Alltagsstrukturen für KinderWiehler Kooperation mit Sportvereinen hilft Jugendarbeit

Lesezeit 6 Minuten
Das Förderprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ war für Sabine Jöns der Startpunkt.

Das Förderprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ war für Sabine Jöns der Startpunkt.

Wiehl – Seit April gibt es in Wiehl die „Open Sundays“. Das Projekt der Stadt Wiehl findet in Kooperation mit den Sportvereinen statt. Durch Aktionstage sollen Corona-Lücken wieder mit Leben gefüllt und auf die Kinder- und Jugendarbeit aufmerksam gemacht werden. Wie die Idee entstanden ist, darüber hat Linda Thielen mit Sabine Jöns, Jugendpflegerin im Jugendamt der Stadt Wiehl und Initiatorin des Projekts, gesprochen.

Wie kam es zu den Open Sundays?

Jöns: Den Anstoß hat das Förderprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ vom Bund und den Ländern gegeben. Die Förderung haben wir zum Anlass genommen, um uns zu überlegen, wie wir in Wiehl auch freie Träger bei der Jugendarbeit unterstützen können.

Was ist das für ein Förderprogramm? Und wie viel Geld hat die Stadt Wiehl bekommen?

Das Aktionsprogramm soll Belastungen, die in der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen entstanden sind, ob psychischer oder physischer Natur, bestmöglich ausgleichen. Es ist ein Programm der zwei Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Umsetzung erfolgt wiederum über die beiden Landesministerien. Gefördert werden dabei zwei Bereiche: die Schulen sowie der außerschulische Freizeitbereich. Die Stadt Wiehl hat für das Jahr 2021 insgesamt knapp 32 000 Euro erhalten und für dieses Jahr knapp 64 000 Euro. Wie viel davon schlussendlich in die Open Sundays fließen wird, steht noch nicht fest.

Und dann haben Sie sich hingesetzt und überlegt, wie Sie das Geld nutzen können.

Ja genau, ich habe gemeinsam mit den Vertretern des Schulamtes und dem Integrationsbeauftragten der Stadt Wiehl überlegt, wie wir die Kinder und Jugendlichen bestmöglich unterstützen können, sodass das Geld auch an der richtigen Stelle ankommt. Neben den Open Sundays finanzieren wir weitere Projekte und Aktionen für Kinder und Jugendliche aus diesem Fördertopf, ebenso auch eigene Angebote freier Träger der verbandlichen Jugendarbeit. Für die Open Sundays hatte ich die Grundidee, freie Sporthallen, die zu bestimmten Zeiten leer stehen, zu nutzen. So kam mir die Idee für die Aktionstage in Kooperation mit den Vereinen, damit diese wieder zurück ins soziale Leben finden. Und dann habe ich Kontakt zu den Vereinen aufgenommen.

Waren denn nur die Sportvereine angesprochen?

Nein, wir ich haben alle Träger angesprochen, die verbandliche Kinder- und Jugendarbeit anbieten. Wir haben in Wiehl allerdings die Besonderheit, dass wir eine sehr breit aufgestellte Vereinslandschaft haben. Es gibt bei uns allein 70 Sportvereine, sodass sich natürlich vor allem Sportvereine bei mir zurückgemeldet haben.

Wie war die Resonanz der Vereine auf Ihre Idee?

Die Resonanz war sehr positiv. Viele Vereine wollten sich sofort an der Aktion beteiligen. Ich habe mich mit den einzelnen Vertretern der Vereine in Verbindung gesetzt und mit ihnen gemeinsam überlegt, was für eine Aktion sie sich bei den Open Sundays vorstellen könnten. Die Vereine haben selbst Vorschläge gemacht und wir haben außerdem geschaut, welches Equipment vorhanden ist bzw. benötigt wird. Da die Fußballvereine sonntags meist spielen, haben wir einige Veranstaltungen auch auf Samstage gelegt. Der Titel ist trotzdem geblieben.

Wann ging es konkret los?

Die Auftaktveranstaltung des TTC Wiehl hat Anfang April stattgefunden im Rahmen eines Rollstuhltischtennis-Turniers. Der FV Wiehl hat bereits einen Fußballtag für Kinder veranstaltet und es gab außerdem eine Aktion mit dem Karateverein. Zuletzt hat der Wiehltaler Leichtathletikclub im Stadion ein buntes Programm auf die Beine gestellt mit Reha-Sportangeboten und einem Wettkampf für Kinder. Das war bislang die größte Veranstaltung.

Wie sind die bisherigen Veranstaltungen angekommen? Bekommen Sie das mit?

Ja, die Vereine geben mir eine Rückmeldung und die war bisher sehr positiv. Vor allem der FV Wiehl war sehr zufrieden. Beim Fußballtag waren viele Besucher da und es gab anschließend viele neue Anmeldungen im Verein. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass momentan auch so die Zeit ist, wo viele Eltern ihre Kinder im Verein anmelden.

In der anfänglichen Corona-Zeit war kaum Vereinsleben mit persönlichen Treffen möglich. Wie sind die Wiehler Sportvereine durch die Pandemie gekommen?

Es war für alle Vereine eine schwere Zeit. Viele sind dank viel Kreativität, neuen Kommunikationswegen und einem besonders hohen Engagement gut durch die Krise gekommen. Aber es gibt auch Vereine, die ziemlich zu kämpfen haben. Zum Beispiel der Minigolfverein aus Wiehl. Der hat nicht nur sehr unter der Pandemie gelitten, sondern ist daneben auch durch die

Neugestaltung des Wiehlparks beeinflusst. Die Minigolfer haben aktuell keine Spielstätte und die Spieler müssen zum Training sehr weit fahren. Aber der Verein möchte sich trotzdem an den Open Sundays beteiligen und plant eine Aktion in der Halle.

Gibt es eine Aktion, auf die Sie sich persönlich ganz besonders freuen?

Ich finde alle Aktionen und gerade die Vielfalt der Angebote toll. Da ich selber Schwimmerin bin, freue ich mich auf die Open Sundays-Aktion „Wasserleben“ am 25. Juni in der Wiehler Wasserwelt – ebenfalls an einem Samstag statt an einem Sonntag. Diese führen wir in Kooperation mit dem Stadtsportverband, der DLRG und dem hiesigen Schwimmverein durch, mit einem bunten Kinderprogramm am Nachmittag und einer Party mit Live Band und Cocktailbar am Abend.

Wie lange dauert die Reihe der Open Sundays noch an?

Voraussichtlich bis zum Herbstbeginn. Viele Vereine stehen in den Startlöchern. Einige überlegen noch, was sie für eine Aktion auf die Beine stellen wollen oder, ob sie Kooperationen mit anderen Trägern eingehen. Man kann sich noch anmelden.

Wird es die Aktion auch künftig, außerhalb von Corona und Förderprogramm, geben? Wäre eine Fortsetzung im nächsten Jahr denkbar?

Eigentlich ist das nicht geplant, denn die Aktion ist ja an die Förderung gebunden. Und die Vereine starten nun langsam wieder ihre eigenen Aktionen. Aber sollten wir das Feedback der Vereine bekommen, dass sie unter dem Begriff Open Sundays weiterhin Aktionstage planen, dann wären wir da sicher aufgeschlossen. Und vielleicht gibt es für das kommende Jahr erneut Fördergelder. Das bleibt abzuwarten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sie arbeiten erst seit einem Jahr als Jugendpflegerin im Jugendamt der Stadt Wiehl. Da haben die Open Sundays, als Projekt, das Sie selbst mit ins Leben gerufen haben, sicher auch eine persönliche Bedeutung für Sie, oder?

Ja, das Projekt war für mich eine gute Möglichkeit, mich bekannt zu machen. Ich habe in den vergangenen Wochen unglaublich viele Telefonate geführt und viele Menschen kennengelernt. Das war ein schöner Weg, um in der Kommune anzukommen. Und natürlich freue ich mich auch für die Vereine. Denn für sie ist es eine Win-Win-Situation. Sie erreichen durch die Open Sundays viele Familien und Kinder und können so ihren Bekanntheitsgrad steigern. Außerdem ermöglicht das Projekt wieder mehr soziales Miteinander und hilft dabei, weggebrochene Alltagsstrukturen der Kinder wieder aufzubauen.

KStA abonnieren