Landratswahl in OberbergTülay Durdu ist Kandidatin von SPD, Grünen und Linkspartei

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Tülay Durdu (2.v.r.) als gemeinsame Landratskandidatin ist ein Glücksgriff, davon sind Heidi Mehlhorn und Jan Köstering von der Linken, Sabine Grützmacher von den Grünen und Thorsten Konzelmann (SPD, v.l.) überzeugt. 

Oberberg – Einen „Gegenentwurf zum amtierenden Landrat“ wollen SPD, Grüne und Die Linke gegen Jochen Hagt ins Rennen um die Landratswahl im September schicken. Das ist ihnen gelungen: Tülay Durdu hat so gar nichts vom Amtsinhaber: Frau, 45 Jahre alt, bekennende Muslima – unterschiedlicher könnten die beiden kaum sein.

Am Donnerstag stellte das neue Linksbündnis seine Kandidatin vor. Ausgestattet mit einstimmigen Vorstandsbeschlüssen aller drei Parteien haben deren Vorsitzende keinen Zweifel daran, dass ihre Basis dem Vorschlag mehr als nur zustimmend folgen wird.

„Ich liebe Herausforderungen“

Die Idee, der Rösrather SPD-Kommunalpolitikerin Durdu die Kandidatur anzutragen, hatte erstaunlicherweise nicht die SPD selbst, sondern die Linken. Als Grüne und Linke zusammensaßen, um eine gemeinsame Kandidatur zu besprechen, brachte Linken-Sprecherin Heidi Mehlhorn das Gespräch auf Durdu.

Die hatte bei der Landratswahl 2017 in Rhein-Berg beachtliche 40 Prozent geholt. Man war sich gleich einig, dass „Oberberg für eine toughe, durchsetzungsstarke Frau reif ist“, schwärmt Grünen-Sprecherin Sabine Grützmacher.

Als SPD-Kreisvorsitzender Torsten Konzelmann in selber Mission auf der Suche nach einer gemeinsamen Kandidatur die Grünen kontaktierte, war man sich rasch einig: „Bei allen Unterschieden der drei Parteien gibt es genügend Schnittmengen“, sagt Konzelmann und nennt bezahlbaren Wohnraum und besseren Öffentlichen Personennahverkehr als erste Themen.

Dass es etwa beim Flächenverbrauch und weiteren Gewerbeflächen zwischen Grünen und SPD deutliche Unterschiede gibt, ändere daran nichts. Das sieht Durdu auch so und attestiert sich neben ihrer Entscheidungsfreudigkeit auch die Fähigkeit, Kompromisse zu finden: „Und ich liebe Herausforderungen.“

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Die verheiratete Mutter zweier Kinder ist seit 20 Jahren beim TÜV Rheinland und vertritt als Betriebsrätin die Interessen von 10.000 Mitarbeitern im Unternehmen. Freistellen lassen hat sie sich dafür nicht, „dazu mache ich meinen Beruf zu gerne“.

Ab jetzt auf Entdeckungstour im Oberbergischen Kreis 

Als Referentin für Marketing und Vertrieb ist ihr Spezialgebiet der Öffentliche Personennahverkehr auf Straße und Schiene sowie alternative Antriebssysteme. Der Wasserstoffbus, der zwischen Bensberg und dem Kölner Flughafen verkehrt, ist so ein Beispiel.

Oberberg kennt sie bislang nur von Privatbesuchen und Ausflügen mit der Familie. Ab sofort will sie sich auf Entdeckungstour machen, möglichst viele Veranstaltungen und Feste besuchen, um sich bekannt zu machen und vor allem „um mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen um zu hören, wo sie der Schuh drückt und wie man ihnen helfen kann“.

Schon beim Studium auf die Internetseiten des Kreises sei ihr aufgefallen, dass „da manches zu justieren ist“.

Dass ihr Migrationshintergrund bei manchem im eher konservativ geprägten Oberberg auf Vorbehalte stoßen könnte, weiß sie, sie geht aber offensiv damit um: „Ich stamme aus einer konservativen türkischen Familie, aber wir hatten alle Freiheiten uns zu entwickeln“, sagt die gebürtige Bensbergerin.

Genauso entspannt ist ihr Verhältnis zur Religion. „Ich bin bekennende Muslima. Ich faste nicht und ich bete nicht, aber ich glaube an einen Herrn da oben.“

Religion sei die Privatsache eines jeden einzelnen. Und dann wird ihre Stimme einen Moment etwas lauter: „Ich respektiere jede Religion, aber keinen Hass und keine Gewalt.“

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