Autospur gesperrtFahrradfahrer demonstrieren in Bergisch Gladbach

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Das neue Freiheitsgefühl für die Radfahrer auf der mit Pylonen abgetrennten Fahrspur in der Stadtmitte.

Das neue Freiheitsgefühl für die Radfahrer auf der mit Pylonen abgetrennten Fahrspur in der Stadtmitte.

Bergisch Gladbach – Zahlreiche Autofahrer staunten nicht schlecht, als ihnen zwischen Turbo-Kreisel Schnabelsmühle und Driescher Kreisverkehr in der Stadtmitte plötzlich eine Fahrspur fehlte. Von 14 bis 18 Uhr verwandelte der Allgemeinde Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zu Fronleichnam (3. Juni ist der „Tag des Fahrrads“) diese Spur in einen „Pop-up-Radweg“: Rote Hütchen auf der Fahrbahn markierten den provisorischen Radweg, eingerichtet auf der Fahrspur nach Leverkusen.

Trotz schlechter Wettervorhersage drehten über 60 Radfahrer und Radfahrerinnen jeden Alters mit guter Laune und Musik Runden auf ihrer eigenen Fahrradspur. Ziel dieser Aktion war es, auf die aus ADFC-Sicht fehlende oder unzureichend ausgebaute Infrastruktur für den Radverkehr aufmerksam zu machen. Der Pop-up-Radweg zeigte, wie es in Gladbach aussehen könnte, wenn es dort dauerhaft eine geschützte Radspur („Protected Bike Lane“) geben würde. Diese soll nicht nur die Ost-West-Verbindung vereinfachen, sondern auch den Rad-Betrieb auf den Bürgersteigen entlasten und somit mehr Platz insgesamt für Fußgänger und Fahrradfahrer bieten.

Über 60 Radlerinnen und Radler

Bernhard Werheid, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands, ist sich sicher, dass die Umwandlung einer Auto- in eine Fahrradspur an dieser Stelle in der Stadt nicht zu mehr Stau führen werde. Um dies zu testen, wünscht er sich einen zweimonatigen Versuch. Dieser soll zeigen, wie sich die Verkehrslage durch die Einführung einer geschützten Radspur verändert.

Aufgrund des Feiertages herrschte während der Demonstration wenig Autoverkehr. An Werktagen sieht es anders aus; Dann ist dieser Straßenabschnitt einer der am stärksten befahrenen im Stadtgebiet, mit langem Rückstau an der Zufahrt zum Kreisverkehr am Driesch, mit vorgeschaltetem Zebrastreifen und Radquerung aus Richtung Gronau. Trotz der diesmal wenigen Autos erlebten einige Teilnehmer der Demo allein in den vier Test-Stunden gefährliche Situationen.

Kurze Wege können der Anfang sein

Heribert Combüchen und Angelika Meiger konnten einem Zusammenstoß mit einem Auto nur knapp entgehen. „Wir brauchen ganz dringend Wege und nicht nur einen Weg“, appelliert Combüchen. Die kurze Strecke zwischen den Kreiseln könne nur der Anfang sein. Als Radfahrer sei man immer gestresst, da die Unaufmerksamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer für den Fahrradfahrer gefährlich ausgehen kann. Angelika Meiger wünscht sich deswegen einen eigenen Raum für jeden Verkehrsteilnehmer.

Die Fördermittel für eine gute Fahrradinfrastruktur vom Bund sind laut ADFC vorhanden und müssen nur verplant werden. Im ADFC-Fahrradklima-Test 2020 landete Bergisch Gladbach wegen fehlender Infrastruktur auf dem vorletzten Platz. Radfahrer Eike Schmilinsky aus Gummersbach wünscht sich auch deswegen, dass ganzjährig ein sicherer Fahrradbetrieb möglich ist. „Eine Achtjährige sollte hier genauso gut und sicher fahren können wie ein Achtzigjähriger.“ Die derzeitigen Fahrradwege würden immer wieder von der Straße auf dem Bürgersteig übergeleitet und von Einfahrten unterbrochen. Die Übergänge seien teilweise nicht eben und oft ein Hindernis.

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Auch sicheres Überholen mit 1,50 Meter Pflichtabstand werde schwieriger, da auch mehr Lastenräder auf den Straßen unterwegs seien. So sei immer häufiger weder auf der Straße noch auf dem Bürgersteig genügend Platz für ein sicheres Miteinander. „Straßen rot anmalen ist kein Radweg“, sagt Marc Burkhardt und wünscht sich deshalb einen baulich getrennten Radweg. Fahrradwege müssten klar erkennbar und sicher sein, damit sich mehr Leute auch trauten, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen. Ob eine eigene Radspur zwischen den Kreisverkehren entstehen wird, ist bislang ungewiss. Dass sich viele Radfahrer darüber freuen würden, liegt auf der Hand.

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