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Mit Hilfskonvoi nach ButschaErster Einsatz für Feuerwehrauto aus Bergisch Gladbach beim Luftalarm

Lesezeit 3 Minuten
Feuerwehrleute und Zivilisten stehen in einem Kreis vor einem Tanklöschfahrzeug.

Die Hilfskonvoifahrer um Bergisch Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler (3.v.r.) und Bürgermeister Frank Stein bei der Übergabe der Feuerwehrfahrzeuge in Butscha.

Mit einem Hilfskonvoi in Bergisch Gladbachs Partnerstadt Butscha: In loser Folge zeigen wir, wie die Hilfe in der Ukraine angekommen ist. Teil 2.

Ein Jahr ist seit dem Abzug der russischen Besatzer aus Butscha bereits vergangen. „Mit bislang unentdeckten Mienen aber haben wir bis heute zu kämpfen“, sagt Feuerwehrchef Oleksii Kryzhanivskii. Für Einsätze in unklarem Gelände haben seine Leute daher immer noch ein schweres Riesenfahrzeug aus Sowjetzeiten. Mit schwerem Frontmotor. Falls mal eine Miene unter die Räder kommt, schützt der die Einsatzkräfte im Fahrzeug. Hoffen die Feuerwehrleute.

An diesem Vormittag aber haben sie nur Augen für das große Löschfahrzeug mit Monitor (Wasserwerfer) auf dem Dach. Das von der Stadt Leverkusen gestiftete Einsatzfahrzeug hat der sechste Hilfskonvoi aus Bergisch Gladbach in die ukrainische Partnerstadt gebracht.

„Genau so etwas mit großem Wassertank brauchen wir hier“, sagt Feuerwehrchef Kryzhanivskii. Denn nicht nur die Trinkwasserversorgung ist durch gezielte Raketenangriffe der russischen Armee stark in Mitleidenschaft gezogen worden, vielerorts gibt es auch keine Löschwasserversorgung.

Alles zum Thema Uwe Richrath

Wir hatten gleich zwei Feuer nur 800 Meter von dem Platz entfernt, wo die russischen Panzer geschossen haben – und trotzdem sind die Feuerwehrleute dorthin ausgerückt.
Anatolii Fedoruk, Bürgermeister von Butscha

Neben dem großen Löschfahrzeug hat der Gladbacher Hilfskonvoi auch noch ein Mannschaftstransportfahrzeug aus Wermelskirchen mitgebracht – und Feuerwehrausrüstung, einen Atemluftkompressor zum Befüllen von Atemluftflaschen für Atemschutzgeräte sowie Schutzkleidung.

„Das können wir alles sehr gut gebrauchen“, sagt Butschas Bürgermeister Anatolii Fedoruk und berichtet davon, wie unerschrocken die Feuerwehr der Stadt auch während der russischen Invasion im Februar vergangenen Jahres noch im Einsatz war: „Wir hatten gleich zwei Feuer nur 800 Meter von dem Platz entfernt, wo die russischen Panzer geschossen haben – und trotzdem sind die Feuerwehrleute dorthin ausgerückt“, erinnert sich Fedoruk. „Wir fürchteten schon, dass sie beschossen würden – zum Glück aber ist das nicht passiert.“

„Wir alle sind glücklich, wenn die Feuerwehr da ist, wenn wir in Not sind“, sagt Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein, „aber um wie viel wichtiger ist das in einer solchen Situation.“

Neben den Grüßen der Partnerstadt richtet Stein auch die seines Leverkusener Amtskollegen Uwe Richrath aus. Da ahnt noch niemand, wie schnell das gestiftete Fahrzeug seinen ersten Einsatz haben würde. Bereits in der Nacht nach der Übergabe schlägt im Nachbarort von Butscha eine von der Luftabwehr abgefangene Rakete zwischen zwei Häusern ein und wird auch das neue Löschfahrzeug in Bewegung gesetzt.

Wir wünschen euch sehr, dass ihr auch künftig immer gesund vom Einsatz zurückkehrt.
Jörg Köhler, Leiter der Feuerwehr Bergisch Gladbach, zu den Feuerwehrleuten aus Butscha

Ein Glück: Weder beim Raketeneinschlag noch beim Feuer kommt ein Mensch zu Schaden. „Wir wünschen euch sehr, dass ihr auch künftig immer gesund vom Einsatz zurückkehrt“, hatte Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler noch bei der Übergabe gesagt und die Feuerwehrleute gleich zu einem Gegenbesuch nach Gladbach eingeladen. Ein Angebot, das die Einsatzkräfte gerne annehmen wollen – wenn die Zeiten mal etwas friedlicher werden . . .

Nächste Folge: Ein Stück Rückkehr ins Alltagsleben – wie Busse aus Bergisch Gladbach die Menschen in Butscha verbinden.

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