Kanalisation in Bergisch GladbachKreisstadt verbaut 228 Millionen Euro

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Bergisch_Gladbach

Symbolbild

Bergisch Gladbach – Die Kreisstadt schaut in die Röhre. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Es geht um die Abwasserrohre im Untergrund. Vor fünf Jahren, als darüber das letzte Mal intensiv im Fachausschuss beraten wurde, brachten die Politiker 169 Millionen Euro für 121 Einzelmaßnahmen auf den Weg. Neue Rohre, sanierte Rohre, neue Regeln für Niederschlagswasser, dann der Klimawandel mit Schutz vor Starkregen, Erweiterung bei Baumaßnahmen, neue Baugebiete. Da kam jede Menge zusammen.

Stadt macht eine große Rechnung auf

Jetzt wird in der nächsten Woche wieder über die Kanalisation gesprochen, die Beratung im Fachausschuss steht an. Und die Stadt macht erneut eine große, eine gewaltige Rechnung auf: Diesmal stehen sogar weit über über 200 Millionen auf der „To-do-Liste“, exakt 228 Millionen Euro für rund 120 Projekte in den nächsten sechs Jahren.

Bei dieser Summe kann einem schon schummrig werden: Die städtischen Abwasseringenieure haben in den Jahren 2021 bis 2027 mächtig was vor der Brust. Mit dem Landeswassergesetz hat NRW eine Handhabe, gegen die die Stadt nicht ankommt.

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Sie muss handeln und das zügig. Tut sie das nicht, droht schlimmstenfalls in einigen betroffenen Gebieten ein Baustopp, heißt es in der Verwaltung. Ratsmitglieder könnten in die persönliche Haftung genommen werden.

Bürgermeister könnte persönlich haftbar gemacht werden

Auch dem Bürgermeister könnte bei Nicht-Handeln so etwas passieren. Tatsächlich stammt vieles, was bis 2027 umgesetzt werden soll, aus dem vorherigen Abwasserbeseitigungskonzept. Das läuft 2020 aus, alle sechs Jahre müssen die Kommunen aktualisieren.

Fachkräftemangel ist da nur ein Aspekt, der Maßnahmen verzögert hat. 89 Kanal-Maßnahmen rücken von der alten Liste in die neue, die bis 2027 reicht. 125 Millionen Euro sind damit die Grundlage.

Neu hinzu kommen 45 Maßnahmen im Umfang von 103 Millionen. Was dann die Megasumme von 228 Millionen ergibt. Die Liste, die die Stadt im Fachausschuss vorstellt, geht über sechs eng bedruckte Seiten und hat – mit einer Ausnahme – nicht „die“ große Kanalbaumaßnahme. Viele mittelgroße Arbeiten im Untergrund summieren sich und türmen sich am Ende zu einem Ausgaben-Massiv an.

Größer Einzelposten ist die „Integration“ des Zanders-Areals ans Abwassernetz, angerechnet mit 26,2 Millionen Euro. Auch die Vielzahl der möglichen Baugebiete im neuen Flächennutzungsplan wecke „Begehrlichkeiten“ – hier müssen die Kanalgrößen passen. Nicht unerwähnt lässt die Stadt auch den geplanten Grünen Mobilhof, die Feuerwache Süd und das Innovationszentrum der Kreishandwerkerschaft in Heidkamp.

Viel Spielraum bleibt demnach nicht für die städtischen Akteure. Für eine Schulsanierung, das zum Vergleich, hat die Stadt zuletzt rund 30 Millionen ausgeben müssen – was die Dimension des Ganzen ahnen lässt.

Verwirklicht werden bis 2026 allenfalls 60 Prozent

Jetzt ist das, was davon in den nächsten Jahren umgesetzt werden kann, auch für die städtischen Planer ungewiss. Hundert Prozent werden es nicht sein, 40 oder 60 Prozent erscheinen halbwegs realistisch. Das hat Auswirkungen auf die Refinanzierung, die ja auch irgendwie gelingen muss.

Sollte die Quote bei 60 Prozent liegen, würde der Kubikmeter Schmutzwasser bis zum Jahr 2032 um 38 Cent teurer werden (aktuell 3,12 Euro), beim Niederschlagswasser um 78 Cent (aktuell 1,19 Euro). Im Gebührenvergleich der bergischen Kommunen liegt Bergisch Gladbach bislang eher am unteren Rand.

Das Projekt auf die lange Bank schieben, ist übrigens auch keine Lösung. Dann tauchen die geschoben Projekt im übernächsten Konzept ab 2027 wieder auf.

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