Rösrath – Ein Überblick über die Karnevalszüge in Rösrath:
Karnevalsumzug in Forsbach
von Thomas RauschDie Heinzelmännchen denken um, sie legen sich auf die faule Haut. Jedenfalls die von der Gruppe „Oberdorf Express“, die sich im Forsbacher Karnevalszug über mangelnden Fortschritte bei öffentlichen Projekten mokiert. „Es gibt viel zu tun, lassen wir es liegen“, heißt das Motto der Heinzelmännchen aus Forsbach. „Die Stadt Rösrath macht es uns vor“, sagt Rolf Labonte dazu.
Ein Beispiel sei der Bau der neuen Forsbacher Feuerwache, der schon lange auf sich warte lasse. Als weitere öffentliche Bauprojekte in der Warteschleife nennt er die marode Brücke auf der Sülztalstraße bei Menzlingen, die immer noch nicht saniert wird, und andere Straßenschäden.Auch die „Jecken Höhner“ machen sich ihre Gedanken über das lokale Geschehen. Sie wünschen sich eine Eisdiele für Forsbach. Als idealen Standort sehen sie ein neues Wohn- und Geschäftshaus am Halfenhof, das anstelle des bestehenden Feuerwehrhauses entstehen soll. Weil das noch Zukunftsmusik ist, haben sich die Jecken selbst in Eisverkäufer, Eiswaffeln und Eisbecher verwandelt.
Die einen haben Amarenakirschen oder Stracciatella auf dem Kopf, die anderen tragen waffelähnliche Röcke sowie bunte Eiskugeln aus Samt auf Brust und Rücken. Auch ein sahnegleicher weißer Hut darf nicht fehlen. „Wir haben den Wunsch der Forsbacher Bürger aufgegriffen“, sagt Hedy Schütz, die sich als „gemischtes Eis“ verkleidet hat und den Appetit auf eisgekühlte Süßspeisen anregt.Während die lebenden Eiswaffeln nicht dazu taugen, den Magen zu füllen, stillt der Club des Frohsinns (CdF) den Hunger der Jecken. Er ist mit einer mobilen Feldküche unterwegs, die heiße Erbsensuppe und Glühwein kredenzt. „Seit 30 Jahren fährt die Feldküche im Zug mit“, stellt der CdF-Vorsitzende Dirk Schulte fest.
Wer die leckere Suppe probiert hat, hofft sicher auf weitere 30 Jahre. Gärtner tragen Suppen-Zutaten auf grünen Schürzen – Möhren und anderes Gemüse. Tanja Scheldt und Gaby Torringen präsentieren sich selbst als Suppen-Zutat: „Wir sind Erbsen, kurz vor der Schlachtung.“Unterdessen fahren auch kleines und großes Dreigestirn durch die Forsbacher Straßen. Die kleinen Tollitäten haben großen Spaß auf ihrer mobilen Burg, die von Rittern und mittelalterlichen Damen begleitet wird. Auch über das Dreigestirn 2017 können sich die Zug-Besucher schon einmal Gedanken machen.
Die Große Rösrather Karnevalsgesellschaft, die in der nächsten Session die Tollitäten stellen will, hat sie auf ihrem Wagen „versteckt“ und fordert die Jecken am Wegesrand auf: „Sucht sie euch aus!“
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Karnevalsumzug in Hoffnungsthal
von Thomas RauschDie Jecken ziehen durch Hoffnungsthal, doch ein Hauch von Weihnachten liegt in der Luft. Ein Freundeskreis um Ute Wendeler will sich noch nicht ganz von weihnachtlichem Glanz trennen. In den kölschen Farben Rot und Weiß machen sich Weihnachtsbaum-Kugeln gut auf dem Kopf, das Weiß wird zu festlichem Silber. Winterlich liebt es auch die Gruppe „Spochtskanonen Bergische Schweiz“, auf ihrem Transparent ragen spitze Alpen-Berge hinter der Volberger Kirche hoch. Der privat organisierte Skiclub Hoffnungsthal und die Kommunikations-Laufgruppe Lüghausen haben sich als sportliche Jecken zusammengetan. „Wir bringen die Schweiz nach Hoffnungsthal“, erklärt Andreas Wegeleben.
Für den Schnee zum Skifahren ist Bernd Heinermann zuständig, der als Schneemann vorangeht. Um ihn herum ist von weißer Pracht noch nichts zu sehen, nur vereinzelte Regentröpfchen besprengen den Hoffnungsthaler Karnevalszug.Stark vertreten sind die Kindertagesstätten aus dem Ortsteil. Maler von der Kita Volberg treffen auf strahlend gelbe Sonnen von der Kita Sonnenstrahl.
Zahlreiche naturfarbene Schnecken, blaue Igel, orangefarbene Mäuse und grüne Hasen hat die Kita Purzelbaum auf die Beine gebracht – passend zu den Namen der vier Kita-Gruppen. Kita-Leiterin Brigitte Holz-Schöttler setzt einen eigenen Akzent mit einem Arrangement aus vielerlei Gegenständen, das sie auf dem Kopf trägt, da trifft Weihnachtsdekoration auf Ostersachen und Fundstücke aus der Natur. „Der Hut ist in 20 Jahren gewachsen“, erzählt sie. „Jedes Jahr wird er größer.“ Und dann ist da noch die Kita St. Servatius, die wie immer zahlreiche „Ieshellije“ zum Zug schickt.
Neu ist ein Motto, in dem die Kita-Eltern ihre Sorge ausdrücken, dass weitere Erzieherinnen die Einrichtung verlassen.„Sterne haben alle gerne“ haben Sportlerinnen vom Turnverein Hoffnungsthal gereimt, während für den Radsport-Verein Blitz diesmal lauter Matrosen unterwegs sind. Zu dem Wechsel vom Zweirad aufs Schiff sagt der Vorsitzende Norbert Kutz: „Mit jedem schwierigem Element kommen wir zurecht.“
Karnevalszug in Rösrath
von Thoams Rausch
Gerüstet gegen Zumutungen des Wetters ist Siegfried Kahn, er hat eine große Schneeschaufel aus Pappmaché vor sein Fahrrad montiert. Als „Austria-Soforthilfe-Schneedienst“ radelt er mit österreichischer Fahne an der Spitze des Rösrather Rosenmontagszugs. Auf dem Helm trägt er eine blinkende Warnlampe, am Gepäckträger hat er einen Streusalz-Behälter angebracht. Gegen die Regentropfen, die den Jecken zeitweise zusetzen, kann das ungewöhnliche Räumfahrzeug jedoch nichts ausrichten.
Besonders bei der Zugaufstellung in der Beienburger Straße müssen sich Fußgruppen und Festwagen-Teams von fiesen Niederschlägen piesacken lassen. „Oben nass, innen nass, überall nass“, stöhnt Jürgen Gabriel vom Tennis Club Rösrath. Mit der Zug-Teilnahme feiern die Sportler das 40-jährige Bestehen des Vereins, auf wechselhaftes Wetter sind sie grundsätzlich eingestellt: „Wir spielen immer draußen“, sagt Gabriel.
Daniel Trompetter von der Gruppe „Gesucht & gefunden“, die seit 35 Jahren am Rösrather Zug teilnimmt, muss lange zurückdenken, um sich ein ähnlich fieses Rosenmontagswetter zu vergegenwärtigen: „Einmal waren wir als Hexen verkleidet, da hat es genauso geschüttet wie heute.“
Doch kaum hat sich der jecke Tross gegen 10.10 Uhr in Bewegung gesetzt, macht der Regen tatsächlich eine längere Pause. Schirme und Regenumhänge verschwinden nach und nach aus dem Straßenbild. Vielleicht haben ja die Trommler und Blechbläser von der Guggenmusik Waldstatt, die aus der Schweiz ins Rheinland gekommen sind, mit ihren kräftigen Tönen das Nass vertrieben. Das freut jedenfalls die Kinder, Eltern und Lehrkräfte von der Katholischen Grundschule Rösrath, die in diesem Jahr das Kinderdreigestirn stellt. Die Jecken von der Schule sind daher hochmotiviert, 120 von ihnen reihen sich in den Zug ein. „Wir sind Feuer und Flamme für unser Kinderdreigestirn“, sagt Mechthild Börger-Nolte, die wie ihre Mitstreiter Flammen auf dem Kostüm trägt, dazu feurige Haare in Rot und Gelb.
In guter Stimmung sind Bastienne Broekmann und Nicole Heimes von der Gruppe „Rösrather Fründe vun 2013“. Ihr Freundeskreis ist erst zum dritten Mal im Zug vertreten, aber hellauf begeistert: „Jetzt hat uns das karnevalistische Virus infiziert, auch bei diesem Wetter“, sagt Heimes. Mit Blick auf das stattliche Piratenschiff der Gruppe sagt sie: „Wir brauchen ja Wasser.“ Mit einem Schiff sind auch die Jecken vom Heimatverein Rambrücken unterwegs, dazu tragen sie ein Wikinger-Kostüm. Das dicke Fell-Kostüm habe sich bewährt, sagt Marina Frey: „Man wird nicht so nass.“ Indessen genießt Helga Feil mit Nachbarn und Freunden, dass es vorübergehend trocken ist. Von ihrem Balkon in der Hauptstraße winken sie den Wagen und Fußgruppen zu. Ab 10.45 Uhr ist der Balkon sogar für kurze Zeit in der Sonne:
„Was willst du noch mehr?“, freut sich Ingrid Frank. Ein paar Schritte weiter verfolgt auch Ursula Bundszus mit ihrem Mann den Zug – erleichtert über die Regenpause: „Es hat ja so gegossen vorhin, da haben wir uns gar nicht rausgetraut.“
Für die Ortsgemeinschaft Rösrath (OGR), die den Rosenmontagszug alljährlich organisiert, war Zu-Hause-Bleiben dagegen keine ernsthafte Alternative. Angesichts der Zug-Absagen anderswo hätten die Aktiven am Vortag nur kurz über Konsequenzen aus der Wettervorhersage diskutiert, sagt Kerstin Vogel von der OGR: „Wir haben ja keine Fahnenträger und keine Pferde im Zug. Da war es keine Frage, dass er stattfindet wie geplant.“ Und so läuft sie mit den „Pänz vum Pannhof“ über den Sülztalplatz, diesmal im Heinzelmännchen-Kostüm mit roten Zipfelmützen. „Man braucht Heinzelmännchen“, sagt Katrin Fehrmann von der Gruppe. Die Vereine, die Flüchtlingshilfe oder auch die Tafel seien auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Ihr Engagement als „Heinzelmännchen“ wolle die Gruppe mit ihrem Beitrag würdigen.