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Wir öffnen TürchenHinter den Türen der geheimen Hauskirche in Bedburg-Kirchherten

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Das Foto zeigt eine Frau, die die Tür zu einer Hauskirche öffnet.

Hannah Köhlen, Vorsitzende des Presbyteriums, öffnet mit dem großen historischen Schlüssel der 338 Jahre alten Tür zur Hauskirche.

Heute ist das Gebäude die älteste evangelische Hauskirche mindestens im Rheinland, die noch für Gottesdienste genutzt wird.

Die Adventszeit: Sie hat etwas Magisches, etwas Besinnliches und etwas Geheimnisvolles. Wir treten mit Ihnen bis Heiligabend durch Türen, die üblicherweise verschlossen bleiben oder für die nur wenige Menschen den Schlüssel haben. Wir blicken in die verborgenen Räume hinein und erzählen die Geschichten, die sich hinter den Türen verbirgt. Heute geht es in die Hauskirche in Bedburg-Kirchherten.

Bedburg: Kirche sollte früher nicht auffallen

Man muss genau hinschauen, um hinter den Wohnungsfenstern in der Straßenfassade ein Gotteshaus zu erkennen. Und das war 1684 beim Bau der Kirchhertener Hauskirche durchaus beabsichtigt. Angesichts der wechselnden konfessionellen Vorlieben der Herzöge im 17. Jahrhundert wollten die hiesigen Protestanten im Schatten der erzkatholischen Stadt Köln nicht unnötig auffallen.

Heute ist das Gebäude die älteste evangelische Hauskirche mindestens im Rheinland, die noch für Gottesdienste genutzt wird. Schon 100 Jahre früher, also um 1584, wird die Kirchhertener Gemeinde und ein erster Prediger, Abel von Kreuzau, erstmals erwähnt, der in einem privaten Wohnzimmer predigte. Ein 1616 erwähntes erstes Predigthaus wurde nach nur zehn Jahren wieder amtlich geschlossen, die Gläubigen trafen sich heimlich.

Auf dem Bild ist ein Logo mit dem Schriftzug „Türen im Advent“ zu sehen.

Wir öffnen Türen im Advent, hinter denen Spannendes verborgen ist.

Dann brannte der Bauernhof an der Breite Straße ab und die Reformierten durften, finanziell von der katholischen Gemeinde unterstützt, das Grundstück erwerben und Hauskirche und angegliedertes Pfarrhaus auf den Fundamenten des Hofgevierts errichten. Das ursprüngliche Gebäude war zur Straße hin um eine Fensterachse kürzer und der Glockenturm fehlte.

„Aber die großen Fenster wurden schon damals in den Kirchentrakt eingebaut“, erzählt Presbyter-Chefin Hannah Köhlen, die die heutige Tür – wie die Kirche 338 Jahre alt – mit einem ebenso alten, großen Bart-Schlüssel öffnet. „Die Rundbogen-Tür ist bewusst klein gehalten, dies erschwert das unerwünschte gleichzeitige Eindringen mehrerer Bewaffneter“, ist in einem kleinen Kirchenführer nachzulesen.

Das Foto zeigt den Innenraum einer Kirche.

Knapp 100 Gläubige finden in der Hauskirche mit der ebenfalls von 1684 stammenden Kanzel Platz. Die Seitentür führt zum früheren Pfarrhaus.

Der erste Blick im dezent in Weiß und Grau gehaltenen Interieur (eine Ausnahme machen Erdtöne in der Ornamentdecke) fällt auf den um 1684 eingebauten hölzernen Predigtstuhl samt mächtigem Schalldeckel. Die vielgerühmten Fenster beiderseits der Kanzel, die kurfürstliche Wappen zeigen, werden derzeit in einer Linnicher Fachwerkstatt aufgehübscht.

Der Altar vor der Predigtempore ist jünger: Ein Presbyter spendierte um 1830 einen Weinschrank aus privatem Fundus, der für die Abendmahlfeiern umgebaut wurde. Bis dahin musste schnöde Pfarrers Küchentisch in die Hauskirche bugsiert werden.

Das Foto zeigt eine Hauskirche.

Im linken Teil des Gebäudes befindet sich seit 1684 die evangelische Hauskirche. Rechts, eine Achse wurde später angebaut, war die heute privat bewohnte Pfarrerwohnung durch eine Verbindungstür direkt zu erreichen.

Im vergangenen Jahrhundert wurden Holzbänke für bis zu 100 Personen eingebaut. Eine schmale Tür führt nach nebenan ins Pfarrhaus, das heute privat vermietet ist. Bis vor vier Jahren wurden die zwei Glocken, für die 1827 im Zuge des Anbaus an das Pfarrhaus der Dachreiter samt krönendem Posaunenengel auf den First gesetzt wurde, von Hand gezogen. Jetzt erledigen Elektromotoren die Arbeit.

Aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts stammt auch die Empore. Es wurde eine Orgel eingebaut, die aus einer Kapelle von St. Maria im Capitol Köln erworben wurde. Allerdings ist heute nur noch das Gehäuse im Originalzustand erhalten. Von 1930 bis 1946 galt die Gemeinde als aufgehoben, da sie weniger als 200 Mitglieder zählte. Durch Zuwanderung wuchs sie nach dem zweiten Weltkrieg auf 1200 Seelen an.

Vor 20 Jahren wurde das Denkmal zuletzt umfassend saniert und restauriert. An kirchlichen Festen und jedem zweiten Sonntag finden in der Kirche, zu deren Sprengel auch das Gemeindehaus in Titz gehört, Gottesdienste statt. Ansonsten bleibt die historische Hauskirche verschlossen. Besichtigungen sind jedoch nach Absprache mit dem Pfarrbüro möglich.