Eine Anwohnerin hatte die Prügelei mit dem Handy gefilmt, was die Polizisten erst später erfuhren.
Vorwürfe wiegen schwerBergheimer Polizisten wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt

Eine Anwohnerin hatte mit dem Handy die Szene gefilmt.
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Die Vorwürfe gegen zwei Beamte der Rhein-Erft-Polizei wiegen schwer: gemeinschaftliche, gefährliche Körperverletzung im Amt, mittelbare Freiheitsberaubung, Körperverletzung und Verfolgung Unschuldiger. Die Staatsanwaltschaft Köln hat die Ermittlungen gegen zwei Polizeibeamte aus Bergheim, die kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres einen Bergheimer mit Schlagstock und Pfefferspraydose verprügelt haben sollen, abgeschlossen und die Anklage ans Amtsgericht Bergheim geschickt.
Was war damals passiert: Am 23. Dezember 2024 wird die Polizei von Anwohnern der Otto-Hahn-Straße in Zieverich darüber informiert, dass ein Mann vor dem Eingang eines Mehrfamilienhauses randaliert. Die Beamten haben es nicht weit. Denn der Einsatzort liegt nur wenige Hundert Meter von der Polizeiwache entfernt. Die beiden Streifenbeamten treffen den 40-Jährigen vor der Haustür an und erteilten ihm einen Platzverweis. Doch der betrunkene Mann will nicht gehen. Der Mann will zu seiner Freundin, die öffnet ihm aber nicht die Tür. Was dann passiert, schockt selbst Kolleginnen und Kollegen der eingesetzten Beamten.
Video zeigt schockierende Szenen
Nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung schlägt einer der Beamten mit einem Schlagstock auf den Betrunkenen ein, obwohl dieser niemanden angreift. Während der zweite Beamte den Rucksack des Opfers wegwirft, tritt der andere wie ein Kampfsportler auf den Betrunkenen ein. Schließlich greift einer der Einsatzkräfte zu seiner Dose Pfefferspray und schlägt sie dem 40-Jährigen auf den Kopf. Erst als Pfefferspray unkontrolliert austritt und auch den Beamten ins Gesicht spritzt, endet die Prügelei.
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Die Beamten nehmen den 40-Jährigen mit zur Wache, sperren ihn in die Ausnüchterungszelle. Der Atemalkoholtest ergibt einen Wert von zwei Promille, ist den Akten zu entnehmen. Im Einsatzbericht sollen die Beamten den Vorfall etwas anders dargestellt haben. Sie seien angegriffen worden, von „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ soll in dem Protokoll die Rede sein.

Zwei Beamte der Wache in Bergheim sind jetzt wegen schwerer, gefährlicher Körperverletzung im Amt angeklagt.
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Kurze Zeit später kommt jedoch etwas ganz anderes ans Tageslicht, als eine Anwohnerin ein Handyvideo von dem Einsatz veröffentlicht, das die eingesetzten Beamten bis dahin offenbar auch nicht kannten. Darauf ist zu sehen, wie die Polizisten zuschlagen, obwohl sich der betrunkene Mann nicht wehrt. Vorgesetzte der Einsatzkräfte handeln umgehend, Ermittlungen gegen die zwei Beamten werden eingeleitet. Aus Neutralitätsgründen gibt die Polizei im Rhein-Erft-Kreis den Fall an die Polizei Köln ab – die beiden Polizisten werden nach ein paar Tagen vom Dienst freigestellt. Disziplinarverfahren werden eingeleitet. Monatelang ermitteln die Beamten der Polizei in diesem Fall, bis sie die Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaft abgibt.
Opfer schon polizeilich aufgefallen
Das Opfer ist kein unbeschriebenes Blatt bei der Polizei. Schon mehrfach soll er im betrunkenen Zustand aufgefallen sein. Im Strafregister sollen mehrere Einträge vorhanden sein. In einem Gespräch mit dieser Zeitung wenige Wochen nach dem Vorfall räumt er ein, schon mehrfach mit der Polizei zu tun gehabt zu haben.
Michael Emde, einer der Verteidiger, wollte sich zu den Strafvorwürfen gegen seinen Mandanten zunächst nicht äußern.
Die Direktorin vom Amtsgericht Bergheim, Dr. Gabriele Schotten, bestätigte auf Anfrage den Eingang der Anklage: „Es geht dabei um zwei Taten. Zum einen um gemeinschaftliche, gefährliche Körperverletzung im Amt und zum anderen um die Verfolgung Unschuldiger in Tateinheit mit Körperverletzung und Freiheitsberaubung im Amt.“ Wann der Prozess beginnen wird, ist noch unklar. Schotten: „In diesem Jahr auf jeden Fall nicht, vermutlich im Frühjahr 2026.“

