Die beiden großen Blöcke mobilisieren für die Stichwahl. Befürchtet wird eine niedrige Wahlbeteiligung.
Stichwahl Bergisch GladbachAuf dem Weg zum „Wimpernschlag-Finale“

Liefern sich am 28. September bei der Stichwahl in Bergisch Gladbach ein Duell: die Bürgermeisterkandidaten Marcel Kreutz (SPD/Grüne) und Alexander Felsch (CDU/FDP).
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Es ist ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Alexander Felsch (CDU/FDP) und Marcel Kreutz (SPD/Grüne). In einer Stichwahl fällt die Entscheidung, wer der nächste Bürgermeister von Bergisch Gladbach sein wird. Wir haben uns in den beiden großen Lagern umgehört.
CDU/FDP: „Es wird alles eine Frage der Mobilisierung sein“, sagt der Bürgermeisterkandidat von CDU/FDP Alexander Felsch. Und sieht sich in einem wichtigen Punkt im Vorteil. „Die Stimmung in der Mannschaft ist einfach super.“ Kein Wunder, denn die CDU hat alle Direktmandate gewonnen, plus einen Listenplatz. Fraktionsvorsitzender Michael Metten sagt es so: „Auf das Personal kommt es an.“ Keine andere Partei sei so sehr in den Stadtteilen vor Ort verwurzelt.
Das sei das Geheimnis für den Wahlerfolg der Partei und das werde auch der Grund dafür sein, warum Alexander Felsch der nächste Bürgermeister von Bergisch Gladbach werde. „Ich bekomme viele Anrufe, die jetzt wissen wollen, wo und wie sie unseren Kandidaten weiter unterstützen können.“
Bei der FDP sitzt die Enttäuschung tief
Parteichef Thomas Hartmann sagt: „Allen bei uns ist klar, dass die Zähler wieder auf null gestellt worden sind und wir erneut alles in die Waagschale für unseren Kandidaten Alexander Felsch werfen müssen.“ Felsch geht von einem „Wimpernschlag-Finale“ aus: „Es gibt wirklich keinen Grund, sich jetzt zufrieden zurückzulehnen.“
Bei der FDP sitzt die Enttäuschung über das Wahlergebnis tief. 3,4 Prozent der Stimmen ist ein Tiefpunkt in der Parteigeschichte. Parteivorsitzende Dorothee Wasmuth spricht von einem Bundestrend, der auch in Bergisch Gladbach nicht gebrochen werden konnte. „Aber wir lassen uns nicht entmutigen.“ Weiterhin stehe sie zu dem Bündnis mit der CDU und werde sich für die Wahl des gemeinsamen Kandidaten Alexander Felsch einsetzen. „Wir werden für ihn kämpfen.“
An die letzte Stichwahl in Bergisch Gladbach hat die CDU ganz schlechte Erinnerung. Am 10. Oktober 2004 gewann der SPD-Kandidat Klaus Orth die Stichwahl gegen die CDU-Kandidatin Maria-Theresia Opladen haushoch mit 62,4 Prozent.
Im ersten Wahlgang lag Opladen mit 38,5 Prozent vor Orth mit 34,8 Prozent der Stimmen. Orth profitierte mehr von einer Stimmung gegen Opladen als vom Zuspruch zu seiner Person. Die beiden Stichwahlen sind auch aus vielen anderen Gründen nicht miteinander zu vergleichen. Aber in den Köpfen von vielen CDUlern spukt diese Niederlage noch herum.
SPD/Grüne: Einen nervenaufreibenden Erfolg hat Marcel Kreutz schon errungen, bevor es mit der Stichwahl losgeht. Der Bürgermeisterkandidat für SPD und Grüne liegt auf Augenhöhe mit seinem Konkurrenten von CDU/FDP. Nur mit 68 Stimmen liegt Felsch nach einem Auszählungskrimi am Wahlsonntag vorne. Eine ganz knappe Kiste.
Inhaltlich gibt es keinerlei Überschneidungen zwischen SPD und Grüne mit der rechtsextremen AfD
„Wir als das größte Wahlkampfteam werden jetzt noch einmal sehr viele Menschen ansprechen, um sie auf die Wichtigkeit der Stichwahl aufmerksam zu machen“, sagt Kreutz. Er hoffe, dass die Wahlbeteiligung hoch wird.
Eine mögliche Wahlempfehlung der AfD (siehe Artikel unten) könne er nicht nachvollziehen. „Inhaltlich gibt es keinerlei Überschneidungen zwischen SPD und Grüne mit der rechtsextremen AfD“, so Kreutz. Dies habe er im Wahlkampf immer wieder deutlich gemacht. „Die Unterstützung der AfD sowie jegliche Form der Zusammenarbeit lehne ich ab.“
SPD und Grüne bleiben dabei: Beide Fraktionen halten an der vorher vereinbarten Kooperation fest. „Ja, das ist unsere feste Absicht“, betont Theresia Meinhardt, Co-Vorsitzende der Grünen, „wir haben uns gegenseitig zugesagt, die Zusammenarbeit über den Wahltag hinaus fortzusetzen und nur gemeinsam Bündnisse mit anderen Parteien einzugehen.“
Da müssen wir uns eben künftig verständigen, um Mehrheiten zu finden
Grüne (13 Sitze) und SPD (14 Sitze) kommen im neuen Stadtrat zusammen auf 27 Sitze. Die CDU ist mit ebenfalls 27 Sitzen vertreten. „Da müssen wir uns eben künftig verständigen, um Mehrheiten zu finden“, meint Meinhardt. Der Stadtrat müsse arbeitsfähig bleiben. Eine Kooperation der Grünen mit der CDU schließt Meinhardt kategorisch aus: „Wie soll das funktionieren?“, fragt sie.
Als Klatsche möchte Meinhardt den Wahlausgang für ihre Partei nicht werten, das betont sie erneut. „Toll ist das Ergebnis natürlich nicht“, gibt sie zu. Die Grünen hätten damit gerechnet, dass das sensationelle Ergebnis von 2020 – damals erzielten die Grünen 28,7 Prozent, jetzt sind es 18,1 Prozent – nicht zu halten sei. „Wir werden analysieren, wo genau die Gründe liegen“, kündigt Meinhardt an.
Mit ihrer Fundamentalopposition habe die CDU-Fraktion gezeigt, dass es inhaltlich mit der SPD keine Schnittmengen gebe, betont SPD-Fraktionschef Klaus Waldschmidt. Bis zum Duell bei der Stichwahl gehe es jetzt vor allem darum, die Unterschiede der beiden Kandidaten herauszuarbeiten.
Dabei sieht Waldschmidt für den Kandidaten von SPD und Grüne einen entscheidenden Vorteil: „Marcel Kreutz ist jemand, den man in Bergisch Gladbach kennt, der hier lebt, der die Probleme in der Stadt kennt und kommunalpolitische Erfahrungen hat.“ Im Falle einer Niederlage gehe Felsch wieder weg. Kreutz bleibe: „Er tritt sein SPD-Ratsmandat an.“
Egal, wer von den beiden am Ende auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt: Im Stadtrat wird der neue Bürgermeister keine Mehrheit durch den ihn unterstützenden Block haben.