Nicht an den Rand drängen lassenGruppe macht sich stark für Radfahrer in Oberberg

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Selbst auf den markierten Fahrradstreifen ist das Radeln entlang viel befahrener Hauptstraßen manchmal Nervensache. Der ADFC propagiert deshalb die Trennung von Auto- und Fahrradverkehr. Die Kreisstadt in Gummersbach will er dafür gewinnen.

Selbst auf den markierten Fahrradstreifen ist das Radeln entlang viel befahrener Hauptstraßen manchmal Nervensache. Der ADFC propagiert deshalb die Trennung von Auto- und Fahrradverkehr. Die Kreisstadt in Gummersbach will er dafür gewinnen.

  • Die Versuche, dem Fahrrad im Straßenverkehr in Oberberg angemessen Platz zu verschaffen, sind seitens der Kommunen bislang gut gemeint, aber nicht wirklich durchschlagend.
  • Nun macht sich eine eigene Gruppe des ADFC für die Zweiradfahrer stark.
  • Dabei ist das Vorbild vor allem Nordeuropa.

Oberberg – Die bisher auch für Oberberg zuständige Kreisgruppe Rheinberg/Oberberg des ADFC in Bergisch Gladbach hat jetzt auch eine eigene Dependance in Oberberg. In der vergangenen Woche wurde in Dieringhausen die Ortsgruppe Oberberg-Mitte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs gegründet. Und weil der ADFC Oberberg die früher schon dem Club beigetretenen Mitglieder im Kreisgebiet übernommen hat, zählt die Gruppe schon wenige Tage nach ihrer Gründung stattliche 139 Mitglieder.

Das Interesse der Aktiven, das Radfahren auch in der buckligen Welt voranzubringen, ist groß – der Bedarf an besseren und vor allem sicheren Fahrradwegen noch größer. Das Fahrrad ist auch in Oberberg auf dem Weg vom Freizeitgerät zum regulären Verkehrsmittel. Eine kurzfristig von Polizei und ADFC zu Ferienbeginn initiierte Codieraktion für Fahrräder konnte den Andrang nicht bewältigen. Heimische Fahrradgeschäfte haben kaum noch E-Bikes im Laden, auf einen Werkstatttermin muss man Monate warten.

Radschnellweg über die Aggertalbrücke als Idee

Die Versuche, dem Fahrrad im Straßenverkehr angemessen Platz zu verschaffen, sind seitens der Kommunen bislang gut gemeint, aber nicht wirklich durchschlagend. Nicht nur Oberbergs neuer ADFC-Sprecher Eike Schmilinsky kann aus dem Handgelenk so viele Stellen aufzählen, an denen im Zweifel pro Auto, aber nicht zugunsten der Radfahrer entschieden wurde. Fahrradwege, die abrupt enden, weil der Pizzadienst möglichst nah am Ofen parken will, Radwege. Die alle naselang die Straßenseite wechseln. Straßen, auf denen Autos mit erlaubten 100 Sachen so dicht an den Radlern vorbeirauschen, dass es die fast aus dem Sattel weht – und, und, und. Schmilinsky ist erfahrener ADFC-Aktivist. Wohin immer es seine Frau Friederun und ihn im Auftrag seines Niersteiner Arbeitgebers beruflich in Deutschland verschlug, schlossen sich beide dem Club an und übernahmen auch Führungsaufgaben.

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Die ADFC-Ortsgruppe Oberberg-Mitte will helfen, Rad- und Autoverkehr wo immer möglich zu trennen. Das Argument, das lohne den Aufwand nicht, weil eh’ nur wenig Pedaleure unterwegs seien, zieht für die Clubmitglieder nicht. „Billige Ausrede“, sagt Christian Teichelmann dazu. Fast alle Oberberger lebten nicht weiter als fünf Kilometer entfernt von nächsten Ortszentrum. Von ihnen würden etliche aufs Rad umsteigen, wenn es denn nur attraktiver und sicherer wäre. Auf 30 Prozent schätzt der Wiehler Fahrrad-Enthusiast Jürgen Körber dieses Potenzial – E-Bikes könnten’s möglich machen.

In Oberberg-Mitte fokussiert sich die Ortsgruppe auf die Kreisstadt Gummersbach und deren unzureichendes Radwegeangebot. Von Niederseßmar in die Innenstadt ist auf der stark befahrenen Landstraße lediglich eine Fahrradspur aufgemalt und selbst die wird mehrfach unterbrochen. Pressesprecherin Renate Reccius fährt fast täglich vom Stadtteil Windhagen aus in die Innenstadt, die Strecke sei einfach nur gefährlich. Ein Radweg dort ist aber in Planung. Und quer durch die Innenstadt kommt man als Radler nur zu Fuß, denn die Fußgängerzone ist für Räder nicht freigegeben.

Vorbild Nordeuropa

Das sei in vielen Städten längst anders geregelt. Flächendeckend Tempo 30, Einbahnstraßen für Radfahrer, separate Radwege bauen – das alles trage enorm zu Verkehrssicherheit bei und senke die Zahl der Verkehrsopfer drastisch. Nicht nur Helsinki und Oslo hätten es vorgemacht. Und auf Helsinkis Straßen starben 2019 drei Menschen, in Oslo einer. In Gummersbach waren es genau so viele wie in beiden Metropolen zusammen: vier.

In der Kreisstadt, meint die neue ADFC-Gruppe, könne mit einfachen Mitteln viel für die Radfahrer erreicht werden. Ihnen zu erlauben, die Einbahnstraße verkehrt herum zu befahren, sei ebenso einfach umzusetzen wie die Zulassung in der Gummersbacher Fußgängerzone. Mit Verkehrsplaner Uwe Winheller stehe man in gutem Kontakt, der radle selber.

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Und so ist vielleicht die Idee eines Radschnellwegs von Gummersbach entlang der Westtangente und über den Zubringer zur A 4, der im Zuge der fälligen Brückensanierungen übers Aggertal „angebaut“ werden könnte, dann irgendwann doch nicht mehr bloß Zukunftsmusik.

Der ADFC Oberberg-Mitte trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr im Restaurant „Taj E India“ (Vollmerhauser Str. 86).

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