AboAbonnieren

Schnee und EisWintereinbruch im Oberbergischen Kreis sorgt für viele Unfälle

Lesezeit 4 Minuten

Schwer zu kämpfen mit dem Wetter hatten auch die Fahrer der Ovag, deren Busse immer wieder auf der Strecke blieben.

Oberberg – Viele, viele Unfälle, aber keine Schwerverletzten. Das ist die vorläufige Bilanz des Wintereinbruchs mit dichten Schneefällen an diesem Wochenende. Zwar, so heißt es, sei an vielen Stellen durchaus ein Verkehrschaos ausgebrochen, doch entspannte sich die Lage anschließend wieder. Mehr als 110 witterungsbedingte Einsätze zählte die Kreispolizei bis zum frühen Abend für das gesamte Wochenende.

Weichenstörung im Bereich Ründeroth

Nur bei Unfällen in Reichshof und in Gummersbach kamen drei Menschen zu Schaden: „Alle nur leichtverletzt, zum Glück“, sagte Hauptkommissar André Kuba von der Gummersbacher Leitstelle der Polizei am späten Sonntagnachmittag erleichtert.

Auf der Bahnstrecke zwischen Gummersbach-Dieringhausen und Engelskirchen herrschte dagegen gähnende Leere: Eine Weichenstörung im Bereich Ründeroth, so teilte die Deutsche Bahn Sonntag mit, verhinderte dort den Einsatz der Regionalbahn 25, einen Schienenersatzverkehr gab es laut Bahn aber nicht. Für weitere Informationen war das Unternehmen am Sonntag jedoch nicht zu erreichen. Dieser Ausfall und die anhaltend starken Schneefälle bescherten den Taxi-Unternehmen eine Flut von Aufträgen. „Wir fahren auf jeden Fall“, ließ eine der örtlichen Rufzentralen wissen.

Telefone standen nicht mehr still

Kaum zu Atem kamen währenddessen die Kräfte der Feuerwehren, die nicht nur mit Schneebruch und umgestürzten Bäumen zu kämpfen hatten, sondern auch mit liegengebliebenen Fahrzeugen oder Lastzügen, die sich festgefahren hatten oder ins Rutschen geraten waren – so wie in der Nacht zu Samstag, als die Löschzüge aus Gummersbach und Windhagen gegen 1 Uhr an die Westtangente (Bundesstraße 256) gerufen wurden.

Einen Lastzug machte die Gummersbacher Feuerwehr in der Nacht zum vergangenen Samstag auf der gesperrten Westtangente wieder flott, nachdem das Fahrzeug in eine Leitplanke gerutscht war und danach abzustürzen drohte.

Zwischen dem Kreisverkehr in Höhe des Abus-Werks und der Marienheider Ortschaft Kotthausen hatte sich ein Lastzug auf glatter Fahrbahn quergestellt, er drohte abzustürzen. „Er lehnte sich sozusagen an die Leitplanke“, beschreibt Gummersbachs Stadtbrandinspektor Detlef Hayer die Situation. Drei Stunden brauchten mehr als 21 Wehrkräfte, um den Sattelzug zu sichern. Während dieser Zeit war die Straße für den Verkehr gesperrt. „Große Unterstützung leistete der Baubetriebshof“, lobt Hayer die Kollegen von der Stadt, die mitten in der Nacht einen Streudienst kurzerhand organisierten. „Anschließend war der Lastwagen wieder flott.“

Dass das Wochenende so glimpflich abgelaufen ist, führt die Polizei vor allem auf die Vorsicht und die Besonnenheit der Autofahrer zurück: Unterwegs war nur, wer wirklich fahren musste, hieß es am Samstag. Und am Sonntag dann: „Die meisten Oberberger sind lieber zu Hause geblieben“, überlegte Hauptkommissar Kuba mit Blick auf das geringe Verkehrsaufkommen. Seit etwa 6.30 Uhr am Samstagmorgen hätten die Telefone in der Leitstelle nicht stillgestanden.

Waldbröls Liebespärchen kuschelte unter der Schneehaube.

Auf einer Länge von mehr als zehn Kilometern staute sich am Samstag jedoch auf der Autobahn 4 der Verkehr in Höhe der Anschlussstelle Engelskirchen: Gegen 11.15 Uhr war ein Fahrzeug auf glatter Straße ins Schleudern gekommen und in die Leitplanke geprallt. Nach Angaben der Kölner Leitstelle wurde bei diesem Unfall und etlichen weiteren Kollisionen niemand schwer verletzt. Und das sollte sich auch am Sonntag nicht ändern.

Bis etwa 10.30 Uhr am Samstagmorgen stand zudem am Rand der Wervershoofer Straße im Gummersbacher Gelpetal ein Lastzug einer Discounterkette in Fahrtrichtung Wegescheid, der weder vor noch zurück kam. „Und das seit 5 Uhr“, ergänzt Anwohnerin Inga Becher-Henn. „Das hat den Verkehr massiv eingeschränkt.“

Ein Postbote mit guter Laune

Ähnlich wie die Kräfte von Polizei und Feuerwehr hatten die Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe ebenfalls kaum Zeit zum Durchschnaufen: Seit dem frühen Samstagmorgen waren sie hart gefordert. Erst am frühen Nachmittag war etwa für Hardo Bay vom Bauhof der Gemeinde Nümbrecht die meiste Arbeit getan. „Seit 4.30 Uhr waren wir draußen“, blickt Bay zurück. Probleme habe vor allem der frische Schnee auf eisigem Untergrund bereitet. „Am schlimmsten war es in der Ortsmitte Nümbrechts“, sagt Bay. Doch auch da floss der Verkehr schon am Vormittag wieder nahezu reibungslos.

Rund um die Uhr waren die Streufahrzeuge des Landesbetriebs Straßenbau ebenso wie die Fahrzeuge der kommunalen Bauhöfe im Einsatz. Die Kräfte hatten zum Durchschnaufen keine Zeit.

Seit Freitag, 14 Uhr, waren die Räumfahrzeuge des Landesbetriebs Straßenbau NRW unterwegs, rund 700 sind es in ganz Nordrhein-Westfalen. „Unsere Kollegen schieben an solchen Tagen Dienst rund um die Uhr“, sagt Ingrid Scholtz, Sprecherin des Landesbetriebs. „Leider ist am Wochenende mehr Schnee gefallen als ursprünglich vorausgesagt worden war und wir erwartet haben.“ Ein Chaos sei im Bereich des Oberbergischen Kreises – bis eben auf den Stau bei Engelskirchen – jedoch ausgeblieben. Insgesamt sei der Landesbetrieb gut vorbereitet auf den Winter, urteilt Sprecherin Scholtz.

Mit bester Laune unterwegs war am Samstag der Brief- und Paketbote Uwe Olschewski, dem Schnee nichts ausmacht.

Doch gab es auch Oberberger, denen das Wetter nichts auszumachen schien, zum Beispiel Uwe Olschewski. Er sprang am Samstagmorgen aus seinem gelben Auto, als sei dies ein Tag wie jeder andere. Im Laufschritt eilte der Bote von Deutscher Post und DHL im Waldbröler Stadtzentrum von einem Briefkasten zum nächsten und lieferte schwungvoll seine Sendungen ab. „Das bisschen Schnee, das macht doch nichts!“, rief er gut gelaunt und flitzte wieder zum Auto. Und so gelassen wie Olschewski haben offenbar auch viele andere Oberberger das erste Winterwochenende des Jahres hingenommen.