Nümbrechts neuer Bürgermeister Thomas Hellbusch im Interview über neue Arbeitszeiten, neue Herausforderungen und über Kontinuitäten.
LokalpolitikNümbrechts neuer Bürgermeister bietet künftig auch Sprechstunden in Außenorten an

Thomas Hellbusch (55, CDU) setzte sich bei der Kommunalwahl im ersten Wahlgang mit 51,3 Prozent gegen drei Mitbewerber als neuer Nümbrechter Bürgermeister durch.
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Thomas Hellbusch ist der neue Nümbrechter Bürgermeister. Nach Jahren als CDU-Ratsherr sitzt er nun auf dem Rathaus-Chefsessel. Torsten Sülzer sprach mit ihm.
Herr Hellbusch, Sie arbeiten jetzt im Rathaus in Nümbrecht statt bei der Kreispolizeibehörde in Gummersbach. Wie hat sich Ihr Tagesablauf und das Familienleben seither verändert?
Das hat sich ganz erheblich verändert. Das fängt bei den Arbeitszeiten an, bei der Polizei habe ich deutlich früher angefangen, habe auch wesentlich früher aufgehört. Die Planbarkeit meiner Tagesfreizeit war hoch. Gerade jetzt in den ersten Wochen im Amt hat sich gezeigt, dass wir wahnsinnig viele zusätzliche Termine haben, bei denen ich über die reguläre Arbeitszeit in Anspruch genommen war. Daran müssen wir uns noch etwas gewöhnen, aber das hatten wir in der Familie und besonders mit meiner Frau im Vorfeld besprochen. Wir ahnten, was auf uns zukommt. Und es macht wahnsinnig viel Spaß – ich bin froh, dass ich jetzt hier bin.
Was ist konkret Ihre erste große Aufgabe im neuen Amt?
Die erste große Aufgabe ist natürlich die Haushaltseinbringung, die wir für Februar geplant haben, die Vorgespräche und Planungen finden jetzt statt. Wir wollen natürlich zusehen, dass wir nicht zu sehr an der Steuerschraube drehen müssen, wir müssen sehen, ab wann wir über die Altschuldenhilfe verfügen können. Eine wirklich dringliche Sache ist der Umgang mit den Investitionsgeldern, die wir vom Bund bekommen haben, also die Fragen, wohin gehen die Gelder und in welchem Zeitrahmen können wir die umsetzen. Aber der Haushalt ist das erste große Brett, das wir gestalten müssen.
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Zu den Großprojekten gehört auch die Errichtung der drei Windenergieanlagen in Nümbrecht. Was ist Stand der Dinge?
Stand der Dinge ist, dass die Baugenehmigungen für drei Anlagen erteilt sind. Im Moment ist wohl ein Klageverfahren gegen den Oberbergischen Kreis anhängig im Zusammenhang mit der Genehmigung einer Anlage bei Heddinghausen. Ich nehme Kontakt mit den entsprechenden Ortsvereinen auf, um dort zu hören, wo die Intention hingehen soll. Da wissen wir im Moment noch nicht abschließend, wo es überhaupt hakt. Aber das ist natürlich ein Großprojekt, und unser Ziel ist es, diese drei Anlagen idealerweise zu errichten.
Im neuen Rat sind sieben Parteien vertreten. Die erste Ratssitzung verlief dennoch harmonisch – wie erklären Sie sich das?
Ich erkläre mir das mit der wirklich guten Vorbereitung durch die Verwaltung, aber auch interfraktionell. Als Verwaltungsspitze habe ich zusammen mit meinem Vorgänger Hilko Redenius, gleich nachdem die Wahlergebnisse feststanden, Kontakt zu allen Fraktionen aufgenommen – das schließt die AfD mit ein. Uns war es besonders wichtig, dass wir auch der AfD – die Fraktionsmitglieder sind ja alle neu in der Politik – die Verfahren, die wir hier haben, erläutern, und ihr aber auch direkt ins Heft schreiben, dass es eine Listenverbindung geben wird, die darauf ausgerichtet ist, die AfD aus den Führungsverantwortungen der Ausschüsse herauszuhalten. Aber auch, dass es diese Listenverbindungen schon immer gegeben hat, also dass es sich hier nicht um ein AfD-exklusives Projekt handelt.
Und?
Die AfD hat sich für diese Offenheit und Ehrlichkeit bedankt und deutlich gemacht: Sie wollen Politik machen und nicht auf Konfrontation gehen. Und wir wollen auch keinen Krieg anzetteln, der völlig unnötig ist. Dass wir ganz offen mit ihnen umgehen, haben sie so nicht erwartet. Ich habe auch ganz klar zu erkennen gegeben, dass ich als CDUler, als Parteipolitiker, gegen die AfD stehe. Das war auch in meinem Wahlkampf Thema. Aber als Bürgermeister habe ich natürlich die absolute Neutralitätspflicht. Alle Informationen gehen selbstverständlich gleichberechtigt an alle. Das ist für mich ein ganz wichtiges demokratisches Prinzip.
Was wollen Sie ähnlich machen wie Ihr Vorgänger Hilko Redenius – und was anders?
Im Wesentlichen werde ich die Arbeitsweise von Hilko Redenius fortführen, bei grundsätzlichen Aspekten wie: keine Einsparungen bei Schule und Sicherheit, eine starke Verwaltung aufbauen, die Menschen mitnehmen. Ein Punkt, wo ich vielleicht etwas aufsatteln kann, ist die Transparenz. Ich werde meine Bürgersprechstunde ab und an auch mal in den Nümbrechter Außenorten abhalten, damit die Wege kurz sind. Ich will mit den Bürgern im Gespräch bleiben, das ist der wesentliche Punkt.

