Bauland in Bergisch GladbachHaus und Grund wirft Stadt „sozialistisches Ideengut“ vor

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Mehrere Hundert Mitglieder waren zur Versammlung in den Bergischen Löwen gekommen. 

  • Der Haus- und Grundbesitzerverein Bergisch Gladbach hält nicht viel von der neuen Baulandstrategie der Stadt.
  • Neben erhöhten Kosten sehen die Immobilienbesitzer auch praktische Probleme in der Durchführung.
  • Und dann sind da noch grundsätzliche politische Erwägungen, die Haus und Grund gegen die Stadt ins Feld führt.

Bergisch Gladbach – Für den größten Verein im Kreis darf es gern das Bürgerhaus Bergischer Löwe sein. 6672 Mitglieder hat Haus und Grund Rhein-Berg, ein kraftvoller Zusammenschluss von Immobilieneigentümern und Vermietern – ein kleiner Saal reicht da nicht aus. Und der Löwe war in der Tat nahezu ausgebucht: Mehrere Hundert Mitglieder waren der Einladung des Vorsitzenden Peter Müller zur Mitgliederversammlung 2018 gefolgt.

Dicht gedrängt saßen die Besucher an den Tischen. Harmonisch verliefen die Formalia: Jürgen Kops als stellvertretender Vorsitzender und die Vorstandsmitglieder Ludwig-Peter Krämer und Friedel Burghoff erhielten für ihre Wiederwahl in offener Abstimmung einstimmige Ergebnisse.

Kritisches gab es hingegen zu manchen Entwicklungen in der Politik. In seiner programmatischen Ansprache nahm der Vorsitzende die Kreisstadt ins Visier, Müllers Blick ging geradewegs zur kürzlich beschlossenen „Baulandstrategie“. Sie bedeutet, dass die Kommune Grundstücke bei neu aus dem Flächennutzungsplan zu entwickelnden Baugebieten günstig erwirbt, nach Abschluss der Verfahrens teurer verkauft und mit dem Gewinn Infrastruktur schafft.

Mehr bezahlbarer Wohnraum werde auf diese Weise aber nicht zustande kommen, kritisierte Müller vor seinen Mitgliedern. „Da werden zweimal Notarkosten und zweimal Grunderwerbsteuer fällig.“ Es bestehe „leichte Hoffnung“, dass sich am Verfahren noch etwas ändern könne. „Es fehlen noch die Ausführungsbestimmungen.“

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Falls bei zehn Eigentümern, die über Grundstücke in einem Bebauungsplangebiet verfügten, auch nur einer nicht bei der Baulandstrategie mitziehen wolle, platze das gesamte Verfahren. „Einen Hauch von sozialistischem Ideengut“ sah Müller am Horizont von Bergisch Gladbach aufziehen.

Aber auch auf Bundesebene läuft beim Thema Wohnungsbau nach Ansicht Müllers längst nicht alles rund. Die Idee einer Grundsteuer-Aufteilung zwischen Mietern und Vermietern sollte keineswegs weiter verfolgt werden. Als „Gedankengut sozialistischer Politik“ und „Horrorszenario“ geißelte er diese Idee. Folge davon könne nur ein weiterer Anstieg der Mietpreise sein, kein größeres Angebot an Wohnraum. „Dirigistische Eingriffe“ der Politik, etwa der für Berlin geplante Mietpreisdeckel, seien der falsche Weg. „Das Problem besteht in Angebot und Nachfrage. Es müssen mehr Anreize fürs Bauen geschaffen werden.“ Unterstützung bekam Müller vom Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU). Er führte die lange Liste der Ehrengäste an, die weiter zum Landtagsabgeordneten Rainer Deppe (CDU) und zu Landrat Stephan Santelmann (CDU) führte. Aus Rösrath und Kürten waren die Bürgermeister Marcus Mombauer (CDU) und Willi Heider (parteilos) im Saal, für Bergisch Gladbach der stellvertretende Bürgermeister Michael Zalfen (SPD). Tebroke pflichtete dem Vorsitzenden bei, eine Umlage-Aufteilung der Grundsteuer werde „wahrscheinlich Mieterhöhungen“ mit sich bringen. „Wir wollen diese Aufteilung nicht“, sprach er als Mitglied der CDU-CSU-Bundestagsfraktion. Einen Blick auf die „Entwicklung der Immobilienmärkte in Rhein-Berg“ warf Festredner Matthias Wirtz, Leiter Research bei der Immobilienabteilung der Kreissparkasse Köln. Die Dynamik der Preise werde „langsam abebben“, erklärte er. „Das heißt aber nicht, dass sie sinken.“ Eher werde es eine „Seitwärts-Aufwärts-Bewegung“ geben, mit kräftigerem Zug in den gut vom ÖPNV erschlossenen Gebieten. Mit den Babyboomern der 60er Jahre komme eine ganze Generation bald ins Rentenalter, schaute er voraus. „Die Wohnungsanforderungen werden sich deshalb massiv ändern.“ Schon jetzt sei absehbar, dass es einen Mangel an altersgerechten Wohnungen für diese Zielgruppe geben werde.

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