Wahlheimat in GefahrAuswanderer aus Nümbrecht kämpft für Meeresschutz

Guido Weißenfeld möchte das Inselparadies am anderen Ende der Welt bewahren.
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Nümbrecht – Raus aus dem Stress und der Hektik, hinein in ein wahres Paradies – das war der Gedanke, mit dem der Nümbrechter Guido Weißenfeld (50) auf die indonesischen Banda-Inseln zog. Auch die „fiesen Winter“ in der Heimat ließen in ihm den Entschluss reifen, ein neues Leben am anderen Ende der Welt zu beginnen.
Weißenfeld arbeitete in der Region als Zimmermann und Dachdecker. „Vor gut 20 Jahren bereiste ich zum ersten Mal Asien, später Thailand – und nun bin ich in Indonesien beheimatet.“ Weißenfeld (50) betreibt im Hotel Maulana, direkt am Hafen von Banda Naira, eine Tauchschule. Und er hat im Laufe der Jahre beobachtet, dass sein Wahlparadies bedroht ist. „Das geht nicht von den Tauchern aus, die hierherkommen. Wer den weiten Weg zu uns findet, reist sehr bewusst. Es sind eher die Einwohner selbst, denen schlicht Möglichkeiten zur Entsorgung ihres Mülls fehlten.“
Banda-Inseln im Fokus des Vereins „Banda Sea“
Aus diesem Grund ist er neben seiner Frau, der Meeresbiologin Dr. Mareike Huhn, und dem Vereinsvorsitzenden Stefan Eggers eines der Gründungsmitglieder des Vereins „Banda Sea“. Die Organisation mit Sitz in Bonn wurde 2010 unter dem Namen Marine Conservation South East Asia gegründet und wandelte sich 2016 in Banda Sea, da der Verein lokaler wirksam werden wollte.
Die elf Banda-Inseln, davon sieben bewohnte, standen nun im Fokus des Engagements. Bis ins 19. Jahrhundert waren die Banda-Inseln der einzige Ort, an dem die begehrte Muskatnuss wuchs. Deswegen gehören sie zu den „Gewürzinseln“ im Archipel der Molukken, „Wir möchten den Gesundheitszustand von Meeres- und Küstenlebensräumen wiederherstellen und schützen“, sagt Mareike Huhn über die Vereinsziele.
„Eine Win-Win-Situation“ für Verein und Tauchschule
40 Fördermitgliedschaften gibt es, der Erlös der Tauchschule hilft außerdem. Guido Weißenfeld sagt: „Es ist eine echte Win-Win-Situation. Erhalten wir die Umwelt, läuft die Tauchschule. Läuft die Tauchschule, können wir in den Verein investieren.“
Klein hätten sie angefangen, berichtet Huhn: „Wir haben uns zunächst dafür eingesetzt, dass Müll nicht mehr verbrannt oder ins Meer geworfen wird. Es gab einen Müllsammeltag mit vielen Kindern, die geholfen haben. Unsere Grundfrage an die Menschen war: Wie können wir euch helfen? Und dann haben wir Aufklärungsarbeit geleistet.“ Was 2013 mit einer Schubkarre, mit der Müll abgeholt wurde, begonnen wurde, hat sich heute zu einem großen Projekt entwickelt: mit einem Müllmanager vor Ort, einem Schiff zum Abtransport des Mülls und engem Kontakt zu einer Recyclinganlage auf der Insel Java.
„Banda Sea“ wird von der indonesischen Botschaft in Bonn unterstützt
„Essensverpackungen, wie die von Nudelsuppen und Instantkaffees, werden von einer Frauengruppe zu Taschen, Geldbörsen und anderen Souvenirs verarbeitet, die an Touristen und Einheimische verkauft werden“, berichtet Mareike Huhn. Zum Engagement des Vereins gehört auch Bildungsarbeit zum Thema Müllvermeidung, Kompostierung und Recycling, die unter anderem durch den ehemaligen Englischlehrer Magga Fira organisiert wird.
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Froh sind Guido Weißenfeld und Mareike Huhn darüber, dass ihr Verein von der indonesischen Botschaft in Bonn unterstützt wird und einige Kooperationspartner gefunden hat. Denn die Arbeit von Banda Sea beschränkt sich nicht nur auf das Müllprojekt, sondern umfasst auch die Beteiligung am Aufbau von Meeresschutzparks und nachhaltiger Fischerei, am Schutz von Haien und Rochen sowie an einer Umweltbildungsstation.
Darauf wurde auch der Fernsehjournalist Robert Hetkämper aufmerksam, der Weißenfeld in seiner WDR-Doku „Mit dem Postdampfer zu den Gewürzinseln“ porträtierte. Der Name der Reihe passt: „Länder, Menschen, Abenteuer“.