Overath wählt erneut den WechselChristoph Nicodemus gewinnt die Bürgermeisterwahl

Lesezeit 3 Minuten
Christoph Nicodemus und seine Ehefrau Dörte am Wahlabend.

Christoph Nicodemus und seine Ehefrau Dörte am Wahlabend.

Overath – Sechs Jahre nach dem Erdrutschsieg von Jörg Weigt (SPD) gegen seinen Amtsvorgänger Andreas Heider (CDU) haben die Overather am Sonntagabend erneut einen neuen Bürgermeister gewählt: Der parteilose Kämmerer von Rösrath, Christoph Nicodemus, übernimmt am 1. November den Chefposten im Overather Rathaus. 61,64 Prozent der Overather Wähler stimmten für den von CDU, Grünen und FDP unterstützen Kandidaten. Wie eng das politische Bündnis wird, auf das er sich der Neue im Rat wird stützen können, sollen nun Verhandlungen der drei Parteien ergeben.

Nicodemus' Wahlsieg deutete sich früh an

Schon nach Auszählung der ersten beiden Stimmbezirke deutete sich bei der Bürgermeister ein klarer Vorsprung von Christoph Nicodemus vor Jörg Weigt an – und das sollte so bleiben. Im Stadtrat bleibt die CDU weiterhin stärkste Kraft, büßt aber ein Mandat ein. SPD und Grüne lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 2, lagen mit 23,10 Prozent (SPD) und 23,65 Prozent der Stimmen letztlich nur hauchdünn auseinander und werden im neuen Stadtrat jeweils zehn Sitze einnehmen. Die FDP behält ihre vier Sitze, die AfD bekommt zwei Ratsmitglieder, die Bürger für Overath (BfO) traten nicht mehr an.

Am Ende des Abends zeigte sich Jörg Weigt (l.) als fairer Verlierer und gratulierte seinem Nachfolger Christoph Nicodemus in der Gaststätte „Stadtmitte“ zum Wahlsieg.

Am Ende des Abends zeigte sich Jörg Weigt (l.) als fairer Verlierer und gratulierte seinem Nachfolger Christoph Nicodemus in der Gaststätte „Stadtmitte“ zum Wahlsieg.

Der als Bürgermeister abgewählte Jörg Weigt holte wie bei der letzten Wahl ein Direktmandat im Wahlbezirk eins. Er kündigte aber im Gespräch mit dieser Zeitung an, er werde „keine Politik mehr machen“ und das Mandat daher nicht annehmen. Mit großem Jubel feierten die Grünen den Erfolg von Eric Jens Renneberg: Er hatte den Wahlbezirk 7 der CDU abgenommen. Das Urgestein der Grünen war außer Rand und Band vor Freude: „Das ist der geilste Abend, seit ich Politik mache.“ Seiner unterlegenen CDU-Konkurrrentin Christiane Schloten war die tiefe Enttäuschung deutlich anzumerken; sie zieht aber gleichwohl über die Liste in den Stadtrat ein.

Zu Beginn des Abends war die Stimmung bei der SPD eher verhalten, und auch Bürgermeister Jörg Weigt gestand: „Ich bin nervös.“ Etwas abseits vom Getümmel am SPD-Tisch bei „Da Nino“ auf dem Bahnhofsvorplatz saß jedoch eine ganze Gruppe von Unterstützern für Weigt: Seine Familie, Schwester, Kinder – alle hatten sich eingefunden, um Weigt den Rücken zu stärken, seine Frau Andrea Heider blieb an seiner Seite. Zufällige Ironie des Abends: Direkt am Nebentisch der Sozialdemokraten saßen die beiden Unternehmer Rainer Habers und Wolfgang Michels mit ihren Ehefrauen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Christoph Nicodemus saß mit Ehefrau Dörte nur wenige Meter entfernt in der Gaststätte „Stadtmitte“, umringt von Christdemokraten, mit den Grünen und der FDP im Nebenraum und auf dem Bahnsteig. Auch Nicodemus war Nervosität anzumerken, er nutzte gleich zwei Handys parallel, um die neuesten Auszählungsergebnisse zu verfolgen. Je klarer das Ergebnis wurde, umso gelöster wirkte der Verwaltungsfachmann und umso launiger wurden seine Kommentare. „Ich freu’ mich total“, sagte Nicodemus, als das Ergebnis der Bürgermeisterwahl feststand, „in dieser Höhe hatte ich mit dem Ergebnis nicht gerechnet.“ Es sei ein spannender Wahlkampf gewesen: „Wir müssen jetzt Vollgas geben, in Overath planerisch entwickeln, für transparente Prozesse sorgen. Am 1. November geht es los.“

Spannend wird es auch im Rat, denn CDU, FDP und Grüne, die Nicodemus zum Bürgermeisterkandidaten erkoren hatten, gaben sich recht zugeknöpft, was ein künftige Bündnis im Rat angeht. Von allen drei Parteien hieß es, da müsse man erst einmal Gespräche führen und sondieren, was denn gehe an Zusammenarbeit. Monika Reddemann, Ortsvereinssprecherin der Grünen: „Für Aussagen dazu ist es noch viel zu früh.“

KStA abonnieren