Abrissarbeiten laufenMarien-Hospital in Erftstadt bleibt noch Monate geschlossen

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Ein Schuttberg türmt sich vor dem Marien-Hospitals auf.

Ein Schuttberg türmt sich vor dem Marien-Hospitals auf.

Erftstadt-Frauenthal – Vor dem Krankenhaus türmt sich ein Berg Bauschutt auf. Daneben ein Container, in dem sperriger Müll landet. Drinnen sieht es nicht besser aus: Wände ohne Putz, Böden ohne Estrich, die Leitungen liegen frei, beschädigte Türen dienen als Rampen zwischen den Räumen. Wer hier ohne Schubkarre, Werkzeug oder wenigstens Besen und Schaufel unterwegs ist, fällt auf. „Totalschaden“, so klassifiziert Dr. Franz-Georg Rips, Vorstandsmitglied der Stiftung Marien-Hospital, was das Hochwasser Mitte Juli in der Erftstädter Klinik angerichtet hat.

Das Wasser aus Erft und Liblarer Mühlenbach waren hier zusammengeflossen, hatten Rettungswagen ebenso zerstört wie wertvolles medizinisches Gerät. 150 Menschen mussten vor der Flut in Sicherheit gebracht werden.

Marien-Hospital Erftstadt: Ambulanz soll Anfang Januar wieder öffnen

Trotz des Ausmaßes der Katastrophe ist Rips vorsichtig optimistisch. Anfang Januar – „frühestens“ – soll die Ambulanz wieder eröffnet werden. Die frühere Intensivstation soll dann zunächst die Patienten aufnehmen, die stationär behandelt werden müssen. Am Wiederaufbau des Krankenhauses ist für Rips nicht zu rütteln. Das Gesundheitsministerium habe den Bedarf bestätigt.

Franz-Georg Rips vom Stiftungsvorstand zeigt, bis zu welcher Höhe in allen Räumen der Putz von den Wänden geschlagen wird.

Franz-Georg Rips vom Stiftungsvorstand zeigt, bis zu welcher Höhe in allen Räumen der Putz von den Wänden geschlagen wird.

Doch erst einmal müssen die Abrissarbeiten fertig sein, dann muss das Gebäude trocknen. Der Stiftungsvorstand ist voll des Lobes für die „fantastischen“ Mitarbeiter: „Die sind in den vergangenen Wochen alle zu Abrissspezialisten geworden.“ Prompt kommt die stellvertretende Küchenchefin mit Schaufel und Besen vorbei. Alle Wände müssen bis in 1,50 Meter Höhe vom Putz befreit werden, alle Böden müssen raus, mehr als 150 Türen sind nicht mehr zu gebrauchen. Der Schutt, der am Eingang aufgetürmt sei, sei in „ein paar Zimmern der inneren Station“ angefallen.

„Dann ist das Marien-Hospital eines der schönsten Krankenhäuser in NRW“

Mehr als 500 große Container sind schon abgefahren worden. In der Patientenhalle steht statt des Kiosks ein Minibagger, dort muss der Boden noch abgetragen werden. Man braucht schon eine Menge Fantasie, um dem zu folgen, was Rips sagt: „Wenn es fertig ist, ist das Marien-Hospital eines der schönsten Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen.“ Er wolle aber keine falschen Erwartungen wecken: Bis Mitte nächsten Jahres werde das mindestens noch dauern.

An der Struktur mit Innerer Abteilung, Chirurgie und Intensivstation soll sich nichts ändern. Auch der Status als kardiologisches Zentrum bleibt erhalten. „Der neue Herzkatheter ist schon gekauft“, sagt Rips, er stehe sicher verwahrt in einer Halle in Lechenich. 131 Betten sollen den Patienten wieder zur Verfügung stehen.

Sanierung des Marien-Hospitals soll 25 Millionen Euro kosten

Grob geschätzt 25 Millionen Euro werde der Wiederaufbau kosten. Einen Teil werde die Versicherung zahlen. Zudem hofft Rips auf Geld von der Stadt und vom Bund. Eine Spendenaktion für die Klinik habe bereits rund eine dreiviertel Million Euro eingebracht, „und jeden Tag gehen Spenden aus ganz Deutschland ein“. Die Stiftung Marien-Hospial selbst kann nur wenig beisteuern, so will es das Stiftungsrecht. „Wir dürfen das Stiftungsvermögen nicht schmälern.“ Beispielsweise dürften keine Grundstücke verkauft werden, um den Wiederaufbau zu bezahlen.

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Die Mitarbeiter der Klinik seien bis zum Ende des Jahres erst einmal versorgt. Medizinisches Personal arbeite derzeit in den Krankenhäusern in Brühl und Frechen. Kurzarbeitergeld sei beantragt und bewilligt worden. Wie es im kommenden Jahr für die Mitarbeiter weitergehe, sei aber noch nicht klar.

Vor der Klinik spricht ein Mann Rips an: Er brauche dringend seine Patientenunterlagen. Keine Chance, bescheidet ihm der Stiftungsvorstand bedauernd. Während der Mann ein bisschen ratlos seiner Wege geht, umreißt Rips das Ausmaß des Schadens, der in keiner Bilanz auftaucht. Das gesamte Archiv sei Opfer der Fluten geworden. „30 Jahre Dokumentation des Krankenhauses sind vernichtet.“

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