Steinerne ZeitzeugenBergisch Gladbachs Stadtbild im schnellen Wandel

Im Denkmalpflegeplan werden die Häuser Kempener Straße 42-44 als erhaltenswert eingestuft.
Copyright: Christopher Arlinghaus
- Das Stadtbild von Bergisch Gladbach verändert sich rasant.
- Das liegt insbesondere an dem Bauboom.
- Wir gehen auf eine Reise bis hin zur Gründerzeit.
Bergisch Gladbach – Dass sich das Stadtbild ändert, fällt oft nur auf, wenn es schon geschehen ist. Auf einmal steht ein Bagger an einem Haus, das eigentlich schon immer da war. Zwei Tage später klafft dann ein Loch. Das Haus ist verschwunden, und mit ihm ein Teil der Ortshistorie.
Nur Fotos halten dann die Vergangenheit noch fest.In den Zeiten des heutigen Baubooms in Bergisch Gladbach verändert sich das Gesicht der Stadt rasant, viel schneller als in den Jahrzehnten zuvor. An der Hauptstraße verschwand im Herbst das Fachwerkhaus gegenüber dem alten Kino, der Sander Markus Hetzenegger will es an anderer Stelle wieder aufbauen. Auch das aus den 1930er-Jahren stammende Alte Arbeitsamt steht vor seinen letzten Tagen, es wird kurzum abgebrochen werden und preiswerter Wohnraum entsteht. Das Bild der Stadt wird sich an diesen Stellen deutlich ändern.
Aus den Gründerzeit
In Paffrath haben Zeitungsleser die Redaktion auf ein Wohnhaus an der Kempener Straße aufmerksam gemacht. Das markant verputzte Haus mit der Nummer 42, zwischen einem Kfz-Handel und der Einmündung Höffenstraße, stand einige Zeit leer, nun rückt der Abbruch näher, ein Neubau könnte an die Stelle kommen. Das Gebäude wirkt in der Straßenzeile wie aus der Zeit gefallen, mit seinen Ornamenten aus den Gründerzeitjahren.
Auch das Nachbarhaus mit der Hausnummer 44 und eine zur Höffenstraße liegende Scheune könnten abgebrochen werden, einer Genehmigung bedarf es nicht dafür. Im Denkmalpflegeplan der Stadt, den der Rat im Dezember 2018 verabschiedet hat und der auf Ortsrundgängen der Denkmalexperten Michael Werling und Marianne Vogt-Werling beruht, sind die drei Objekte gelistet. Für das Haus Kempener Straße 42 setzen die Experten die Sigle „DV“, denkmalverdächtig.
Denkmalwürdigkeit
Das Haus sollte demnach auf seine Denkmalwürdigkeit untersucht werden, empfehlen die Experten. Das 1901 entstandene Gebäude ist eines der letzten alten an der Straße zwischen Schildgen und Paffrath, wenn nicht das älteste. Nachbarhaus und die Scheune, beide laut Denkmalpflegeplan um 1910 entstanden, werden als erhaltenswert eingestuft, ihnen wird Bedeutung für die Ortshistorie bescheinigt. Unter Denkmalschutz steht keines der Gebäude, ein Abbruch ist möglich. „Noch liegt uns für dieses Objekt keine Bauvoranfrage vor“, sagt dazu Martin Rölen aus der Pressestelle der Stadt.
Noch ist auch das Haus Paffrather Straße 19 vorhanden. Es steht an der Straßenfront, die sich zur Grünen Ladenstraße hinunter neigt. Das über hundert Jahre alte Gebäude wird einem Neubau weichen, über den im städtischen Gestaltungsbeirat intensiv beraten wurde. Der gefundene Konsens zwischen Wuchtigkeit des Neubaus und Eingliederung ins Stadtbild gilt als Paradebeispiel für das fruchtbare Miteinander zwischen Gestaltungsbeirat und Architekten.
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Ein gläserner Einschnitt soll künftig den Durchgang zur Grünen Ladenstraße gliedern und die Neugierde der Fußgänger wecken. Gelobt wird hier der Kompromiss zwischen Erhalt der historischen Struktur und moderner Zeitprägung. Im Gestaltungsbeirat hatte es für diesen Mittelweg viel Beifall gegeben.