Kneipengespräch, eine Unterhaltung mit einem Fremden im Zug“, das ist, was er zusammen mit Martin Kuchejda und Bastian Ganser auf die Studiobühne der Halle 32 bringen will. „Erzähl mal!“ heißt das neue Format, das am 15. Januar Premiere hat und „keine Großkopferten, sondern ganz normale Menschen aus der Region“ ins Rampenlicht setzt, kündigt Sommer an. „Also Menschen, die nicht die Bühne suchen.“

Harte Realität des Musikgeschäfts

Insofern ist der erste Gesprächsabend schon gleich etwas untypisch, denn zwei der vier Talkgäste sind Musiker, die durchaus die Bühne suchen. Allerdings sind weder Ernie Wirth noch Winfried Bode so prominent, dass sie auf der Straße nach einem Autogramm gefragt würden.   Und Peter Sommer selbst und der Musikproduzent Dieter Dierks haben immer hinter den Kulissen gearbeitet. Das gemeinsame Thema ist die oft sehr harte Realität des Musikgeschäfts, mit der sich die Protagonisten auf   unterschiedliche Weise arrangieren mussten.

Die vier Herren passen insofern in das Profil „Helden des Alltags“, mit dem der frühere Leiter der Halle 32 Martin Kuchejda die Leitlinie des neuen Veranstaltungsformats beschreibt. Seit eineinhalb hat er mit Peter Sommer an dem Konzept gefeilt, bis sie an Kuchejdas Nachfolger Bastian Ganser herangetreten sind. Der war begeistert, auch vom ersten Thema, kennt er den Musikbetrieb doch seit vielen Jahren. Der studierte Kulturwissenschaftler hat früher unter anderem ein Ravensburger Kulturzentrum gemanagt.

Alltag fernab von Glanz und Glamour

„Die meisten Musiker leben in prekären Verhältnissen“, sagt Ganser. „Diese Menschen haben einen Alltag fernab von Glanz und Glamour.“ Musiker wie Winfried Bode seien „Überlebenskünstler“. Anders als Ernie Wirth, der ein wirtschaftliches Standbein in der Schule hatte, setzte Bode alles auf eine Karte, sagt Kuchejda mit Bewunderung. Der Kölner Musiker sei in den 60ern mit seiner Band mal als Vorgruppe der Kinks aufgetreten, habe sich danach aber nie auf Kompromisse eingelassen und schleppe darum auch im fortgeschrittenen Rentenalter seinen Verstärker immer noch selbst in die Kellerlokale.

Dieter Dierks ist auch schon 82 Jahre alt und kann einiges erzählen. Als Musikproduzent hat er unter anderem mit den Scorpions, Twisted Sister und Tangerine Dream zusammengearbeitet, aber ebenfalls Höhen und Tiefen erlebt, wie Peter Sommer weiß, der über Dierks gerade einen Film dreht. Sommer selbst vollzieht zum Auftakt der neuen Reihe den Rollenwechsel vom Fragenden zum Erzähler, weil er aus dem Rockpalast natürlich ebenfalls denkwürdige Erfahrungen beitragen kann.

Höchstens 60 Zuhörer passen in den kleinen Saal, es wird also gemütlich. In 90 Minuten soll alles vorbei sein, die Moderatoren wollen auf die Uhr sehen. Dennoch streben sie eine lockere Unterhaltung an und setzen darauf, dass ihre Gäste gespannt darauf sind, was die anderen zu erzählen haben. Der Ball soll hin- und hergehen, eine Anekdote zur nächsten führen.

In dieser Weise möchten die drei Moderatoren künftig drei- bis viermal im Jahr Gäste einladen. Als nächstes wahrscheinlich drei Frauen aus dem sozialpolitischen Bereich, kündigt Peter Sommer an. Später vielleicht einmal Pflegekräfte oder Unternehmer. „Da unterhalten sich dann ein Frittenbudenbetreiber und ein Fabrikant.“ Oder man holt drei Zufallsbekanntschaften auf die Bühne, die in der Stadt aufgegabelt wurden, schlägt Martin Kuchejda vor. Bastian Ganser ist überzeugt: „Die interessanten Menschen werden uns nicht ausgehen.“


Neue Reihe

„Erzähl mal! Menschen, die einfach machen“ – um diese Oberberger geht es im Titel der neuen Reihe der Halle 32. Unsere Zeitung präsentiert das Veranstaltungsformat als Medienpartner. Premiere hat es am Donnerstag, 15. Januar 2026, 20 Uhr, in der Studiobühne der Halle 32. Der Eintritt kostet an der Abendkasse 15 Euro.

Zu Wort kommen keine Promis, sondern „Menschen, die unsere Gesellschaft im Hintergrund zusammenhalten“. Die Leitfrage lautet: Wie schaffen sie es, sich in der heutigen Zeit zu engagieren und ihr Leben einer Herzensangelegenheit zu widmen? Befragt werden sie in wechselnder Konstellation von Martin Kuchejda, Peter Sommer und Bastian Ganser.

In der ersten Ausgabe des Formats geht es um Musik und die schwierigen Bedingungen, unter denen sie produziert wird. Darum wird Peter Sommer als ehemaliger Leiter des WDR-Rockpalasts nicht nur fragen, sondern auch selbst erzählen. Außerdem zu Gast sind die Musiker Ernie Wirth und Winfried Bode sowie der Musikproduzent Dieter Dierks, die allesamt eine Verbindung zu Gummersbach haben.