Bergisch GladbachInnenminister Reul: „Wir sind lange nicht am Ende“

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Innenminister Herbert Reul (CDU)

Bergisch Gladbach/Köln – Der Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach nimmt immer größere Ausmaße an. Wie Kölner Staatsanwaltschaft und Polizei am Mittwoch bekanntgaben, wurde nach der Festnahme vom Dienstagabend in Krefeld ein weiterer Tatverdächtiger im Raum Viersen festgenommen. Außerdem haben die Beamten auf dem von Datenspeicherspürhunden in Bergisch Gladbach gefundenen Medien weiteres kinderpornografisches Material entdeckt. Unter anderem durch die Auswertung eines Smartphones des 42-jährigen Familienvaters aus Bergisch Gladbach, der am Montag vor zwei Wochen als erster Tatverdächtiger festgenommen worden war, gehen die Ermittler mittlerweile von einem deutlich größeren Netzwerk aus als anfangs angenommen.

Die Ermittler fanden heraus, dass sich der Verdächtige aus Bergisch Gladbach über mehrere Chatdienste mit anderen Personen vernetzt haben soll. Dabei wurden vermutlich kinderpornografische Bilder und Videos ausgetauscht. „Diese Mitteilungsdienste bieten gegebenenfalls die Möglichkeit, anonymisiert zu kommunizieren, so dass für die Identifizierung der Chatteilnehmer, und wir gehen hier von einer sehr großen Menge aus, ein erheblicher technischer Ermittlungsaufwand vonnöten ist“, betonte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Allein auf einem Handy fanden die Ermittler 469 Chats und Gruppen mit bis zu 1800 Teilnehmern. Diese Chats mit 113.000 Nachrichten müssen nun ausgewertet werden. Das sei „eine Mammutaufgabe für die Kölner Polizei“.

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Durch erste Auswertungen konnte ein Tatverdächtiger aus Krefeld ermittelt werden, der noch am Dienstagabend festgenommen wurde. Er befinde sich noch nicht in Untersuchungshaft, sagte Uwe Jacob. Die Staatsanwaltschaft wolle aber in Kürze einen Haftantrag stellen. Die Polizei griff noch am Abend zu, um zu verhindern, dass das Kind des Verdächtigen erneut missbraucht werden könnte. Nach der Vernehmung des Festgenommenen konnten ein weiterer Täter aus Viersen ermittelt werden. Noch in der Nacht fanden in Viersen weitere Hausdurchsuchungen statt.

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„Es ist im Prinzip das eingetreten, von dem wir gehofft haben, dass es nicht eintreten wird: Dass weiterer sexueller Missbrauch an Kindern ins massivster Form vorgenommen wird“, fügte Polizeipräsident Uwe Jacob hinzu. Insgesamt werden für die Ermittlungen 130 Beamte aus ganz NRW abgestellt. Jacob spricht von einem „Verfahren, das es in dieser Art und Weise noch nicht in Köln gegeben hat“. Am Dienstag wurden die Verfahren in Nordrhein-Westfalen bei der 2016 gegründeten „Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW“ in Köln zusammengefasst. Neben den Ermittlern sind hier allein vier Staatsanwältinnen und Staatsanwälte tätig.

„Monströses Verbrechen“

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von „monströsen Verbrechen“. Er fürchte, „wir sind hier noch lange nicht am Ende“. Nun sei wichtig, die Ermittler „mit aller Genauigkeit und Umsicht“ ihre Arbeit machen zu lassen. „Höchste Priorität hat nun – neben der weiteren Ermittlungsarbeit – der Schutz der Opfer.“ Der Chef des Bund Deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler, forderte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, die technologische Entwicklung bei der Auswertung solcher Daten voranzutreiben. Dass 130 Ermittler in diesem Fall eingesetzt würden, zeige, „dass Ermittlungsverfahren im Bereich Kinderpornografie regelmäßig einem Griff in ein Wespennest gleichen“. Die Daten müssten noch händisch ausgewertet werden. Minister Reul werde „auf jeden Fall penibel darauf achten, dass die Ermittlungen in diesem Fall nicht von negativen Schlagzeilen und einer Aufarbeitung im Landtag begleitet werden“, sagte Fiedler mit Blick auf die Pannen im Fall Lügde.

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