Lange Durststrecke vorausKommentar zur Gladbacher Stadtbibliothek

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Die Bibliothek der Zukunft sollte Menschen auch wieder die Bindung an den eigenen Ort näherbringen, findet unsere Autorin.

Bergisch Gladbach – Statt das Buch in den Mittelpunkt zu stellen, rücken moderne Bibliotheken den Menschen in den Mittelpunkt. Damit sind Bibliotheken eine wichtige Bauaufgabe der Gesellschaft. Dies alles hätte auch in Bergisch Gladbach so sein sollen als Kernstück des geplanten Stadthauses. Nun steht alles wieder auf dem Prüfstand.

Absolut fraglich ist, ob sich alle Elemente der Gladbacher Bibliotheksstrategie überhaupt im maroden Forum-Gebäude realisieren lassen. Und dann die Kostenfrage. Die Sanierung wird teuer, kostet vermutlich mehrere Millionen Euro und steht unter dem Vorbehalt der Haushaltsdisziplin. Wie lange die Bauarbeiten dauern, steht ebenfalls in den Sternen.

Kreative Ideen der Stadtbücherei müssen warten

Fest steht, die Gladbacher haben eine erneute jahrelange Durststrecke mit vielen Unwägbarkeiten vor sich. Die Beschäftigten der Stadtbücherei müssen auch einen ordentlichen Dämpfer wegstecken. Das Team steht auf unbestimmte Zeit vor der Ungewissheit, was aus ihren kreativen Ideen für neue Angebote jetzt überhaupt wird? Aber wichtig ist eins: Das Gladbacher Projekt darf nicht aufgegeben werden. Denn diese neue Art von Bibliothek fördert den Zusammenhalt der Gesellschaft. Und der wird dringender denn je gebraucht.

Auch andere Städte wie Köln bieten mit ihren öffentlichen Bibliotheken mittlerweile solche „dritten Räume“. Sie werden von Soziologen so genannt in Abgrenzung zum „ersten Ort“, dem eigenen Zuhause, und dem „zweiten Ort, der Schule oder dem Arbeitsplatz. Unterschiedliche Menschen werden von dem Angebot angesprochen und kommen in ihrer Freizeit an solchen „dritten Räumen“ zusammen.

Bindung an den eigenen Ort muss mehr gefördert werden

Das ist wichtig in Zeiten digitaler Mobiliät, in der Bindungen an einen Ort immer weniger wichtig werden. Das Bedürfnis der Menschen einander zu treffen, könnte wiedererweckt werden. Das gilt besonders für Menschen, die nicht so viel Geld haben. Die Pandemie hat gezeigt, dass es auch in Bergisch Gladbach noch viele digitale Zugangsbeschränkungen gibt. Wer diese nicht passieren kann, bleibt draußen.

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Mit der Einrichtung eines Gaming-Raums für Jugendliche hat die Gladbacher Stadtbücherei trotz der räumlich widrigen Umstände im Forum innerhalb von zwei Jahren mit der Hilfe von Fördergeldern ein Angebot speziell für junge Erwachsene geschaffen. Sie erhalten einen Zugang zu modernen digitalen Endgeräten, die ausprobiert werden können. Dort gibt es sogar einen 3D-Drucker. Besteht seitens Politik und Verwaltung kein fester Wille, eine Bibliothek mit modernem Konzept zu etablieren, würden solche speziellen Angebote für andere Gesellschaftsgruppen in der Schublade verschwinden. Eine Chance wäre vertan.

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