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MigrationAltenberger Forum diskutierte über Hürden und Chancen für gelungene Integration

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Zwei Frauen und drei Männer sitzen auf einem Podium, dahinter ein Banner mit der Aufschrift„ Altenberger Forum. Kirche und Politik“.

Welche Herausforderungen und Chancen liegen in Flucht und Migration? Darüber diskutierte das Altenberger Forum.

Im 30. Jahr nahm sich die Veranstaltung das komplexe Thema Flucht und Migration vor.  Dabei wurden auch viele Erfolgsgeschichten erzählt.

Es wird nicht weiter verwundern, dass das 30. „Altenberger Forum Kirche und Politik“, das sich in diesem Jahr mit den Auswirkungen von Flucht und Migration auf unsere Gesellschaft beschäftigte, kein Patentrezept für die ungelösten Fragen im Land bieten konnte. Doch bot die Diskussion, um „Herausforderungen und Chancen“, zu der der Ökumeneausschuss im Rheinisch-Bergischen Kreis und Landrat eingeladen hatten, viele interessante Mosaiksteinchen zu einem komplexen Thema, verlor sich dabei nicht im Theoretischen, sondern blieb nah dran an Einzelschicksalen und an der Situation in den Kommunen.

Für manchen Perspektivwechsel sorgte Dr. Stefan Hößl, Studienleiter Politische Bildung an der Melanchthon-Akademie Köln. Viele Mosaiksteinchen, die am Ende zwar kein vollständiges Bild ergaben, aber zumindest zeigten, welche Probleme existieren, welche Fehler gemacht werden, aber auch welche Chancen für die Gesellschaft in Migration liegen.

Die kritischen Stimmen waren in Altenberg nicht vertreten

Nur just jene, die häufig den Diskurs über Flüchtlinge und Zuwanderung in Social-Media-Kanälen und auf politischer Bühne aufheizen, blieben außen vor. Weder auf dem Podium, noch im gut besetzten Saal waren die Stimmen vertreten, die der Zuwanderung, aus welchen Gründen auch immer, kritisch bis ablehnend gegenüberstehen oder für die sie mit Ängsten verbunden ist. So blieb man in Altenberg unter sich.

Auf dem Podium diskutierten Stephan Santelmann (CDU), bis vor kurzem noch Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises. Zudem Weihbischof Ansgar Puff vom Erzbistum Köln, die Odenthaler Unternehmerin Anke Meißner sowie Dr. Stefan Hößl, Studienleiter Politische Bildung an der Melanchthon-Akademie. Die Rolle des Publikumsanwaltes, der die Fragen aus dem Plenum vortrug, übernahm Thomas Taxacher, katholischer Pfarrer in Odenthal-Altenberg. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von der Journalistin Melanie Wielens.

Die Finanzkrise erschwere die Eingliederung der Migranten

Flucht und Migration - Herausforderung und Chance für unsere Gesellschaft? Wohl beides. Und befänden sich die Kommunen nicht in einer schweren Haushalts- und Finanzkrise würden viele die Zuwanderung vermutlich mit ganz anderen Augen sehen, meinte Ex-Landrat Stephan Santelmann. „Das hat es vielen sehr schwer gemacht.“ Daher müssten endlich auf europäischer Ebene Regelungen gefunden werde, damit es gerecht zugehe und „die Kommunen in die Lage versetzt werden, es zu schaffen“.

Die hatten schon früh auch auf kirchliches und ehrenamtliches Engagement gesetzt, um die Aufgaben zu bewältigen, die mit den ankommenden Flüchtlingen verbunden waren und sind. „Es gibt immer noch eine große Zahl engagierter Menschen“, sagte Weihbischof Ansgar Puff auch mit Blick auf die kirchliche Initiative „Neue Nachbarn“, in die das Erzbistum jährlich 3,8 Millionen Euro investiere und für die sich zwischenzeitlich 20.000 Menschen engagierten, derzeit noch rund 10.000. Hilfe sei „ein Dauerlauf“, so Puff.

Der Integration liegen viele Steine im Weg

Viele Steine lägen der Integration im Wege, war sich die Runde einig. Sprachliche Barrieren, Wohnungsnot, bürokratische Hürden, Probleme bei der Anerkennung beruflicher Abschlüsse…Diese Probleme kennt Anke Meißner aus dem beruflichen Alltag. In ihrem Betrieb werden seit Jahren Zugewanderte als Lehrlinge eingestellt. Sie berichtete von ausschließlich guten Erfahrungen. „Im Team auf der Baustelle funktioniert das.“ Doch müsse der Arbeitgeber unterstützen, Energie hineinstecken, sagte sie mit Blick auf Sprachkurse, Wohnung, Führerschein.

Vielen Menschen sei zu wenig bewusst, dass Flucht und Migration „seit jeher die Gesellschaft geprägt hat“, betonte Hößl. Sie sei eigentlich nicht der Sonder-, sondern der Normalfall. Zwischen 1950 und 1998 hätten 20 Millionen Menschen Deutschland verlassen, 30 Millionen seien gekommen, nannte er Zahlen.

„Man sollte viel mehr Erfolgsgeschichten erzählen“, empfahl Puff. Eine hatte er mitgebracht – die von einem Geflüchteten, der unbedingt das Elektrohandwerk lernen wollte. Da habe es viele Schwierigkeiten gegeben, er sei zunächst bei der Prüfung durchgerasselt, „doch am Ende war er einer von denen, die die neue Beleuchtung des Kölner Doms angebracht haben.“