Die mit Raupenseide überzogenen Bäume gehen auf die Gespinstmotte zurück. Den Nabu Rhein-Erft erreichen derzeit vermehrt Anfragen dazu.
„Ich finde das total gespenstisch“Im Paffendorfer Wäldchen in Bergheim ist ein Naturschauspiel zu sehen

Die Gespinstmotte nistet sich auch im Paffendorfer Wäldchen ein.
Copyright: Susanne Kirsch/Nabu Rhein-Erft
Wer dieser Tage im Paffendorfer Wäldchen unterwegs ist, kann dort die silbrigen Netze bestaunen, die dort zahlreiche Bäume überzogen haben. Verantwortlich dafür sind die Raupen von Gespinstmotten, die die Blätter befallener Pflanzen abfressen und Stämme, Äste und Zweige komplett mit einem Gespinst überziehen.
„Ich finde das total gespenstisch“, sagt Susanne Kirsch. Im Nabu Rhein-Erft für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv, berichtet sie davon, dass der Nabu in den vergangenen Tagen vermehrt Anfragen dazu erhalten hat, weil der Anblick Passanten beunruhigt. Als sie heute Morgen ins Paffendorfer Wäldchen gefahren ist, seien mehrere Radfahrer dort vorbeikommen. „Und die sind alle stehen geblieben und haben gesagt: Was ist mit diesen Sträuchern los?“ Sie habe durchaus schon in der Vergangenheit erlebt, dass einzelne Sträucher befallen waren. „Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so viele waren wie jetzt.“
Bergheim: Nabu-Experte findet die Netze der Gespinstmotte hübsch
Aber nicht jeder ist vom Anblick beunruhigt. Karl-Heinz Jelinek, der sich vielfach im Nabu verdient gemacht hat und auch als Schmetterlingsexperte fungiert, kann der Arbeit der Gespinstmotte einiges abgewinnen. „Die schützen sich nur vor Fressfeinden und was die da veranstalten, sieht toll aus für meinen Geschmack. Es gibt Leute, so wie meine Frau und ich, die extra nach Paris gefahren sind, um den verhüllten Triumphbogen zu sehen. Und jetzt fahre ich hier an den Rhein und sehe da ein paar verhüllte Weiden. Ist doch hübsch.“

Die Gespinstmotte ist laut Nabu-Experten Karl-Heinz Jelinek völlig harmlos
Copyright: Susanne Kirsch/Nabu Rhein-Erft
Jelinek betont: „Die sind völlig harmlos. Man kann die anfassen, die tun überhaupt nichts.“ Mit Eichenprozessionsspinnern habe die Art nichts zu tun. Diese befallen eben nur Eichen, auf denen wiederum keine Gespinstmotten zu finden seien.
Womöglich kommt der Gruselfaktor über die Ähnlichkeit der Netze zu Spinnennetzen, die bei vielen Menschen Unbehagen auslösen. „Das ist Raupenseide und die Spinnen verwenden auch Seide. Von daher ist das Material schon sehr ähnlich“, sagt Jelinek.
Gespinstmotte verursachen laut Jelinek keinen bleibenden Schaden
Laut Angaben des Experten entwickeln sich die Raupen jetzt im Mai bis Anfang Juni, und danach treiben die Bäume neu aus. Für die Bäume sei das ungefährlich. Dafür sorge auch der sogenannte Johannistrieb, also ein zweiter Blattaustrieb, der Schäden durch Witterung und Fraß kompensiert. „Allenfalls bei den Pfaffenhütchen kann es sein, dass die in dem Jahr keine Früchte ansetzen. Es gibt auch eine Art, die in Apfelbäumen lebt. Und wenn die natürlich in größerer Menge auftreten, können, die natürlich zum Ernteausfall führen, aber dem Baum schadet es letztendlich nicht. Der treibt neu aus.“ Das Phänomen nennt sich der Johannistrieb.
Warum so viele Menschen also um die Gespinstmotte so einen Wirbel machen, könne er nicht verstehen. „Bis auf eine südliche Art, die hier nicht in NRW vorkommt, waren diese Arten schon immer hier.“ Zwischendurch gebe es dann Massenvermehrungen. „Dann passiert das und ich wundere mich alle Jahre wieder, warum die Leute sich nicht daran erinnern, dass das schon immer vorgekommen ist.“
Gespinstmotte noch bis Anfang Juli im Paffendorfer Wäldchen zu sehen
Jelinek sieht in dem Phänomen eher ein kleines Spektakel. Er habe das bei der Landesgartenschau in Leverkusen erlebt. „Da hatten die da so lauter Rabatten mit Pfaffenhütchen angepflanzt und dann kam da diese Pfaffenhütchen-Gespinstmotte, die hat alles weggefressen, alles eingesponnen. Und da stand eine Bank daneben, die haben die gleich mit eingesponnen. Einfach toll.“
Allzu lange wird das Naturereignis wohl nicht mehr im Paffendorfer Wäldchen zu sehen sein. „Die Falter schlüpfen irgendwann Ende Juni, Anfang Juli“, sagt Jelinek. Auch die Seidenverwebungen verschwinden dann nach und nach mit dem Regen. „Das sind ja Eiweiße, die sind auch nicht so beständig auf Dauer.“