Neu in BerlinOberbergs neue Abgeordnete richtet sich noch ein

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Heute in einer Woche sitzt Sabine Grützmacher im Gebäude hinter ihr, wenn sich der neue Bundestag konstituiert.

Heute in einer Woche sitzt Sabine Grützmacher im Gebäude hinter ihr, wenn sich der neue Bundestag konstituiert.

Gummersbach/Berlin – Wenn der neugewählte Bundestag nächste Woche Dienstag zur konstituierenden Sitzung im Berliner Reichstagsgebäude zusammentritt, wird Sabine Grützmacher vielleicht nicht mehr ganz so nervös sein. Denn den Plenarsaal habe sie schon betreten dürfen, sagt Oberbergs neue Bundestagsabgeordnete der Grünen: „Wegen Corona ist es den Fraktionen erlaubt, auch dort ihre vorbereitenden Sitzungen abzuhalten.“ Als sie das erste Mal im Saal war, den sie bis dahin nur aus dem Fernsehen kannte, habe sie einmal andächtig tief durchatmen müssen. Ein besonderer Moment in den vergangenen drei ereignisreichen Wochen.

Am Montag war Grützmacher zum nunmehr vierten Mal seit der Bundestagswahl Ende September auf dem Weg in die Bundeshauptstadt. Mit dem Zug zu reisen, habe sich inzwischen eingespielt, sagt die Grüne – für die Kurzstreckenflüge nicht infrage kommen. Bevor sie das politische Alltagsgeschäft aufnehmen kann, ist Grützmacher nach wie vor dabei, allerlei Organisatorisches zu erledigen. Auf die Zuteilung der Büroräume von der Bundestagsverwaltung warte sie noch, „und wahrscheinlich wird das auch noch mehrere Wochen dauern“. Nicht alle Parlamentarier, die bei der Wahl ihren Sitz verloren haben, hätten ihre Büros bereits geräumt. „Meine Fraktionskollegin Franziska Brantner erlaubt mir derzeit, an ihrem Schreibtisch zu arbeiten. Sie selbst ist im Homeoffice.“

Hinter den Kulissen merke man die Aufbruchsstimmung

Obwohl die eigenen Räume noch fehlen, hat Grützmacher in den vergangenen Tagen schon ein Rumpfteam für ihr Büro zusammengestellt, eine Büroleitung und wissenschaftliche Mitarbeiterin eingestellt. Mit ihnen will sie sich in dieser Woche das erste Mal gemeinsam treffen, um die Arbeitsorganisation und die inhaltliche Ausrichtung zu besprechen. Auf wie viele Mitarbeiter ihr Hauptstadt-Team noch wachsen wird, stehe noch nicht fest. Sie rechnet mit dreieinhalb Stellen in Berlin und zwei in ihrem Wahlkreisbüro.

Das will sie möglichst zentral und fußläufig erreichbar in der Gummersbacher Innenstadt einrichten. Die Planungen laufen. Mit Marie Brück, Mitglied der Grünen-Kreistagsfraktion, hat Grützmacher bereits eine Mitarbeiterin für das Büro daheim gefunden.

Solche Dinge erledigt Grützmacher, wenn sie in diesen Wochen nicht gerade an Workshops und Einweisungen ihrer Fraktion und der Bundestagsverwaltung teilnimmt. „In denen geht es etwa darum, was Bundestagsabgeordnete dürfen oder um IT-Sicherheit.“ Das habe etwas von Uni-Erstsemester-Wochen, sagt die Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Sozialpädagogin. Bisweilen laufe sie noch mit dem Lageplan in der Hand durch das Bundestagsviertel, das eben aus mehr Häusern als nur dem Reichstagsgebäude besteht.

Nicht in allen Dingen kann sich Grützmacher die Orientierung selbst erarbeiten. Wo es für die Abgeordnete fachlich hingeht, in welchen Ausschüssen sie mitarbeiten kann, hänge nun von der Regierungsbildung ab. Dass ihre Partei den Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP zugestimmt hat, sehe sie natürlich positiv – habe aber auch bei ein paar Punkten Bauchschmerzen, dass grüne Positionen zu kurz kommen könnten. „Trotzdem merkt man hier hinter den Kulissen die Aufbruchstimmung. Die hoffentlich künftigen Koalitionäre wollen auf Augenhöhe gemeinsame Ideen entwickeln.“ Gerade für ihre Kollegen, die schon längere Zeit der Fraktion angehören, sei es wichtig, bald Regierungspolitik mitgestalten zu können.

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Sollte es mit der Ampel-Koalition klappen und die neue Regierung dann über die Ausschuss-Struktur entschieden haben, will Grützmacher am liebsten im Europaausschuss mitarbeiten – doch zugleich ihre Heimat nicht aus dem Blick verlieren. Mit ihrem oberbergischen Parlamentskollegen Dr. Carsten Brodesser (CDU), der den Wahlkreis direkt gewann, habe sie sich schon verständigt, sich künftig gemeinsam für den Oberbergischen Kreis einsetzen zu wollen. Und Grützmacher betont: „Ich bin nicht weg, ich pendel nur zwischen Oberberg und Berlin.“

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