Erftstädter FilmemacherBewegende Szenen aus dem Kriegsgebiet dokumentiert

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Das Foto zeigt den Filmemacher vor zerstörten Gebäude in der Ukraine.

Trotz großem Risiko hat Maik Nöbauer im Kriegsgebiet einen Film gedreht.

Maik Nöbauer aus Erftstadt-Lechenich reiste in die Ukraine und traf mit Menschen zusammen, die sich dankbar für den Besuch zeigten.

 „Eine Reise ins Ungewisse“ - diesen Titel hat der junge Filmemacher Maik Nöbauer für seine vor kurzem erschienene Reportage nicht ohne Hintergrund gewählt. Ende Mai war Nöbauer, der in Mainz das Fach „zeitbasierte Medien“ studierte und jetzt in Lechenich wohnt, gemeinsam mit der Ukrainerin Valerijya Voronina und dem deutschen Volontär Steven Tereschenko-Schuster in die Ukraine aufgebrochen.

Ziel war es, Hilfsgüter vor allem medizinischer Art zu verteilen. Nöbauer wollte das Projekt, das in Zusammenarbeit mit Tereschenko-Schusters Organisiation „Medicine for Ukraine“ gestartet worden war, dokumentarisch festhalten und zusätzlich für seine Bachelor-Arbeit, für die er sich zwischen verschiedenen Filmgenres entscheiden konnte, nutzen.

Bis zur ukrainischen Grenze

Das in endgültiger Fassung 26-minütige Video ist unter anderem auf der Plattform Youtube zu sehen. Nachdem die Hilfsgüter in Deutschland abgeholt waren, ging es für die Dreiergruppe 1600 Kilometer weit bis zur ukrainischen Grenze. „Ich wusste gar nicht, dass ich der Fahrer sein werden müsste. Das hat meine Pläne für die Doku etwas verändert“, so Nöbauer, der beschreibt, wie auf der Reiseroute jeder Tag für ihn eine neue Überraschung parat hatte.

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Ein Mann mit Kamera steht vor einer zerstörten Kirche.

Filmemacher Maik Nöbauer hielt beeindruckende Szenen an Kriegsschauplätzen in der Ukraine fest.

Von Erftstadts Partnerstadt Ternopil, wo sich die drei mit dem Direktor der medizinischen Universität über geheime medizinische Geräte unterhielten, ging es für die Gruppe Richtung Hauptstadt Kiew und immer näher an die Front im Osten des Landes. Je näher sie kamen, desto sichtbarer wurden die Folgen des brutalen russischen Angriffskrieges.

Emotionaler Moment

In Charkiw besuchten die jungen Leute das Elternhaus und das Landhaus der mitgereisten Ukrainerin Valeriya Voronina. Für die bereits seit acht Jahren in Deutschland lebende Frau, die seit Kriegsbeginn ihr Heimatland nicht mehr besucht hatte, war das ein emotionaler Moment. Neben wichtigen Kriegsschauplätzen besuchten die drei Reisenden schließlich die Städte Kramatorsk und Slowjansk – die letzten ukrainischen Posten vor der umkämpften Stadt Bachmut.

„Man gewöhnt sich an die Raketenangriffe“, beschreibt Nöbauer, „aber beim ersten Mal hatte ich auf jeden Fall Todesangst.“ Vor allem die Reaktionen der Menschen im Land auf die deutschen Volontäre haben Nöbauer und seine Begleiter sehr beeindruckt.

Bilder aus verschiedenen Quellen

„Als wir in Kiew waren, fragte mich ein älterer Mann, ob ich deutscher Volontär sei. Als ich bejahte, verbeugte er sich vor mir, dankte mir überschwänglich und klopfte mir auf die Schulter.“ Generell seien die Leute froh gewesen, ihre Geschichte erzählen zu dürfen. „Es ist wichtig, dass die Welt diese Bilder aus verschiedenen Quellen sieht“, bekräftigte etwa eine betagte Dame in der Stadt Isjum.

Sie zeigte Nöbauer unter anderem ein eingestürztes Hochhaus, in dem 50 Menschen ihr Leben verloren hatten. Der Filmemacher hat für seine Dokumentation größere Pläne, will sie samt zusätzlicher Inhalte ins deutsche Fernsehen bringen. „Bislang erweist sich das aber als schwierig – viele TV-Sender beziehen ihr Material selbst von Unterfirmen, mit denen man nur schwierig in Kontakt treten kann.“

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