Caritas in Erftstadt und KerpenFachleute bieten akute Hilfe bei Konflikten und Stress

Lesezeit 3 Minuten
Beratungsstellen sind ansprechbar, wenn es in der Familie zu Streit kommt.

Beratungsstellen sind ansprechbar, wenn es in der Familie zu Streit kommt.

Erftstadt/Kerpen – Das zerrt an den Nerven: Drei Kinder, die plötzlich den ganzen Tag zu Hause sind. Die Mutter ist im Homeoffice, der Arbeitgeber drängt, Termine sind einzuhalten. Die Kinder, zumindest die beiden größeren, bekommen digital Hausaufgaben gestellt, allein bewältigen sie die Anforderungen aber nicht. Das Kindergartenkind möchte spielen, alle wollen regelmäßig Essen, am besten etwas Leckeres, alle sollen pünktlich – natürlich zu unterschiedlichen Zeiten – Schlafen gehen. Irgendwann ist es zu viel, die Mutter ist heillos überfordert.

Anders herum: Ein Jugendlicher, herausgerissen aus dem Schulalltag und den Strukturen seines Freundeskreises, verzweifelt in der Familie, deren Konflikte hochschaukeln, weil man sich wegen der Ausgangsbeschränkungen nicht mehr aus dem Weg gehen kann. Der digitale Kontakt zu den Freunden hilft nicht mehr, wenn es mit Eltern und Geschwistern ununterbrochen kracht. Der Jugendliche fühlt sich elend, allein, verzweifelt.

Persönliches Gespräch mit Sicherheitsabstand

Zwei Fälle, in denen sich die Betroffenen an die Familienberatung der Caritas gewandt haben. Denn die Fachleute in Kerpen und Erftstadt sind gerade jetzt, wo die Corona-Krise so manches Mal zur Familienkrise wird, für Hilfesuchende da – telefonisch, online, und, wenn nichts anderes mehr hilft, auch im persönlichen Gespräch. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand, versteht sich.

Strategien

Begrenzen der Nachrichtenflut über Corona, für Kinder nur altersgerechte Informationen

Schaffen einer Tagesstruktur, einführen fester Lern- und Pausenzeiten

Bewegung reduziert Stress – mit Kindern raus in die Natur gehen

Überfordern Sie sich und Ihre Kinder nicht mit zu ehrgeizigen Plänen, was das Lernen angeht

Gemeinsame Aktivitäten planen, sich Zeit für die Gefühle der Kinder nehmen.

Schaffen einer guten Balance zwischen Medienzeiten und medienfreien Zeiten

Suchen Sie für sich Entlastung, durch Telefonate mit Freunden oder kinderfreie Elternzeit

Versuchen Sie bei Streit nichts zu klären, solange die Wut heiß ist

Versuchen Sie, Alarmsignale für Gewalt zu erkennen und den Konflikt zu stoppen

Gehen Sie auf Distanz zur Person, mit der Sie gerade den Konflikt haben

Sprechen Sie die Angst vor Gewalttätigkeiten an

Entlasten Sie sich bei einer Vertrauensperson

Holen Sie sich professionelle Hilfe

Denn wie die Leiterin der Erftstädter Beratungsstelle, Dr. Britta Schmitz, berichtet, merkten die Berater schon deutlich, dass der Druck in den Familien wachse, auch wenn die von vielen befürchtete Welle an häuslicher Gewalt bisher ausgeblieben sei. Die Menschen seien vielfältigen Belastungen aussetzt, schon allein durch die Flut an Informationen und die permanente Frage, was stimme und was eine falsche Nachricht sei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber auch die ganz reale Angst, sich mit dem Virus anzustecken, sei purer Stress. Dazu die Aufgabe, das eigenen Arbeiten von zu Hause aus mit der Betreuung der Kinder unter einen Hut zu bringen. Die Kinder und Jugendlichen wiederum vermissten ihre Freunde und das Spielen mit Gleichaltrigen.

Wenn Familien zusammenrücken müssten, führe das oft zu Konflikten, sagt Schmitz. Und über allem schwebe für viele die ganz massive Angst um die wirtschaftliche Existenz, vor Arbeitslosigkeit, vor dem Verlust der Wohnung, wenn die Miete nicht mehr zu stemmen ist.

Da gerieten Eltern, aber auch Kinder schnell in die Situation, dass das Gespräch innerhalb der Familie keinen Konflikt mehr löse, sondern im Gegenteil zu Streit führe. Dann seien die professionellen Berater gefragt, die Strategien aufzeigen könnten, zwar nicht die Grundprobleme wie drohende Kurzarbeit, aber immerhin die Konflikte zu lösen.

KStA abonnieren