Pendler aus Rhein-Berg brauchen GeduldRB25 und S11 fallen aus oder fahren verkürzt

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Endstation Köln-Frankfurter Straße: Die Fahrt der RB25 nach Köln endet vorzeitig, die Züge kehren dort um zur Rückfahrt nach Gummersbach.

Endstation Köln-Frankfurter Straße: Die Fahrt der RB25 nach Köln endet vorzeitig, die Züge kehren dort um zur Rückfahrt nach Gummersbach.

Rhein-Berg – Viel Geduld und Optimismus müssen Fahrgäste der Linien RB25 und S11 zurzeit mitbringen. Bauarbeiten der Deutschen Bahn (DB) im „Knoten Köln“ sorgen nach DB-Angaben für „umfangreiche Fahrplanänderungen“, Zugausfälle und teils überfüllte Bahnen. Ein Plakat der DB sieht das Positive, es verweist auf die „Rekordinvestitionen“ von rund 250 Millionen Euro in die Bahn-Infrastruktur in und um Köln.

Fahrgast Philipp Schulz (Namen geändert), der am Dienstag zur Hauptverkehrszeit von Köln nach Rösrath will, tröstet das nur wenig. Er muss damit umgehen, dass die RB25 zwischen Köln-Hansaring und Köln-Frankfurter Straße bis 8. Oktober nicht verkehrt.

S19 sind voll – Sorge wegen Hygienevorgaben

Als Ersatz verweist die DB auf die S19, die zwischen Köln-Hauptbahnhof und Frankfurter Straße durchaus fahren kann – nur die Haltestelle Hansaring ist wegen Bahnsteigmodernisierung komplett außer Betrieb. Für die S19, die um 16.21 Uhr am Hauptbahnhof abfahren soll, bedeutet das, dass sich neben Philipp noch Hunderte andere Kunden auf die Wagen stürzen, viele von ihnen wollen an der Frankfurter Straße in die RB25 umsteigen.

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Die Wagen der S19 sind pickepackevoll, in Gesprächen von Fahrgästen wird klar, dass vielen nicht wohl dabei ist – Pandemie-bedingt sollen sie ja Abstand halten. Immer wieder bittet der Fahrer per Durchsage, die Türen freizumachen – dort drängen sich Menschen. Am nächsten Halt, Köln-Messe/Deutz stehen weitere Fahrgastmassen.

Bahn informiert Fahrgäste nicht gut

Das Gedränge im Zug wird noch schlimmer. Endlich ist Köln-Frankfurter Straße erreicht, Philipp kann in die RB25 umsteigen – die nicht so voll ist wie sonst um diese Zeit. Haben Fahrgäste das Gedränge in der S19 vorhergesehen und lieber ihr Auto benutzt?

Das spräche dafür, dass die Bahn-Kunden sich vorab gut informiert haben. Denn auf den Bahnsteigen in Köln verkünden Durchsagen und Anzeigen nur, dass die jeweils nächste RB25 ausfällt. Ohne Hinweis auf die Fahrt mit der S19 zur Frankfurter Straße, wo es mit der RB25 weitergeht.

S11 endet wegen Bauarbeiten in Buchforst

Szenenwechsel zur S11. Christoph Berg wartet am Donnerstag auf die S-Bahn nach Bergisch Gladbach. Doch die fährt nicht, zumindest vorerst. Für 9.30 ist eine S11 angekündigt, allerdings soll sie „wegen Bauarbeiten“ bereits in Köln-Buchforst enden.

Der Ankündigung folgt jedoch keine Bahn. Schließlich kommt eine S-Bahn mit der Aufschrift „Nicht einsteigen“ an – womöglich die angekündigte S11. Für diese Vermutung spricht, dass die S-Bahn nach Köln-Buchforst kommentarlos von der Anzeige verschwindet.

Ahnungslos ins Chaos gefahren

Was Christophs Vertrauen in die Anzeigen nicht fördert. Auf der Internetseite des Verkehrsverbunds hat er sich inzwischen informiert, dass die folgende S11 um 9.50 Uhr planmäßig fahren soll. Aber ob das stimmt? Schließlich trifft sie tatsächlich ein und fährt mit leichter Verspätung ans Ziel in Bergisch Gladbach.

Christoph hat Schlimmeres befürchtet, denn ein Arbeitskollege hatte ihm erzählt, dass er am vergangenen Freitag zweieinhalb Stunden für die Strecke von Siegburg über Köln-Messe/Deutz nach Bergisch Gladbach brauchte. „Ich bin ahnungslos ins Chaos gefahren“, sagte der Kollege: Eine erste S-Bahn fuhr von Messe/Deutz nur bis Köln-Holweide, die folgende nach Köln-Dellbrück. Erst eine dritte S-Bahn schaffte es nach Bergisch Gladbach.

In den DB-Informationen zu Fahrplanänderungen im Großraum Köln heißt es zur S11 nur, dass es keinen Halt am Hansaring gibt. Weitere Einschränkungen sind nicht angekündigt.

Die Erklärungen der Deutschen Bahn

Wenig Aufklärung zu den offenen Fragen der Fahrgäste erbringt eine Anfrage dieser Zeitung bei der Pressestelle der Deutschen Bahn in Düsseldorf. Sie verweist lediglich auf die Bauarbeiten „im viel befahrenen Eisenbahnknoten Köln“, wo Weichen und Brücken zu erneuern, Bahnhöfe zu modernisieren und Vorbereitungen für künftige elektronische Stellwerke zu treffen sind.

Als Erklärung für die Störungen bei der S11 lässt sich folgende Aussage der Pressestelle verstehen: „Die Bauarbeiten haben zur Folge, dass uns die Schieneninfrastruktur nicht im gewohnten Umfang zur Verfügung steht und es zu Teilausfällen bei einigen Zuglinien kommt.“ Warum die S19 zwischen Köln-Hauptbahnhof und Köln-Frankfurter Straße verkehren kann, während dies für die RB25 nicht möglich ist, bleibt offen.

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Völlige Unkenntnis zeigt die Pressestelle angesichts der Fahrgastmassen in einigen Zügen der S19. „Dass Züge überfüllt sind, können wir aktuell nicht bestätigen, werden diese Situation aber weiter beobachten“, heißt es in ihrer Stellungnahme.

Auf die Frage dieser Zeitung, ob das Gedränge in Zügen angesichts der fortdauernden Corona-bedingten Vorkehrungen zu verantworten ist, geht die Pressestelle dementsprechend nicht ein. Auch nicht auf die Frage, ob dies womöglich Fahrgäste vom Öffentlichen Nahverkehr abschreckt. (tr)

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