Kreisel in Bergisch GladbachTeilnehmer am Ideenwettbewerb fühlen sich betrogen

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Der Siegerentwurf eines schwebenden Rings soll an eine Papierrolle erinnern. Nachts wird der Kranz beleuchtet und bringt Worte zum Vorschein, die noch auszusuchen sind. Vorgesehen ist dafür wieder ein Bürgerwettbewerb.

Der Siegerentwurf eines schwebenden Rings soll an eine Papierrolle erinnern. Nachts wird der Kranz beleuchtet und bringt Worte zum Vorschein, die noch auszusuchen sind. Vorgesehen ist dafür wieder ein Bürgerwettbewerb.

Bergisch Gladbach – Der Kreisverkehr Schnabelsmühle, zentraler Knotenpunkt in der Stadt, als sinnstiftendes Identitätssymbol: Das Ziel des Ideen-Wettbewerbs zur Neugestaltung des Rondells ist bei den Gladbachern auf große Zustimmung gestoßen. Sie haben sich in Gruppen zusammengetan und sich mit 51 Entwürfen eingebracht. Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack – ausgerechnet bei einigen Teilnehmern.

Der Wettbewerb habe sich im Nachhinein als „Blase“, als „Bluff“, als „Fake“ erwiesen, fühlen sich einige Teilnehmer nicht ernst genommen, die sich bei der Zeitung gemeldet haben. Der Vorwurf lautet: Von den kreativen Vorschlägen der fünf Bürgerentwürfe, die in die Endrunde gekommen waren und auf deren Grundlage professionelle Büros realisierbare Planungen erarbeiten sollten, sei nichts übrig geblieben. „Der schwebende Ring ist schön, aber ohne Bezug zu den Bürgerideen und zur Stadt. Die Skulptur kann überall stehen, in Bochum, in Köln oder sonst wo“, macht Peter Schwamborn seiner Wut Luft.

Auf Platz drei landete die Arbeit „Stift, Löwe, Papier“ , die eine Laterne in Strichmännchen-Form und einen Löwen in Origamitechnik darstellen soll.

Auf Platz drei landete die Arbeit „Stift, Löwe, Papier“ , die eine Laterne in Strichmännchen-Form und einen Löwen in Origamitechnik darstellen soll.

Die neunköpfige Jury dagegen attestiert dem Siegerentwurf – einem weißen Ring mit eingestanzten Wörtern und integrierter Beleuchtung –„enge Bezüge“ zu den Themen von drei Bürgervorschlägen: zerknülltes Papier umgeben von einem digitalen Band vom Arbeitskreis der Künstler, kreisrunde Abbildung des Schriftzugs „Bergisch Gladbach“ aus Acrylfiguren vom Horizont Wohnhaus für Suchtkranke der Caritas Rhein-Berg sowie von Kindern nachgestellte Buchstaben des Schriftzugs „Bergisch Gladbach“ von der Klasse 4a der GGS Herkenrath. In der Tat, Parallelen zum Siegerentwurf gibt es nicht viele. Infrage kommt da die runde Form. Buchstaben sind ebenso in allen Entwürfen wiederzufinden.

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Hendrik Walter vom Vorstand des Netzwerks „Best of Bergisch“, Ausrichter des zweistufigen Wettbewerbs in Kooperation mit der Stadt, sieht das anders: „Aus Sicht der Jury ist viel von den Themen und Ideen der drei Bürger-Vorschläge in den Siegerentwurf eingeflossen.“ Außer der runden Bande mit integrierten Worten führt er den Bezug zur lokalen Geschichte als Papierstadt an, der ja auch im Entwurf des Arbeitskreises der Künstler eine zentrale Rolle spiele. Denn der weiße Aluminiumring solle an eine beschriftete Papierrolle erinnern. Eingestanzte Worte, beleuchtet werden sie sichtbar, wirkten wie ein Wasserzeichen auf Papier.

Auf Platz zwei platzierte die Jury die Skulptur einer stilisierten Papierrolle.

Auf Platz zwei platzierte die Jury die Skulptur einer stilisierten Papierrolle.

Walter hält den Wettbewerb für ein gelungenes Pilotprojekt. Dem Vorwurf, bürgerschaftliches Engagement benutzt zu haben, Transparenz und Teilhabe nur vorgegaukelt zu haben zugunsten publikumswirksamer Auftritte, weist er entschieden zurück: „Eine Eins-zu-eins-Umsetzung war nie vorgesehen.“ Dies sei aus den Wettbewerbsbedingungen hervorgegangen. Alle Teilnehmer hätten zu Beginn eine Urheberrechtserklärung unterschreiben müssen, in der sie auf den Anspruch verzichteten, dass ihre Ideen in unveränderter Form ausgeführt würden.

Allerdings hat es bei mehreren Pressegesprächen sowie im Beschluss des Planungsausschusses geheißen: Die besten Ideen aus Phase 1 des Themenwettbewerbs sollen ausgewählten Fachbüros zur wettbewerblichen Konkretisierung übergeben werden.

Davon könne ja wohl keine Rede sein, meint Walter Jansen, Ex-Kurator der Rathausgalerie Odenthal. Von den fünf beauftragten Büros habe kein einziges ernsthaft einen der fünf Bürgervorschläge auf Machbarkeit geprüft. Die Bürgerbeteiligung sei offensichtlich nur zum Schein durchgeführt worden. Die versprochene Teilhabe habe keine Chance gehabt. „Jetzt fühlen sich die Leute zu recht betrogen.“

Der Wettbewerb

Fast 5000 Bürger haben sich online an dem Gestaltungsprozess beteiligt. 51 Gruppen haben ihre Themen eingereicht. 28 Arbeiten wurden von Schulen geliefert, 19 kamen aus der Bürgerschaft, vier Ideen steuerten Jugendgruppen bei. Der von einer neunköpfigen Fachjury gekürte Siegerentwurf des Kölner Büros Greenbox soll mit finanzieller Unterstützung der Unternehmer von „Best of Bergisch“ aus der Region umgesetzt werden. Der Stadt entstehen keine Kosten. Alle fünf Entwürfe der Planungsbüros sind bis 12. April im Rathaus Bensberg ausgestellt, 5. Stock, montags bis donnerstags, 8–18.30 Uhr. (ub)

Bereits im Anschluss an die Präsentation des Siegerentwurfs in der Villa Zanders hatten sich Vertreter des Arbeitskreises der Künstler und des Caritas Wohnhauses für Suchtkranke enttäuscht geäußert. Die Teilnehmer der ersten Projektphase hätten sich an genau formulierte Vorgaben halten müssen. Demnach sollten die Entwürfe unter anderem zwingend einen Bezug zur Stadt herstellen: zur Strunde, zur Geschichte der Papierindustrie oder als Tor zum Bergischen Land.

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