Trauriges Ende einer ÄraReitstall an der Burg Blessem hat die Flut nicht überstanden

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Wochenlang hingen die Reste des Stalls nach der Flutkatastrophe über dem Abgrund.

Wochenlang hingen die Reste des Stalls nach der Flutkatastrophe über dem Abgrund.

Erftstadt-Blessem – Vom Ende einer Ära zu sprechen ist eigentlich abgedroschen. Aber in diesem Fall trifft die Formulierung den Kern: Eine lange Geschichte, die viele Menschen beeinflusst hat, ist endgültig vorbei. Der Reitstall auf dem hinteren Gelände der Burg Blessem hat die Flutkatastrophe nicht überstanden, Reithalle und Ställe wurden Opfer des Hochwassers. Betreiberin Beate Schulz-Matthies war schon längere Zeit im Krankenhaus, als das Unglück geschah. Mittlerweile ist sie im Alter von 68 Jahren gestorben.

Jahrzehnte gab es in Erftstädter Reiterkreisen auf die Frage, wo man denn aufs Pferd gekommen sei, fast nur eine Antwort: „Bei Peter Mumm.“ Der fast schon legendäre Reitlehrer hatte den Stall seitlich der Burg gepachtet, wo heute Reimund Hermann seine Reitanlage betreibt.

Gabriele von Knobelsdorff: „Alles, was uns bleibt, ist ein Baum“

Mit seiner Mitarbeiterin Beate Schulz-Matthies zog Mumm für einige Jahre nach Köln, dann kamen beide zurück, um an einer anderen Stelle auf dem Burggelände Pferde und Reiter auszubilden. Nach Peter Mumms Tod hielt Schulz-Matthies die Tradition der pferdegerechten Ausbildung aufrecht.

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Am Ende war es nur noch eine kleine Stallgemeinschaft, vier oder fünf Leute hatten dort ihre Pferde untergebracht, neben den Tieren der Eigentümerin. Jetzt ist nicht nur der Stall zerstört, sondern auch die Gemeinschaft, „für immer“, sagt Gabriele von Knobelsdorff. „Alles, was uns bleibt, ist ein Baum.“

Dramatische Stunden während der Flut in Erftstadt

Gemeinsam hatten sie den Bergahorn gepflanzt, der das Hochwasser überstanden hat. Familie Engels, der die Burg gehört, habe zugesagt, dass er stehenbleibe. Jahrelang war er Treffpunkt, in seinem Schatten wurde Kaffee getrunken und gefachsimpelt. Mit Daniela Weber und deren Tochter Smilla schaut von Knobelsdorff alte Fotos an, auch Bücher, die Peter Mumm geschrieben hat.

Die 18-jährige Smilla erzählt von den dramatischen Stunden, als die Tiere, darunter auch ihr Pony, vor der Flut gerettet werden mussten. Wie sie mit Viola Meurer (22) die Pferde zunächst auf die Wiesen gebracht hat, als sie merkten, dass der Stall unaufhaltsam voll Wasser lief.

Hof in Blessem: In ihrer Panik überrannten die Pferde Menschen

Dramatische Szenen haben sich auch später noch abgespielt. Bärbel Jacobi, Geschäftsführerin des Reitbetriebs und persönliche Assistentin von Beate Schulz-Matthies, erinnert sich an chaotische Szenen, als die Pferde dann auf dem Gelände des Stalls Hermanns in Hänger verladen wurden, um sie in Sicherheit zu bringen. In ihrer Panik hätten sie Menschen überrannt, ein Pony sei am Abgrund galoppiert. „Wir haben nur die Pferde und die Halfter gerettet“, sagt Jacobi. Sie hatte die traurige Aufgabe, Beate Schulz-Matthies davon zu berichten. Später war sie mit ihr noch einmal dort, wo ihr Betrieb gewesen war.

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Immerhin hatten alle Pferde die Katastrophe überlebt. Eines musste später allerdings eingeschläfert werden: Die Wunden, die sich Antius im Wasser zugezogen hatte, heilten nicht mehr.

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