Sexualisierte GewaltBethe-Stiftung verdoppelt Spenden für Kinderschutzbund Rhein-Berg

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Britta Widdig (Fachkraft für Kinderschutz) mit Katrin Fassin (pädagogische Leiterin) und dem Vorsitzenden Michael Zalfen (v. l.).

Britta Widdig (Fachkraft für Kinderschutz) mit Katrin Fassin (pädagogische Leiterin) und dem Vorsitzenden Michael Zalfen (v. l.).

Bergisch Gladbach – Spätestens seit dem aufschreckenden Skandal um die Kinder-Pornografie in der Kreisstadt sind die Menschen mehr sensibilisiert für die ersten Anzeichen sexuellen Missbrauchs in ihrer Umgebung. Bei der Präventions- und Anlaufstelle des Deutschen Kinderschutzbundes im Rheinisch-Bergischen Kreis mehren sich die Meldungen von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, insbesondere von sexualisierter Gewalt.

„Es gab im vergangenen Jahr mehr als 60 Beratungsanfragen im Bereich der sexualisierten Gewalt, die entsprechend begleitet wurden“, informierte der Vorsitzende Michael Zalfen bei einem Pressegespräch des Kinderschutzbundes in der Alten Schule Heidkamp. „Die Tendenz ist steigend, es vergeht keine Woche, in der es nicht Anfragen gibt.“

Rhein-Berg: Hohe Dunkelziffer

Vermehrt werden körperliche Gewalt, Vernachlässigung, sexualisierte Gewalt und massive Entwicklungsverzögerungen gemeldet. Die sexualisierte Gewalt durch Kinder erhöhte sich sogar von acht Fällen im Jahr 2020 auf 21 Fälle im Folgejahr 2021. „Es ist, als hätten sie in der Pandemiezeit ihr Sozialverhalten verloren“, kommentiert die pädagogische Leiterin Katrin Fassin.

Eine hohe Dunkelziffer gebe es bei sexueller Gewalt in den Schulen: In einer Klasse mit 20 Mädchen und Jungen seien ein bis zwei Kinder davon betroffen. Anders als beispielsweise in Odenthal seien die Menschen in Bergisch Gladbach seit den massiven Missbrauchsfällen jedoch weitaus aufmerksamer in ihrer Beobachtung. „Die Menschen wissen jetzt, das gibt es auch in unserer Nachbarschaft“, so Fassin.

Arbeit bekannter machen

Umso wichtiger sei es, die Fachberatungsstelle des Kinderschutzbundes als Anlaufstelle für Menschen bekannter zu machen, die eine Kindesmisshandlung vermuten. Dabei sei das Zeitfenster, in dem sich das Kind öffne, oft nur kurz. „Aber es hat keinen Grund zu sagen, mein Opa fasst mich immer so an“, so Fassin. Drei Viertel der Täter seien den Kindern bekannt, die meisten kämen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis, vor allem bei Mädchen, bei Jungen auch aus dem sozialen Nahbereich wie Sport und Kirche.

Als Präventions- und Anlaufstelle bei Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, mit Fachberatung und Fortbildung im Kinderschutz, Begleitung, Kinder- und Jugendtelefon sowie Familienhilfe setzt sich der Kinderschutzbund für den Schutz und die Rechte der Kinder ein. Flyer wie „Mehr Blick“, „Was tun bei sexualisierter Gewalt“ oder „Fühlfragen“ tragen zur einer ersten Kontaktaufnahme bei den Anlaufstellen bei.

Kinderschutzbund braucht Geld

Damit die Arbeit des Kinderschutzbundes auch weiterhin in hoher Qualität geleistet werden kann, wird dringend Geld für die Weiterqualifizierung der Fachkräfte, aber auch für die Miete und die digitalen Endgeräte benötigt. „Corona hat für uns finanzielle Einbußen trotz hohem ehrenamtlichen Engagement gebracht – wir sind in eine Schieflage geraten, die wir mit einer aktiven Spendenaktion und mit Hilfe der Bethe-Stiftung versuchen auszugleichen, um weiterhin Prävention und Beratung durchführen zu können und weiter Angebote für Kinder und ihre Familien bereitzuhalten“, berichtet Zalfen. Der Spendenbedarf liege bei rund 40.000 Euro, die Bethe-Stiftung wolle eingehende Spenden bis zu einem Betrag von 10.000 Euro verdoppeln.

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Weitere Infos über die Spendenaktion und das Konto unter dem Stichwort „Missbrauch vorbeugen“ sind im Internet zu finden.

Deutscher Kinderschutzbund, Kreisverband Rheinisch-Bergischer Kreis e. V., Bensberger Straße 133, 51469 Bergisch Gladbach, Telefon 02202-399224.

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