Kunstmuseum Villa Zanders„3D Painting“ von Igor Ganikowskij in Bergisch Gladbach

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Mit einer Fläche, die nach vorn ragt, teilt Igor Ganikowskij die Bildoberfläche in zwei Hälften. Er spricht von „3D Painting“.

Mit einer Fläche, die nach vorn ragt, teilt Igor Ganikowskij die Bildoberfläche in zwei Hälften. Er spricht von „3D Painting“.

Bergisch Gladbach – Den Schritt ins Dreidimensionale hat Igor Ganikowskij in seiner Kunst schon lange vollzogen. In neueren Arbeiten, die das Kunstmuseum Villa Zanders nun in der Kabinettausstellung „Moral Spaces“ zeigt, trifft der Betrachter auf Arbeiten, die noch stärker Objekt sind als bisher schon gewohnt.

Der 1950 in Moskau geborene Künstler, der seit 1993 in Deutschland und seit 2009 in Bergisch Gladbach lebt, nennt das „3D Painting“ dreidimensionale Malerei. Das Malen auf Leinwand kombiniert er dabei mit Materialien wie Holz oder Eisen, die in den Raum ragen. Ein Effekt ist, dass ein Werk dem Betrachter unterschiedliche Ansichten bietet, je nachdem, von welcher Seite er es anblickt.

Eine nach vorn ragende bemalte Holzfläche teilt die Bildfläche

Bei einer als „Komposition“ betitelten Arbeit ist der Unterschied je nach Position des Betrachters besonders groß: Eine nach vorn ragende bemalte Holzfläche teilt die Bildfläche, die an der Wand hängt, in zwei Hälften – links davon bietet sich ein anderer Anblick als rechts davon.

Die Verbindung von Mensch und Gott zeigt eine aktuelle Arbeit.

Die Verbindung von Mensch und Gott zeigt eine aktuelle Arbeit.

In seiner künstlerischen Formensprache bleibt Ganikowskij weitgehend abstrakt. Es finden sich Zeichen, die sich oft durchaus unterschiedlich deuten lassen. Das gilt auch für Buchstaben aus bemaltem Holz, die er auf der Bildoberfläche platziert: Sie ähneln Buchstaben in lateinischer oder kyrillischer Schrift, sind meist aber nicht mit diesen identisch.

Es ergeben sich unterschiedliche Perspektiven

Damit ist keine Aussage vorgegeben, in seiner Deutung ist der Betrachter frei. Auch beim Blick auf die dreidimensionalen Buchstaben ergeben sich unterschiedliche Perspektiven – je nach Standort. Ganikowskij betont, dass seine künstlerische Ausdrucksweise von dem russischen Avantgarde-Künstler Kasimir Malewitsch beeinflusst sei. Die Formen sind zeitlos und interkulturell verstehbar.

Eindeutig zu identifizieren sind die Formen von Büchern, die Ganikowskij von außen, vom Buchcover her, zeigt. Dahinter ragen weitere Formen hervor, die eine Vorstellung von den Buch-Inhalten andeuten. Auch auf eine Thorarolle, von der bei jüdischen Gottesdiensten vorgelesen wird, betrachtet der Künstler von außen.

Kreisförmige Bildkompositionen für den Eindruck der Bewegung

Mehr Einblick erhält der Betrachter, wenn Ganikowskij sich mit der Sprache der Musik beschäftigt: Werke von Karlheinz Stockhausen, mit dem er sich über die jeweilige Kunst austauschte, setzt er in kreisförmige Bildkompositionen um, der Eindruck von Bewegung ist unverkennbar.

Völlig überraschend angesichts von Ganikowskijs sonstigem Schaffen sind aktuelle Arbeiten, in denen der Künstler nicht auf weitgehende Abstraktion setzt, sondern die Silhouette von jeweils zwei Figuren zeigt, die durch ein Band verbunden sind und in Austausch treten: Darin sieht Ganikowskij die Beziehung zwischen Mensch und Gott. Auch diese eindeutige Botschaft ist ein ungewohnter Ansatz des späten Künstlers.

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Ausstellung bis 29. März. Igor Ganikowskijs Buch „Moral Spaces“ ist im Kunstmuseum für zehn Euro erhältlich. Auf Initiative des Ganey-Tikva-Vereins führt der Künstler am Sonntag, 15. März, 11 Uhr, durch die Ausstellung. Zudem ist der circa 15-minütige Film „Symphony of Shostakovich“ zu sehen, der Ganikowskijs Kunst und Musik verbindet. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

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