Erstmals seit über 30 Jahren wird wieder auf Bedburger Boden Bier gebraut. Die Brauerei Versum feiert Eröffnung.
Neue BrauereiDas Bedburger Bier soll die Welt erobern

Braumeister Till Verse überwacht den Brauvorgang im Sudhaus. Die Brauerei Versum braut in Bedburg-Rath zwei verschiedene Biere.
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Braumeister Till Verse lüftet den Deckel des Bottichs, es dampft und riecht herb. Es ist erst der zweite Brautag in der noch jungen Brauerei Versum in Bedburg-Rath. „Rund einen Monat dauert es, bis die obergärigen Biere trinkbar sind“, sagt Verse. Aber einen kleinen Vorrat von 1300 Litern gibt es schon, denn bisher konnten die beiden Braumeister ihre Biere in der Brauerei eines Freundes herstellen.
Ein guter Teil davon wird am Samstag, 17. Mai, in der Brauerei am Birkenweg 9 getrunken, denn dann feiert das Versum-Team die „Grand Opening“ ihres Unternehmens. Von 12 bis 14 Uhr können Freunde des Gerstensaftes das Wiess und das Amber Ale probieren. Neben Till Verse ist noch Jan Summa in der Brauerei für die Qualität des Bieres verantwortlich. Der Name der Brauerei Versum setzt sich aus den je ersten drei Buchstaben der Familiennamen zusammen. Unterstützt werden sie von Tills Zwillingsbruder Jonas und deren Vater Peter.
Bedburg: Zuletzt wurde 1991 Bier in der Schlossstadt gebraut
Nach 34 Jahren wird nun also wieder auf Bedburger Boden Bier gebraut. Die einst in Kirchherten ansässige Brauerei Schopen war die letzte, die ein echtes Bedburger Bier gebraut hat. Sie nutzte ihr Sudhaus zuletzt 1991 und füllte danach in Bedburg nur noch ab, was in ihrem Auftrag in Köln gebraut wurde, unter anderem das Severins-Kölsch. Aber auch damit war es 2004 zu Ende.
Auch wenn es nach Art des Kölsches gebraut wird, Kölsch nennen darf sich das Bedburger Bier „Wiess“ nicht. „Das dürfen nur Biere, die tatsächlich auch in Köln gebraut werden“, sagt Peter Verse. Es gebe nur einige wenige, historisch bedingte Ausnahmen. Pläne, in Bedburg zu brauen, gibt es schon seit zwei Jahren, doch erst jetzt hat es mit der Übernahme von Räumen eines Partyservices geklappt.

Peter Verse von der Brauerei Versum zeigt die beiden Biere, die in Bedburg-Rath gebraut werden, ein Wiess und das Amber Ale.
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Das Wiess und das Amber Ale sind laut Till Verse unbehandelte, unfiltrierte und unpasteurisierte Biere. „Daher ist es besser, sie zu kühlen“, sagt Verse. Die Biere großer Brauereien hätten durch die Behandlung keine aktiven Hefezellen mehr. „Das geht dann auf Kosten des Geschmacks.“ Und gerade auf den Geschmack setze man bei den von Hand gebrauten Bieren aus Bedburg.
Hopfen und Malz für ihr Wiess beziehen die Bedburger Brauer aus deutschen Anbaugebieten, für das bernsteinfarbene Ale allerdings verwenden sie Hopfen aus Neuseeland. „Das Ale hat mehr Süße und spielt mit den Steinobstaromen“, sagt Till Verse. Das Wiess wiederum sei ein „solides“ Bier mit gutem Hopfenaroma und rundem Geschmack.
Till Verse hat ebenso wie Jan Summa langjährige Brauerfahrung. Verse braut im Füchschen in Düsseldorf, Summa bei Reissdorf. Der Hürther Summa hat auch schon für Gilden, Sion, Sester und Dom-Kölsch gebraut, ebenso für Radeberger. Die Brauerei Versum betreiben die beiden nebenberuflich.
Bedburg: Einmal pro Woche wird in Rath Bier gebraut
Einmal die Woche soll künftig in Rath gebraut werden, pro Sud könnten 300 Liter Bier hergestellt werden. Wiess und Amber Ale sollen regional, wenn möglich aber auch überregional Erfolge feiern. „Im Restaurant Christof's in Alt-Kaster sind wir schon am Hahn“, sagt Till Verse, und Vater Peter ergänzt, dass mehrere Supermärkte Interesse hätten, das Bedburger Bier zu verkaufen.
Das Ziel sei, dass das Bedburger Bier einen Stellenwert erhalte wie Biere in Belgien. „Bier ist deren Wein“, sagt Till Verse. Dort werde Wert auf handwerklich gut gebraute Biere gelegt, für die man auch deutlich mehr Geld auszugeben bereit sei. Verkauft wird das Bedburger Bier derzeit nur an der Heinsberger Straße 21 in Bedburg-Kirchtroisdorf donnerstags von 16 bis 18 Uhr und in der Brauerei am Birkenweg 9 in Bedburg-Rath samstags von 12 bis 14 Uhr.