KönigsforstRhein-Berger diskutieren über Tempolimit im Wald

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Auf der L288 durch den Königsforst gilt überwiegend Tempo 100.

Für die L288 zwischen Bensberg und Forsbach fordert der Förster ein Tempolimit.

Soll trotz der Wildunfälle auf der L288 weiter Tempo 100 erlaubt bleiben? In Bergisch Gladbach und Rösrath gehen die Meinungen auseinander,

Für oder gegen ein Tempolimit im Königsforst? Nach dem erneuten Vorstoß von Förster Jürgen Greißner und der Berichterstattung in dieser Zeitung kommt eine Diskussion darüber in Gang, ob eine Begrenzung der bislang weitgehend freien Fahrt auf der Landstraße 288 zwischen Rösrath-Forsbach und Bensberg sinnvoll und angezeigt wäre.

Als erste politische Gruppierung hat sich die Rösrather Wählergruppe „Forspark“ gegen ein Tempolimit ausgesprochen. Ihr Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, Yannick Steinbach, argumentiert grundsätzlich: „Es ist den Menschen nicht abzusprechen, zügig von A nach B kommen zu wollen und da spielt die gefahrene Geschwindigkeit nun mal auch eine Rolle.“ Er hoffe „inständig, dass die zuständige Behörde nicht einfach umfällt, denn dort kann man sie fahren“. Die Bürger bräuchten keinen Tempo-70-Schild als Signal, schon heute führen nur noch wenige das erlaubte Tempo 100. Steinbach: „Bei Dämmerung oder Dunkelheit fast keiner mehr und auch ich nicht.“

Bei einem Auto, das mit 70 km/h angefahren kommt, können Reh, Hirsch und Co die Gefahr einschätzen.
Ralf Huckriede, Sprecher der Overather Jäger

Ganze anders argumentiert Ralf Huckriede, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit der Overather Jägerschaft. In der Diskussion, wie man große Wildtiere und Autofahrer vor gefährlichen Unfällen schützen könne, werde immer wieder die Einführung von Tempo 70 an besonders gefährdeten Stellen gefordert. Dies geschehe nicht, weil „70 so eine schöne Zahl ist“, sondern weil Wissenschaftler festgestellt hätten, dass das Wild gar nicht in der Lage sei, höhere Geschwindigkeiten zu erkennen und sein Verhalten dementsprechend anzupassen.

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Huckriede: „Bei einem Auto, das mit 70 km/h angefahren kommt, können Reh, Hirsch und Co die Gefahr einschätzen. Schaffe ich es noch, vor dem Auto über die Straße zu kommen oder schaffe ich es nicht? Bei höheren Geschwindigkeiten sind sie schlicht überfordert – und schon knallt es.“

Sieben goldene Regeln für das Autofahren im Wald

Die drei Wildunfälle an nur einem Tag, die Förster Greißner zu seinem erneuten Vorstoß in Sachen Tempolimit auf der L 288 gebracht hatten, nahm Huckkriede zum Anlass, an die „Sieben goldenen Regeln“ für das Autofahren im Wald zu erinnern. So sollten die Schilder „Wildwechsel“ beachtet und ernst genommen, das Tempo dort auf 70 reduziert werden. Die Menschen sollten bremsbereit sein, die Augen aufhalten und Abstand zum voranfahrenden Fahrzeug halten.

Huckriede weiter: „Steht das Tier auf der Straße, sollte man scharf abbremsen und die Spur halten. Wenn möglich abblenden, denn ein geblendetes Tier ist orientierungslos und bleibt einfach stehen.“ Auch komme ein Wildtier selten allein: „Egal ob Reh, Sau oder Hirsch – wenn ein Wildtier die Straße quert, dann kommen fast immer weitere Tiere hinterher.“ Wenn es dann einmal zu spät sei, sollte man bloß nicht ausweichen. „Lieber mit einem Reh zusammenstoßen, als vor einen Baum fahren — oder gar in den Gegenverkehr kommen.“

„Forspark“ fordert andere Maßnahmen für die L288

Prinzipiell gegen Veränderungen an der L288 spricht sich auch die Gruppe „Forspark“ nicht aus. Vielmehr hätten auf der anderen Landstraße durch den Königsforst in Rösrath, der L 170 von Kleineichen nach Forsbach, andere Maßnahmen als ein Tempolimit zu einem Rückgang der Unfallzahlen geführt. Dort war ein Wildschutzzaun errichtet worden, die Zahl der Wildunfälle ging von zehn auf zwei pro Jahr zurück. Steinbach: „Die Maßnahmen auf der L 170 zeigten offenbar Wirkung. Solche gilt es auch für die L 288 zu erarbeiten.“

„Viel wichtiger“, so der Rösrather Kommunalpolitiker weiter, sei im Übrigen, dass Tempolimits da, wo sie hingehören, nämlich in den Wohnbereichen, auch eingehalten würden oder „eben dafür gesorgt“ werde, etwa durch Hubbel auf der Straße. Im Einzelnen nennt der Ratsherr den Mühlenweg (Hotelzufahrt), den Höhenweg (Schule, Kita, Spielplatz), die Hoffnungsthaler Straße und den Ortsrand von Forsbach in Richtung Rösrath.

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