In Waldbröl wird die Gründung der Großpfarrei St. Michael und St. Gertrud vollzogen. Zudem gibt es Neuigkeiten zum beurlaubten Pfarrer Tobias Zöller.
Katholische KircheIn Oberbergs Süden verschmelzen neun Pfarrgemeinden unter einem Dach

Verwaltungssitz der neuen Großpfarrei St. Michael und St. Gertrud ist das Pfarrhaus von St. Michael an der Hochstraße in Waldbröl. Es ist zudem eine der 27 Geschichtsstationen in der Marktstadt.
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Mit einem Festgottesdienst unter der Leitung von Weihbischof Ansgar Puff am Neujahrstag (1. Januar 2026) begrüßen die Katholikinnen und Katholiken im Kreissüden die neue Großpfarrei St. Michael und St. Gertrud. Und sie nehmen Abschied vom Sendungsraum Oberberg-Süd und damit auch von den neun bisher eigenständigen Pfarreien, deren Kirchenvorstände aufgelöst und unter dem Dach des neuen Verbundes angesiedelt werden.
Der Seelsorgebereich „An Bröl und Wiehl“ mit Sitz in Waldbröl und die Pfarreiengemeinschaft Morsbach – Friesenhagen – Wildbergerhütte sind danach ebenfalls Geschichte, auch übernimmt die gemeinnützige Gesellschaft Katholino, ein im Oktober vergangenen Jahres gegründetes Tochter-Unternehmen des Erzbistums Köln, die Trägerschaft über vier katholische Kindertagesstätten in Oberbergs Süden. Es sind die Kitas St. Michael in Waldbröl, St. Antonius in Reichshof-Denklingen, St. Franziskus in Wiehl und die Morsbacher Kita „Regenbogen“.
Nach der Entpflichtung des Morsbacher Pfarrers Tobias Zöller arbeitet Kaplan Markus Brandt als Pfarrverweser
Die Pläne des Kölner Erzbistums, den erst zum 1. April 2021 gegründeten Sendungsraum Oberberg-Süd zugunsten einer Großpfarrei mit einer schlankeren Verwaltungsstruktur aufzulösen, hatte Tobias Zöller, damals Leitender Seelsorger des Sendungsraums, im November vergangenen Jahres öffentlich gemacht. Der Morsbacher sollte dann auch die neue Großpfarrei führen, doch gab der 46-Jährige im April bekannt, dass die Polizei Ermittlungen gegen ihn eingeleitet habe. Er bat das Erzbistum um Entpflichtung – dieser Bitte wurde entsprochen, als Pfarrverweser hat das Erzbistum den Morsbacher Kaplan Markus Brandt (50) eingesetzt und ihm Zöllers Aufgaben übertragen.
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„Es besteht Konsens unter den Gremienvertretern, dass der neue Kirchenvorstand aus Mitgliedern aller ehemaligen Pfarreien bestehen soll“, sagt Kaplan Markus Brandt, der zum Pfarrverweser berufen worden ist (hier im April 2025 bei der Karfeitagsmusik in Morsbach-Holpe).
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„Im Wesentlichen handelt es sich bei der Fusion um eine Verwaltungsreform, da alle Gemeinden bestehen bleiben und keine Kirche geschlossen wird“, versichert Brandt, der als Geistlicher gemeinsam mit der neuen Verwaltungsleiterin Melanie Pantel für die neue Großpfarrei in der Verantwortung steht – so lange, bis ein neuer Pfarrer gefunden sei, sagt der gebürtige Berliner. Als Pfarrkirche gewählt worden ist das Waldbröler Gotteshaus St. Michael, zweite Hauptkirche ist die Basilika St. Gertrud in Morsbach.
In der Marktstadt befinden sich ab sofort der Verwaltungssitz der Großpfarrei und das Pastoralbüro. Brandt: „Die bisherigen Büros in Denklingen, Morsbach und Wiehl bleiben aber als Kontaktstellen bestehen, um auch in der Fläche für die Gemeindemitglieder erreichbar zu sein“, schildert Kaplan Brandt.
Aus der Pastoraleinheit Oberberg-Süd übernommen werde das vor zwei Jahren etablierte Modell der Gemeinderäte: „Ihre Aufgabe ist es, zusammen mit dem Pastoralteam, das Gemeindeleben in der jeweiligen Gemeinde zu fördern.“ Dafür gebe es ein eigenes Budget. „Das Pastoralteam, das bereits für alle Gemeinden zuständig ist, setzt seine Arbeit wie gewohnt fort.“ So bleibe der Schwerpunkt der Seelsorge auch nach der Fusion in den Gemeinden. Jedoch müsse dort bald ein neues Gebäudekonzept erarbeitet werden.
Im März 2026 sollen der zentrale Kirchenvorstand und ein neuer Pfarreirat für Oberberg-Süd gewählt werden
Die bisherigen neun Kirchenvorstände mit jeweils sechs bis zehn ehrenamtlich Tätigen sollen in einem einzigen Gremium aufgehen, dem Markus Brandt zufolge zwölf Mitglieder angehören. Geplant sind die Wahlen für den 21. und 22. März, hinzukommt ein neuer Pfarreirat. „Es besteht Konsens unter den Gremienvertretern, dass der neue Kirchenvorstand aus Mitgliedern aller ehemaligen Pfarreien bestehen soll.“
Den zentralen Vorstand sollen dann Ortsausschüsse unterstützen, die sich vor allem, aber nicht allein, aus ehemaligen Vorständen zusammenfinden. „Ich bin guter Dinge, dass uns dies auch gelingen wird und kein Kandidat abspringt“, gibt sich Brandt optimistisch. Vorteil dieser Ausschüsse sei, „dass die persönliche Verantwortung der Mitglieder geringer ist und auch die Altersgrenze von 75 Jahren nicht gilt“.

Michael Dietershagen aus Morsbach möchte künftig keine Ämter mehr übernehmen und sich in der neuen Großpfarrei engagieren.
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Unterdessen ist wohl nicht jedem der insgesamt 17.000 Gläubigen gerade nach Feiern zumute: Viele hätten sich von der katholischen Kirche abgewandt und wollten auch von der neuen Großpfarrei nichts wissen, heißt es. Einer davon ist Michael Dietershagen, bis 31. Dezember noch im Kirchenvorstand der Pfarreiengemeinschaft Morsbach – Friesenhagen – Wildbergerhütte tätig.
„Alles, was nach der Beurlaubung Zöllers kam, kann ich nur als Katastrophe beschreiben“, sagt der 57-Jährige – und mit Blick auf die Zusammenlegung der Gemeinden: „Es gibt kein Konzept mehr, keine Struktur.“ Von den zurzeit neun Mitgliedern im Morsbacher Vorstand von St. Gertrud seien nur zwei bereit, sich weiterhin zu engagieren und ein Amt zu übernehmen, ergänzt der Morsbacher. Es bestehe einfach kein Interesse mehr. „Ich selbst stelle mich nach der automatischen Auflösung zum Jahresende auch nicht mehr zur Verfügung“, betont Dietershagen. Dem Festgottesdienst zur Fusion werde er wahrscheinlich fernbleiben.
Kommentieren möchte dies Pfarrverweser Markus Brandt auf Nachfrage der Redaktion nicht. Er sagt: „Die Verwaltungsleiterin Melanie Pantel und ich sind der Überzeugung, dass wir für die Fusion in jeglicher Hinsicht gut aufgestellt sind und diese auch reibungslos vollzogen werden kann.“
Das ist zurzeit bekannt zu Pfarrer Tobias Zöller aus Morsbach
Mit der Gründung der neuen Großpfarrei war zunächst Tobias Zöller als Leitender Geistlicher beauftragt. Das Ende dieser Arbeit wird der Morsbacher wohl aus der Ferne erleben: Es heißt, er sei in die Nähe von München gezogen und habe dort ein Studium begonnen, in dem es unter anderem um die Verwaltung von Immobilien gehe.
Im April dieses Jahres war bekanntgeworden, dass die Polizei gegen den 46-Jährigen ermittelt. Danach bat der Geistliche das Erzbistum um seine Entpflichtung zum 30. Juni, mit einem Proklamandum in den Gottesdiensten am Palmsonntag entsprach das Erzbistum diesem Anliegen. Seither herrscht Rätselraten darum, was geschehen ist. Zöller selbst bestätigte immer wieder, dass die Polizei gegen ihn ermittle – warum, dazu schwieg er selbst allerdings ebenso wie sein Arbeitgeber. Wie weit diese Nachforschungen inzwischen gediehen sind, ist offen.

Tobias Zöller aus Morsbach sollte die Leitung der neuen Großpfarrei St. Michael und St. Gertrud Oberberg-Süd übernehmen. Doch dann gab er bekannt, dass die Polizei Ermittlungen gegen ihn aufgenommen habe.
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Nach Informationen dieser Zeitung aber hat die Kölner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen im November von der Polizei in Oberberg übernommen. Dem Vernehmen nach ist die in der Domstadt ansässige Zentralstelle für Cyber-Kriminalität involviert. Eine Anfrage dieser Zeitung beantwortet Miriam Margerie, Oberstaatsanwältin und Sprecherin der Zentralstelle, ohne auszuführen, ob es überhaupt ein Verfahren gegen den Geistlichen Zöller gibt: Aufgrund zu wahrender Persönlichkeitsrechte könne sie weiterhin keine Auskünfte zu einem „etwaig anhängigen Ermittlungsverfahren“ erteilen.
Pfarrer Tobias Zöller war für die Redaktion telefonisch diesmal nicht zu erreichen. Für das Kölner Erzbistum verweist Sprecher Stephan Hammers auf Anfrage darauf, dass sich dieses abseits des verlesenen Proklamandums zu Personalangelegenheiten nicht äußere.
Das ist die neue Großpfarrei im Süden Oberbergs
In der neuen Pfarrei St. Michael und St. Gertrud Oberberg-Süd verschmelzen am 1. Januar 2026 diese bisher eigenständigen Gemeinden:
- St. Antonius, Reichshof-Denklingen
- St. Bonifatius,Wiehl-Bielstein
- St. Bonifatius, Reichshof-Wildbergerhütte
- St. Gertrud, Morsbach mit Alzen und Ellingen
- St. Joseph, Morsbach-Lichtenberg
- St. Mariä Heimsuchung, Morsbach-Holpe
- St. Mariä Himmelfahrt, Wiehl mit Feld
- St. Sebastianus, Friesenhagen mit Steeg
- St. Michael, Waldbröl mit Schönenbach und Ziegenhardt sowie Nümbrecht
Die Festmesse in der Waldbröler Kirche St. Michael, Inselstraße 2, hält am Donnerstag, 1. Januar 2026, der Kölner Weihbischof Ansgar Puff. Sie beginnt um 15 Uhr, ihr folgt ein festlicher Empfang im Pfarrheim an der Vennstraße.

