WaldbrölKarnevalsgesellschaft nimmt Ehrung für früheren Erzbischof Meisner zurück

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In der Session 1993/94 war Michael Schenk Karnevalsprinz in seiner Heimatstadt.

In der Session 1993/94 war Michael Schenk Karnevalsprinz in seiner Heimatstadt.

Waldbröl – „Orden gegen den engen Horizont“ heißt eine närrische Auszeichnung der Waldbröler Karnevalsgesellschaft, die 1992 auch dem damaligen Erzbischof Joachim Kardinal Meisner verliehen wurde. Jetzt hat die KG diese Ehrung zurückgenommen und dem 2017 gestorbenen Geistlichen den Orden posthum aberkannt.

„Uns tut entsetzlich leid, was den Kindern passiert ist: Sie waren den Tätern hilflos ausgeliefert und gezwungen, stillzuhalten – und das in jeder Hinsicht“, erklärt KG-Sprecherin Sabine Schneider-Nosbach mit Blick auf die Aufarbeitung der „grausamen Taten vieler Kleriker und pastoraler Mitarbeiter der katholischen Kirche“ sowie auf die Vorwürfe der „absichtlichen Vertuschung und Verleumdung“ gegenüber Kardinal Meisner.

Schicksal von Michael Schenk gab den Ausschlag

Die Entscheidung, ihm diese Würdigung abzuerkennen, sei im Vorstand einstimmig gefallen, berichtet Schneider-Nosbach. Ein Anlass, so die Sprecherin, sei vor allem das Schicksal des heute 52 Jahre alten Geistlichen Michael Schenk, der als Kind im Alter von drei bis sechs Jahren in seiner Heimatstadt Waldbröl mehrfach von Geistlichen missbraucht worden ist.

In der Session 1993/94 war Schenk Karnevalsprinz in der Marktstadt. Zudem ist der Diplom-Theologe heute noch Mitglied der KG, mit sieben stand er zum ersten Mal auf der närrischen Bühne. „Für ihre Entscheidung verdient die Gesellschaft den allerhöchsten Respekt“, betont Schenk. „Denn damit zeigt sie mehr Courage als so manche Pfarrgemeinde in dieser Zeit.“

Die KG geht derweil aber noch weiter: Zudem werde Kardinal Meisner als Ordensträger auch aus den Annalen der Karnevalsgesellschaft gelöscht.

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„Im Sinne aller Opfer und aller anderen Ordensträger möchte die KG diesen Orden weiterhin als besondere Würdigung werten und von diesen Vorfällen Abstand nehmen“, teilt die Waldbröler KG in ihrer Erklärung mit und betont: Sie distanziere sich von allen Beschuldigten, werde aber die guten Beziehungen zur katholischen Kirche in vollem Umfang weiterführen.  

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