Teppichfragmente von AladagNeue Ausstellung im Brühler Max Ernst Museum

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Auf dem Bild ist eine Künstlerin mit ihrer Wandarbeit zu sehen.

Teppichfragmente verwendete die Künstlerin Nevin Aladag bei dieser monumentalen Wandarbeit.

Die international renommierte Künstlerin Nevin Aladag aus Berlin gastiert in Brühl und präsentiert ungewöhnliche Werkreihen.

Die Journalistinnen und Journalisten, die am Freitag zur Pressevorbesichtigung der neuen Ausstellung in das Max-Ernst-Museum des LVR gekommen waren, ließen sich nicht lange bitten: Nach Aufforderung der Künstlerin Nevin Aladag probierten sie sich in der Installation „Teppichballspiel“ gleich darin aus, mit Teppichfragmenten ummantelte Basketbälle in einen Korb zu werfen. Dafür nutzte die Künstlerin vor allem Kelims, die insbesondere im Balkan, im Iran und im Kaukasusgebiet verbreitet sind.

Die Besucher sind zum Indoor-Basketball eingeladen

„Interlocking“, was soviel wie „Ineinandergreifen“ bedeutet, ist Nevin Aladags Überblicksschau überschrieben, die Besucherinnen und Besucher ausdrücklich zum Indoor-Basketball einlädt. Auch bei den kunstvoll umhäkelten Medizinbällen braucht man keine Berührungsängste zu haben, sondern darf sie als mobile Sitzmöbel nutzen. Aladag, eine international renommierte Gegenwartskünstlerin, zieht mit textilen Collagen, Klangskulpturen, Installationen und Videos Verbindungslinien zwischen verschiedenen Bereichen künstlerischen Schaffens und unterschiedlichen Kulturen.

Auf dem Bild wird das Indoor-Basketballspiel getestet.

Das Basketballspiel mit Tennisbällen probieren Nevin Aladag (l.) und Museumsdirektorin Madeleine Frey aus.

Wie bei Max Ernst nimmt auch in Nevin Aladags Schaffen die Collage breiten Raum ein, außerdem verfremdet sie Alltagsmaterialien und überführt sie – oft humorvoll – in neue Kontexte. In ihrem Berliner Atelier verfügt die gebürtige Türkin, die in Stuttgart aufgewachsen ist, über einen riesigen Fundus an Teppichen aller Art, die etwa bei der monumentalen Wandarbeit „Social Fabric, Floating Leaves“ verwendet wurden.

Als Metapher für ein soziales Gefüge kann man die unterschiedlichen Muster und Farben lesen, die Aladag auf vier organischen Formen zu einem fröhlich-bunten Flickenteppich arrangiert hat. Fabrikware kommt dabei ebenso zum Einsatz wie kostbares handgeknüpftes Material, das „bis zum letzten Fitzelchen“ verbraucht wird, wie die Künstlerin wissen ließ. Für die neue Serie der „Colour Floatings“ bespannte sie Lampen mit farbigen oder gemusterten Nylonstrümpfen. Die sanft schimmernden Licht-Objekte sind zugleich ein Spiegel der aktuellen Mode, denn manche Beinkleider sind nur saisonal erhältlich.

Auf dem Bild ist eine Klangskulptur zu sehen.

Teile von Instrumenten hat Nevin Aladag zu surreal anmutenden Klangskulpturen zusammengefügt, die immer sonntags von 15 bis 16 Uhr bespielt werden.

Dem Collage-Prinzip bleibt Nevin Aladag auch in der Werkreihe „Resonating Spaces“ treu, die im „Musikzimmer“ der Ausstellung präsentiert werden. Teile von Blas-, Saiten- und Percussioninstrumenten hat sie in diesen bildhauerischen Arbeiten zu eigenwilligen, surreal anmutenden Klangskulpturen zusammengefügt, die immer sonntags von 15 bis 16 Uhr von Musikerinnen und Musikern bespielt werden. Telefon-, Lautsprecher- und Computerkabel, die man üblicherweise gerne verschwinden lässt, beschert Nevin Aladag in Form eines in Macramé-Technik geknüpften Vorhangs einen großen Auftritt.

Instrumente im öffentlichen Raum

Vom Humor der Künstlerin künden die musikalischen Video-Porträts, die sie unter anderem ihrer Heimatstadt Stuttgart und Berlin, ihrem aktuellen Lebensmittelpunkt, gewidmet hat. Dafür platzierte sie Instrumente im öffentlichen Raum und ließ sie etwa durch Wind und Regen und andere Wetterphänomene bespielen. Auf diese Weise entstanden zufällige Sounds und Toncollagen, die in sechsminütigen Filmen vorgeführt werden.

In die Ausstellung integriert ist der Raum „Interlocking aktiv“, in dem Besucherinnen und Besucher die von Nevin Aladag genutzten Techniken, wie etwa das Knüpfen von Makramée-Wandbehängen, selbst ausprobieren können.

Zum Abschluss gibt es einen Familientag

Die Ausstellung im Max-Ernst-Museum, Max Ernst-Allee 1, wird am Samstag, 9. März, um 19 Uhr eröffnet. Sie läuft bis zum 30. Juni 2024. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Zum Abschluss der Ausstellung findet ein Familientag statt.

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