Einzigartig in NRWDiese Realschule unterrichtet Wirtschaft und Informatik zusammen

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Die Kinder der Profilklasse der Realschule Herkenrath haben trozt Maske Spaß am Unterricht.

Die Kinder der Profilklasse der Realschule Herkenrath haben trozt Maske Spaß am Unterricht.

Bergisch Gladbach – Genau richtig zu Weihnachten: eine Online-Grußkarte mit einem Foto von sich selbst, das zu „Feliz Navidad“ tanzt. In einem Klassenzimmer der Realschule Herkenrath sitzen 26 Kinder im Alter von zehn und elf Jahren an ihren Schultischen vor I-Pads, um die Karten auf dem Bildschirm zum Leben zu erwecken. Noch tut sich nichts, die Figuren bewegen sich nicht. Doch das wird sich ändern.

Auf der großen Leinwand ist schon das Gesicht von Klassenlehrer Martin Krämer zu sehen. Er hat einen Sombrero auf dem Kopf, was alle in der „ifwi-Klasse“ zum Lachen bringt, einer Profilklasse, die fächerübergreifend den Schwerpunkt auf Informatik und Wirtschaft setzt. Dass sich die Anzahl der Wochenstunden für die Fünftklässler von 30 auf 32 erhöht und sie jeden Mittwoch nach Schulschluss zwei Stunden länger bleiben müssen als alle anderen, stört sie nicht.

Digitales Arbeiten als Alleinstellungsmerkmal

„Nee, das macht richtig Spaß“, sagt Anna Kirch (10). Sie habe vorher nicht gewusst, wie so ein I-Pad funktioniert und was mit „Wirtschaft“ eigentlich gemeint sei. „Jetzt kann ich sogar Dateien einen Namen geben“, sagt Sitznachbar Bastian Reimann (11) stolz, er weiß auch schon, wo er sie danach wiederfindet.

Das „ifwi“-Pilotprojekt läuft seit Beginn dieses Schuljahres im Sommer 2021. Die Fächerkombination Wirtschaft und Informatik gibt es nach Auskunft der Realschule bislang an keiner anderen Schule in Nordrhein-Westfalen. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Schule“, betont Susann Meurer, stellvertretende Schulleiterin. Das Ziel: Die Kinder sollen frühestmöglich an digitales Arbeiten und wirtschaftliche Themen herangeführt werden.

Tablets dank finanzieller Unterstützung aus der Region

Durchgängig bis zur Abschlussklasse bilden die beiden Fächer in dieser Klasse einen Schwerpunkt: „Auf diese Weise erhalten die Schüler einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt.“ Dies bestätigt Markus Fischer, Leiter der Marketing-Abteilung bei der VR-Bank Bergisch Gladbach: „Ganz klar. Davon profitieren wir als Arbeitgeber.“ Informatorische Systeme wie Facebook oder Online-Banking gehören zum Alltag.

Aber Informatik ist kein Pflichtfach in der Schule. In NRW wird es höchstens ab der siebten Klasse als Wahlfach angeboten. Die Tablets konnte die Realschule dank der finanziellen Unterstützung von sechs Unternehmen aus der Region anschaffen. Darunter die VR-Bank, die Kreissparkasse, die AOK und ein Gladbacher Zahnlabor. „Ohne diese Hilfe hätten wir das nicht geschafft“, bedankt sich Schulleiterin Julia Kleine.

Kooperation mit bib-College vereinbart

Das Konzept in den Jahrgangsstufen 5 und 6 sieht eine spielerische Herangehensweise vor. „Die Kinder schreiben beispielsweise online einen Wunschzettel im Format eines Geschäftsbriefs“, berichtet Informatiklehrer Martin Krämer, der gemeinsam mit Wirtschaftslehrerin Sandra Nöster die Klasse leitet. Das Ziel des frühen Unterrichts sei nicht, dass aus jedem Schüler ein Software-Entwickler werde.

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Vielmehr sollten die Kinder ein Grundverständnis entwickeln, was IT ist und kann. Ein entscheidender Vorteil dabei sei: „Die Kinder haben noch keine Vorurteile und Berührungsängste.“ Das Pilotprojekt hat schon für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Mit dem bib-College konnte eine Kooperation vereinbart werden. Das NRW-Bildungsministerium prüft derzeit, ob das Konzept als Schulentwicklungsprojekt anerkannt wird, berichtet Meurer.

Im Klassenraum freuen sich Anna und Bastian über ihre Erfolge. Alles hat geklappt: Die Kinder haben ihre Figuren gestaltet, sie drehen sich auf dem Bildschirm singend im Kreis.

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