„Wohnen an der Strunde“Stadtquartier entsteht auf der Industriebrache Wachendorff

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Der achteckige Wasserturm der ehemaligen Papierfabrik Wachendorff bleibt erhalten. Andere Fabrikgebäude sind inzwischen verfallen.  

Bergisch Gladbach – Es könnte jenes Happy End werden, auf das die Stadt seit 20 Jahren wartet: eine Nutzung des alten Wachendorff-Geländes in Gronau. Zusammengefasst mit dem benachbarten Mischgebiet Kradepohl könnte sich auf dem insgesamt fünf Hektar großen Areal bald etwas tun. Allerdings wird das Projekt eines Stadtquartiers „Wohnen an der Strunde“ kein Selbstläufer.

Politik verlangt feste Zusagen für Sozialwohnungen

Bei der Politik stößt das neue Konzept des Investors und Eigentümers CG Elementum mit Hauptsitz in Berlin zwar grundsätzlich auf Zustimmung. Vorgesehen ist ein Mix aus Wohnen, Arbeiten und sozialen Einrichtungen. Aber eine Euphorie ist zumindest in der Sitzung des Planungsausschusses nicht zu spüren. Obwohl das an der Strunde liegende Areal der ehemaligen Papier- und Pappenfabrik C. F. Wachendorff seit 2003 brachliegt. Es gab mehrere gescheiterte Versuche von Investoren, das Gebiet wiederzubeleben.

Kernpunkt der Kritik von Ampel-Koalition und Freien Wählern: Die Zusage des Investors, dort auch sozialen Wohnungsbau zu etablieren, müsste als festes Entwicklungsziel vereinbart werden. Mindestens 30 Prozent der Bruttogeschossfläche für Wohnen – so wie es auch der Entwurf des neuen Wohnraumkonzepts vorschlägt – soll als geförderter Wohnungsbau erstellt werden. Zusätzlich sollen Vereinbarungen über preisgedämpften Wohnungsbau getroffen werden, wo die Mietpreise um einige Euro unter dem marktüblichen Niveau liegen.

306 Millionen Euro Investitionskosten

Bis diese Punkte verbindlich geklärt sind, wird nun die erste frühzeitige Bürgerbeteiligung im Rahmen des neu aufzustellenden Bebauungsplans verschoben. So lautet der Beschluss mit den Stimmen von Grünen, SPD, FDP und Freier Wählergemeinschaft. Damit dürfte der Zeitplan von CG Elementum nicht einzuhalten sein. Geplant war, 2023 mit den Bauarbeiten zu beginnen, so dass bereits Ende 2025 die ersten Mieter einziehen könnten.

Die Investitionskosten kalkuliert das Unternehmen auf 306 Millionen Euro, hieß es zuletzt. Ob es dabei bleibt und ob sich die von der Stadt verlangte Quote für sozialen Wohnungsbau negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirken könnte, dazu nimmt das Unternehmen gestern keine Stellung – „zu wenig Zeit für den internen Abstimmungsbedarf“, erklärt Robert Hesse von der Geschäftsführung.

Insgesamt sind 450 Wohneinheiten vorgesehen

Marcus Zischg vom Vorstand des Bauprojektentwicklers kommt in der Ausschusssitzung kurz zu Wort: „Insgesamt 8000 Quadratmeter sind für sozialen Wohnungsbau vorgesehen.“ Zischg und sein Team sind davon überzeugt, mit ihren Planungen „einen guten Impuls zu geben für die Entwicklung Gronaus“.

Im Plangebiet sollen 450 Wohneinheiten in verschiedenen Größen und Preissegmenten errichtet werden. Gebaut wird in zwölf bis zu fünfgeschossigen Gebäuderiegeln. „Kein Gebäude wird höher sein als das alte 15 Meter hohe Kesselhaus“, betont eine Planerin bei der Präsentation des Konzepts.

Dazu kommen ein Seniorenheim mit betreutem Wohnen, eine Kita sowie eine dreizügige Grundschule mit einer eigenen Turnhalle. „Geprüft wird derzeit, ob das Dach als Schulhof genutzt werden kann“, informiert die Planerin. Die Einrichtung wird im Westen auf der Kradepohlswiese platziert und soll an die Stadt verpachtet werden.

Autoverkehr soll möglichst fern gehalten werden

Als Treffpunkte im Viertel sind ein Veranstaltungsort sowie begrünter Platz geplant. Kleinere Gewerbeeinheiten wie etwa ein Ärztehaus sowie Büronutzungen sind ebenfalls vorgesehen. Der Versiegelungsgrad beträgt 56 Prozent der Fläche. Alle Flachdächer werden mit Photovoltaikzellen ausgestattet.

Autoverkehr soll möglichst aus dem Quartier herausgehalten werden. Der Parkplatz hinter dem Saal 2000 wird gepachtet und mit einem Parkhaus bebaut.

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Vom alten Wachendorff bleiben nur Kesselturm, Schornstein und Klärturm im Zentrum des Quartiers übrig. Inwieweit weitere Fabrikgebäude erhalten oder wenigstens die Fassaden rekonstruiert werden können, soll im weiteren Verfahren geprüft werden.

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