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Wir öffnen TürchenEin Einblick in die Backstube der Bäckerei Immerath in Elsdorf

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Das Foto zeigt zwei Männer, die Teigwaren festhalten.

Vom Teig bis zum fertigen Stollen investieren Vater und Sohn Willy Immerath seit Jahrzehnten Zeit, Liebe und Geduld.

Schon früh am Morgen stehen Bäcker am Ofen für Brötchen, Brot und süße Leckereien. So auch Willy Immerath junior und sein Vater.

Die Adventszeit: Sie hat etwas Magisches, etwas Besinnliches und etwas Geheimnisvolles. Wir treten mit Ihnen bis Heiligabend durch Türen, die üblicherweise verschlossen bleiben oder für die nur wenige Menschen den Schlüssel haben. Wir blicken in die verborgenen Räume hinein und erzählen die Geschichten, die sich hinter den Türen verbirgt. Heute geht es in die Bäckerei Immerath.

Auf dem Bild ist ein Logo mit dem Schriftzug „Türen im Advent“ zu sehen.

Wir öffnen Türen im Advent, hinter denen Spannendes verborgen ist.

Der Tag ist noch jung um 8.30 Uhr. Nicht so für die Bäckerinnen und Bäcker allüberall. Schon seit ein Uhr stehen Willy Immerath junior, sein gleichnamiger Vater und das Team in der Backstube. Nach der Pflicht mit allerlei Brötchen und Brot kommt jetzt die Kür: Plätzchen, Kuchen und Teilchen beherrschen jetzt das Bild auf den Knetbänken, und seit Anfang November, um St. Martin, traditionell die Christstollen.

Elsdorf: Das gehört in einen leckeren Stollen

Was gehört in einen leckeren Stollen als Grundzutat? „Butter, Stollengewürz, Salz, Zitronat, Orangeat, Marzipan, Eier und Rosinen, die zwei Tage in Rum gelegen haben“, listet Immerath junior auf. Nach einer Ruhepause – für den Teig, nicht für den Bäcker – folgen Hefe, Mehl und Wasser und die speziellen Noten. Nach einer weiteren Ruhepause wird der Teig portioniert in 1000- und 750-Gramm-Laibe und vorsichtig von rund nach länglich gearbeitet, „ohne Druck, damit der Teig seine Lockerheit nicht verliert“.

Das Foto zeigt einen Bäcker am Ofen.

In einer Blechform werden die Stollen gebacken, damit sie ihre Form nicht verlieren.

Dann wird nochmals Marzipan, diesmal als runde Stange, eingelegt. „Das Marzipan unterscheidet unseren vom Dresdner Stollen“, sagt Immerath. 30 Minuten Pause, damit die Hefe gehen kann, 55 Minuten in den Backofen und fertig? Längst noch nicht. Die Stollen werden zweimal mit Butter abgepinselt, in Vanillezucker gewälzt und am nächsten Tag mit Puderzucker bestreut und verkaufsfertig verpackt.

In diesem Jahr liegen bei Immerath an der Mittelstraße Rosinen-, Dinkel-, Mohn-, Nuss-, Praline- und Mandelstollen, mehrmals wöchentlich frisch gebacken, im Regal. „Für mehr Sorten fehlt es an Personal.“

Das Foto zeigt die Scheibe eines rheinischen Stollens.

Markant ist im rheinischen Stollen der Marzipankern.

In den Nachkriegsjahren hat Willy Immerath senior, der die 1939 gegründete Bäckerei später übernommen hatte, mit dem Stollenbacken angefangen. Seitdem gab es Dutzende Sorten und noch mehr Kammer-Preise für Immerath-Stollen. Mandel-Cranberry etwa oder Eisstollen, den es zurzeit nur auf Bestellung gibt. Vor 25 Jahren kreierte der Seniorchef mit Zutaten aus allen Euro-Ländern den „Eurostollen“, den er in Brüssel zur Einführung der neuen Währung präsentieren durfte. „Wir haben sogar veganen Stollen ausprobiert, sagt der Junior. „Aber der schmeckt leider nicht. Butterstollen ohne Butter geht halt nicht“.

Beliebt ist der Stollen über die Grenzen hinaus. Kunden aus Garmisch bestellen ebenso telefonisch in Elsdorf, wie Menschen aus Spanien und Amerika, die in Elsdorf zu Besuch oder beheimatet waren und auf den Genuss nicht verzichten wollen. „Bis um Weihnachten verkaufen wir Stollen. Wir haben auch schon mal am Tag vor Heiligabend welche nachgebacken, weil die Vorräte erschöpft waren“, sagt der Junior.

Auch zu Hause sollte man sie noch ein wenig sich akklimatisieren lassen. „Zwei bis drei Wochen ist der Stollen je nach Sorte bei kühler Lagerung schon haltbar“. Gegen 11 Uhr ist dann auch der Arbeitstag mit Pflicht und Kür in der Backstube nach knapp elf Stunden beendet, „wenn wir mit der Arbeit durch sind“, wie die Bäckermeister einschränken.