Chargeunity will in Wohngebieten mit Mehrfamilienhäusern Lademöglichkeiten bieten. Der Investor soll die Hälfte des Gewinns erhalten.
E-MobilitätStart-up errichtet eine erste E-Ladesäule in Bergisch Gladbacher Wohngebiet

In der Beethovenstraße in Frankenforst hat das Start-up Chargeunity seine erste E-Ladesäule errichtet.
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Für Carl Müller und Niklas Seitenspinner ist am Freitag in der Beethovenstraße der erste Meilenstein gelegt worden. Sie stehen vor der ersten errichteten Ladesäule ihres Start-ups „Chargeunity“ und lassen sich stolz damit fotografieren. Mit im Gepäck haben sie ihren Investor Gerriet Hellge.
Aber fangen wir von vorne an. 2023 gründen Müller und Seitenspinner ihr Unternehmen Chargeunity in Köln, mit der Idee, Ladesäulen dort zu errichten, wo sie am meisten gebraucht werden. Viele E-Auto-Fahrer hätten nämlich keine Möglichkeit, sich eine Ladestation zu Hause installieren zu lassen.
Ladestationen fehlten oft in Wohngebieten
„Gerade bei Mehrparteienhäusern mit Tiefgaragen wird es schwierig“, erklärt Seitenspinner. In vielen Orten seien Ladestationen eher an Supermärkten oder im Stadtzentrum zu finden. Nicht aber in Wohngebieten, wo die Autos auch gerne mal länger stehen.
„Außerdem wollten wir für die Ladesäulen von Anfang an Privatvermögen mobilisieren. Die Leute suchen nach Investitionsmöglichkeiten. Auf der Bank bekommt man ja kaum Zinsen“, erläutert Mitgründer Müller.
Die Genehmigungen der Städte dauern unterschiedlich lange
Konkret funktioniere ihr Unternehmenskonzept folgendermaßen: Zunächst nehmen die beiden Kontakt zu Kommunen auf und suchen nach einem geeigneten und rentablen Standort für eine Ladesäule. Anschließend durchliefen sie ein Genehmigungsverfahren, was, wie Müller berichtet, von Kommune zu Kommune unterschiedlich lang dauere.
„Wir hatten in Köln eigentlich die ersten Genehmigungen beantragt, aber auf die warten wir schon seit eineinhalb Jahren.“ In Bergisch Gladbach hingegen habe der gesamte Prozess, von der Kontaktaufnahme mit der Kommune bis zur Errichtung der Säule, etwa sechs Monate gedauert.
Der Investor erhält die Hälfte des Gewinns
Sobald die Genehmigung erteilt ist, kommt der Investor ins Spiel. Der bezahlt eine Servicegebühr von 2.500 Euro für die Vorarbeit der beiden. Dazu kommen Kosten für den Netzanschluss, die Ladesäule, die Markierung auf dem Parkplatz und die Inbetriebnahme – rund 17.000 bis 18.000 Euro.
Allerdings könne beim Land eine Förderung von 3.000 Euro für eine Säule mit zwei Ladepunkten beantragt werden. Die laufenden Kosten für Abrechnungen, Instandhaltung und Versicherung übernehme Chargeunity. Im laufenden Betrieb erhalte der Investor dann die Hälfte des Gewinns aus dem Stromverkauf. Die andere Hälfte bleibt bei Chargeunity zur Deckung der Kosten.
Eine Ladesäule hat eine Lebenserwartung von zehn Jahren
Gewinn wirft das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt laut den beiden Akteuren noch keinen ab. Dafür brauche es noch mehr errichtete Ladesäulen. Aktuell finanziere sich das Unternehmen vor allem durch Stipendien und Förderungen. Der Strom wird an ihren Säulen aktuell für 49 Cent pro Kilowattstunde verkauft. „Je nach Standort hat man seine Investition nach vier bis sieben Jahren wieder raus“, erläutert Müller.
Eine Ladesäule habe eine Lebenserwartung von etwa zehn Jahren. Danach könne der Investor erneut in die Anschaffung einer Säule investieren. Das koste rund 8.000 Euro. Die Zahlen könnten aber abweichen, je nachdem, wie schnell die Mobilitätswende voranschreite.
Die Säulen sollen sichern gegen Betrugsmaschen sein
„Unsere Säulen sind auch sicherer gegen Betrugsmaschen. Viele Ladesäulen haben einen QR-Code für die Bezahlung auf einem Aufkleber. Der kann aber von Betrügern überklebt werden. Bei uns ist der QR-Code direkt auf dem Display und er ändert sich etwa alle 60 Sekunden“, fügt Seitenspinner hinzu. Mit ihrem Geschäft machen sich die beiden nicht nur Freunde.
Kritische Stimmen hätten sie auch schon gehört. „Kurz vor unserem Termin zum Beispiel ist ein Fußgänger vorbeigekommen. Der meinte, wir würden damit die Parkplätze wegnehmen“, berichtet Müller. Nach Ansicht der beiden sei es eher so, dass sie mit ihrer Arbeit die Mobilitätswende voranbringen.
Die erste Ladesäule ist umgeben von Mehrfamilienhäusern
Der Standort der ersten Säule entspreche dem, was sich die beiden Betreiber vorgestellt hätten. Umgeben von Mehrfamilienhäusern und vielen parkenden Autos dürfte die Nutzungsauslastung gut sein, spekulieren sie. Und auch Investor Hellge ist zufrieden. „Das Thema E-Mobilität bewegt mich schon länger. Und ich finde es toll, wenn junge Menschen ins Risiko gehen. Es hat auch alles super geklappt.“
Im Moment hätten die beiden 40 bis 50 Genehmigungsanträge am Laufen. Für Bergisch Gladbach haben sie noch sieben weitere Ladesäulen in Planung. Anfang nächsten Jahres soll es in Köln weitergehen und auch für Essen und Neuss haben sie schon Pläne. Auf lange Sicht wollen sie in ganz Nordrhein-Westfalen tätig sein. Momentan bestehe Chargeunity nur aus Müller und Seitenspinner. Damit sie alle ihre Pläne verwirklichen können, suchen sie deshalb nach einem Investor, um Personal einstellen zu können.