Landtagswahl in Rhein-BergEin Glanztag für Herbert Reul und die CDU

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Kam am späten Abend auch noch ins Gladbacher Kreishaus: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), der seinen Heimatwahlkreisgewonnen hat und die Nachfolge von Rainer Deppe (r.) antritt. Fotos: Luhr

Rhein-Berg – Erst Jubel, dann staunt die Menge, als der Blaulicht-Konvoi weiterfährt. Irgendwie haben die gepanzerten Karossen mit Begleitschutz von NRW-Innenminister Herbert Reul am späten Sonntagabend die Abfahrt zum mittleren Hof des Kreishauses Am Rübezahlwald verpasst, in dem die Wahlergebnispräsentation stattfindet und gerade verkündet worden ist, dass Reul in seinem Heimatwahlkreis mehr als 51 Prozent der Erststimmen geholt hat – bei sieben Bewerbern.

Was das Empfangskomitee von Kreishausmitarbeitenden und CDU-lern allerdings nicht bemerkt hat: Reul ist am Hintereingang des Kreishauses ausgestiegen, kommt durchs Haus und steht plötzlich im Rücken des Empfangskomitees.

Reul: „So ein Ergebnis hätte ich mir nie erträumt“

Applaus brandet auf. „Herbert“-Rufe sind zu hören. „So ein Ergebnis hätte ich mir nie erträumt“, sagt sich der 69-Jährige freudestrahlend. Worauf er das gute Ergebnis zurückführt? Immerhin hat er in seinem Wahlkreis rund 15 Prozentpunkte mehr bei den Erststimmen als seine Partei bei den Zweitstimmen geholt . . . Reul winkt ab. „Das hat damit zu tun, dass hier kluge Leute wohnen“, sagt er und erklärt. „Ich halte nix von Personenkult. Ich habe mich fünf Jahre lang angestrengt. Wenn das die Menschen gut fanden, dann ist das toll.“

Alles zum Thema Herbert Reul

Bleibt er Minister – und das würde Reul gerne, „aber das müssen andere entscheiden“, sagt er – dann kommt zur Arbeit im Ministerium nun auch die eine Wahlkreisabgeordneten hinzu. Denn ein Landtagsmandat hatte Reul, der 2017 vom damaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet in die Landesregierung berufen wurde, bislang nicht.

Lucke setzt sich gegen sieben Mitbewerbende durch

„Innere Sicherheit wird natürlich mein Thema bleiben, aber auch alle anderen Themen, die den Bürgerinnen und Bürgern in meinem Wahlkreis unter den Nägeln brennen und mit denen sie sich an mich wenden“, sagt er. Um das Landtagsmandat hatte er sich sehr bewusst beworben. „Man hat schon ein anderes Gewicht, wenn man auch mit abstimmen darf“, sagt er. Dann gibt es für die Gratulanten kein halten mehr.

Nicht nur in Reuls Wahlkreis, der von Leichlingen bis Overath reicht, hat die CDU gewonnen, sondern auch das zweite rheinisch-bergische Direktmandat im Wahlkreis 21 (Bergisch Gladbach/Rösrath) geholt. Der Gladbacher Martin Lucke hat sich hier mit 37,40 Prozent der Erststimmen gegen gleich sieben Mitbewerberinnen und -bewerber durchgesetzt. Als Reul im Kreishaus eintrifft, feiert er unterdessen bereits bei der CDU-Wahlparty im Brauhaus am Bock. Irgendwann war der Vorsprung bei den Auszählungen der Stimmbezirke so deutlich gewesen, dass es selbst den gebürtigen Münsterländer CDU-Kreisparteichef nicht mehr zurückgehalten hat: Er nahm den Blumenstrauß und gratulierte Lucke.

Gladbacher dankt für fairen Wahlkampf

„Vielen, vielen Dank, ohne Euch alle wäre das nicht möglich gewesen“, bedankt sich Lucke bei seinen Parteikolleginnen und -kollegen. Aber auch seinen Mitbewerbern dankt der 33-jährige Jurist aus Bergisch Gladbach. Für den fairen Wahlkampf. „Jetzt geht es darum, gemeinsam das Beste für den Rheinisch-Bergischen Kreis zu bewirken“, so Lucke. Seine Frau Katharina strahlt und tritt mit Sohn Paul (2) zur Seite. Der scheidende CDU-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis 22, Rainer Deppe aus Overath, gratuliert auch ihr und sagt, dass es für ihren Mann dann schon am Dienstag in Düsseldorf losgehe: Fraktionssitzung.

Neben der CDU gibt es an diesem Abend auch in Rhein-Berg einen weiteren klaren Gewinner: die Grünen. „Großartig – eine Sensation“, jubelt Grünen-Kreistagsfraktionsvorsitzende Ursula Ehren schon nach den ersten Hochrechnungen von 18.4 Prozent. Im Wahlkreis 21 (Bergisch Gladbach/Rösrath) wird die Partei am Ende des Abends sogar satte 23,42 Prozent der Zweitstimmen holen. Die Kreistagsfraktionschefin der Grünen sieht den Grund für die aktuell vorausgesagten 18,4 Prozent der Grünen in NRW vor allem in der guten Performance der grünen Minister im Bund: „Die machen einen so guten Job, das kommt uns auch in Nordrhein-Westfalen zugute. Aber auch unsere Spitzenkandidatin Mona Neubaur ist super.“

Grünen im Glück: „Das ist gigantisch“

Und nicht nur sie hat Stimmen geholt. Mit 22,98 Prozent der Erststimmen liegt Grünen-Direktkandidatin Andrea Lamberti im Wahlkreis 21 (Gladbach/Rösrath) nur knapp hinter der erfahrenen SPD-Kandidatin Tülay Durdu (24,37 Prozent). Zudem holten die Grünen hier satte 23,42 Prozent der Zweitstimmen. „Ich bin total glücklich, das ist gigantisch“, sagt Lamberti, die erst seit vier Jahren bei den Grünen ist. „Das Ergebnis zählt: Kinder und Klima, das sind die relevanten Themen, die jetzt schnell vorangebracht werden müssen. In welcher Konstellation wird man sehen müssen.“

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Grünen-Direktkandidat Jürgen Langenbucher holte im Wahlkreis 22 bei NRW-Innenminister Reul als Mitbewerber zwar „nur“ 15,66 Prozent der Erststimmen, doch auch in diesem Wahlkreis, der das Kreisgebiet ohne Gladbach und Rösrath umfasst, holen die Grünen mit 18,47 Prozent mehr als ihre Partei auf Landesebene und setzen damit einen grünen Trend in Rhein-Berg fort.

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