An der KreisgrenzeEuropas größtes Outlet soll nahe Oberberg gebaut werden

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Outlet Remscheid

So soll es einmal aussehen: Eine Ansicht des geplanten Outlet-Centers in Remscheid-Lennep.

In Remscheid-Lennep soll Europas größtes Outlet-Center entstehen – Auswirkungen auch auf Oberberg.

Oberberg Europas größtes Outlet-Center soll in Remscheid-Lennep entstehen – in unmittelbarer Nähe zum Oberbergischen Norden. Ein Projekt, das Auswirkungen auf die ganze Region haben dürfte. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was genau ist in Remscheid-Lennep geplant?

Auf und an dem Gelände des Röntgen-Stadions an der Wupperstraße in Remscheid-Lennep plant Investor Philipp Dommermuth ein großes Outlet-Center. Vorgesehen sind bis zu 140 Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 18 000 Quadratmetern und knapp 2000 Parkplätzen. Die Investitionssumme soll rund 150 Millionen Euro betragen. Das Grundstück ist rund 6,5 Hektar groß, der Kaufpreis beträgt knapp 15 Millionen Euro. Die Eröffnung ist für das Jahr 2027 angepeilt. Die Stadt Remscheid unterstützt das Projekt. Der Investor verspricht, rund 1000 Arbeitsplätze zu schaffen, der Eigentümer, eine GmbH, werde in Remscheid ansässig sein und dort auch Gewerbesteuern zahlen. Shopping und Nachhaltigkeit sollen verknüpft werden. Die Gebäude sollen begehbare, parkähnliche Dachflächen erhalten, geplant sind Erdwärme, Solarstrom und Toiletten mit Regenwassernutzung.

Wie sieht die Vorgeschichte des Outlet-Centers aus?

Pläne für ein Outlet-Center in Lennep gibt es schon lange. Doch Anfang 2023 hatte sich – nach einem jahrelangen Rechtsstreit – einer der Investoren, die britische Gruppe McArthur Glen, zurückgezogen. Das Bundesverwaltungsgericht hatte den damaligen Bebauungsplan, der ein noch größeres Outlet-Center vorsah, aufgrund von Fehlern bei der Verkaufsfläche für unwirksam erklärt. Die Stadt Remscheid aber wollte an dem Projekt festhalten und einigte sich letztendlich mit Philipp Dommermuth.

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Welche Waren sollen in Lennep angeboten werden?

 In erster Linie soll es Markenbekleidung geben, außerdem unter anderem Schuhe und Sportschuhe, Spielwaren, Haushaltswaren, Sportgeräte, Uhren und Schmuck sowie mehrere Restaurants. Im noch anstehenden Bauleitverfahren soll die Verträglichkeit der Verkaufsflächen geprüft werden.

Wer ist der Investor des Outlet-Centers?

Gesellschafter der Outlet Remscheid GmbH & Co. KG sind Ralph und Philipp Dommermuth. Der Familie gehört der Internetkonzern „1&1“ und sie steht hinter einem Outlet in Montabaur in Rheinland-Pfalz, das als Vorbild für Lennep dienen soll.

Welche Argumente haben die Kritiker?

 Der Verein „Bürgerinitiative Lennep“ steht dem Projekt sehr kritisch gegenüber. Die Mitglieder befürchten viel zusätzlichen Autoverkehr, Lärm und zu wenig Parkplätze. „Sämtliche Klimaschutzbemühungen der Stadt Remscheid werden so konterkariert und der Lächerlichkeit preisgegeben“, so der Verein auf seiner Internetseite. Dem Investor werfen sie vor, entgegen seinem Versprechen 55 Bäume gefällt zu haben.

Was sagen die Wipperfürther Einzelhändler?

Udo Höfer ist Inhaber eines Sportgeschäfts in der Hansestadt. „Es kann sein, dass der eine oder andere Kunde abwandert, aber Sorgen mache ich mir deshalb nicht. Die Konkurrenz im Internet ist ein viel größeres Problem.“ Oliver Jacobs hat im vergangenen Jahr ein Concept-Store in Wipperfürth eröffnet. „Was großen Outlet-Centern fehlt, ist Individualität und Charme, sie sind nur auf Masse und Massenkonsum ausgerichtet, dort fehlt es an persönlicher Bindung, und oft Beratung. Wer markenaffin ist, wird dort natürlich fündig, wer Besonderes und Ware mit Wertigkeit sucht, ab vom Mainstream, wird dort wohl eher nicht glücklich. In Zeiten von Insolvenzen gerade großer, langjähriger Konzerne ist in meinen Augen solch ein Vorhaben keine Bedrohung. Ich habe einige Kunden aus Großstädten, die Entschleunigung suchen und sich der Masse entziehen wollen. Ich möchte weiterhin an Positivität arbeiten, Negatives gibt es genug, und warum nicht den Gedanken fördern, dass so ein Center auch Touristen in die Region locken kann und diese das Bergische Land entdecken wollen. Das liegt jedoch dann in den Händen einer gut angelegten Marketingkampagne.

Was sagt das Wipperfürther Citymanagement?

 Lars Schreckegast ist Citymanager der Hansestadt Wipperfürth und damit auch für das Thema Einzelhandel zuständig. „Ganz allgemein ist dies natürlich ein Projekt mit Strahlkraft und in einer Entfernung, die auch die Bürgerschaft des gesamten Nordkreises anspricht. Lennep ist ja sogar auf direktem Wege mit dem ÖPNV zu erreichen. Es ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch potenzielle Kaufkraft aus Wipperfürth nach Lennep abwandert. Allerdings müssten dann ja Geschäfte in direkter Konkurrenz zu unserem Einzelhandel stehen. Der Wipperfürther Einzelhandel ist bis auf ein paar Ausnahmen recht individuell aufgestellt und hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er mit Widrigkeiten kreativ umgehen und Lösungen finden kann“, so Schreckegast. Der Citymanager möchte positive Aspekte in den Vordergrund stellen. Mehr Besucher würden die Region bekannter machen. Es gebe eine große Chance in der Ansiedlung des Outlet-Centers, denn das Potenzial, dass Tagesausflügler nicht nur shoppen, sondern sich auch die Umgebung ansehen und erleben wollten, steige dadurch.

Was sagen andere Nachbarstädte?

 Die Meinungen gehen auseinander: Im benachbarten Radevormwald sehen die Händler dem Outlet mehrheitlich entspannt entgegen, Bürgermeister Johannes Mans begrüßt das Projekt. In Wermelskirchen will man genau hinschauen, welche Produkte und Marken in Lennep angeboten werden. Gegenwind kommt aus dem märkischen Halver – rund 20 Autominuten entfernt. Der Planungsausschuss der Stadt Halver befürchtet negative Auswirkungen auf den eigenen Einzelhandel und fordert ein deutlich kleineres Outlet in Lennep. Im Zuge des Bauleitplanverfahrens können alle benachbarten Kommunen Stellung beziehen.

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