AutobahnpolizeiKommissar in Frechen erklärt, wie Geisterfahrer auf die Autobahn geraten

Lesezeit 4 Minuten
Ein Polizist steht an einer Aufobahnzufahrt.

Polizeihauptkommissar Tom Fiala arbeitet bei der Autobahnpolizei am Standort Frechen in der Abteilung Verkehrsüberwachung.

Menschliches Versagen, eine Fehleinschätzung der Verkehrssituation, aber auch fehlende Markierungen begünstigen Geisterfahrten.

Polizeihauptkommissar Tom Fiala (59) erinnert sich noch gut an die beiden Senioren. Sie saßen erschrocken in ihrem Wagen, als er mit Blaulicht und Martinshorn an der Einsatzstelle auf der A1 kurz hinter dem Rastplatz Ville eintraf. Die Polizisten sicherten die Einsatzstelle ab, hielten den Verkehr in Fahrtrichtung Köln an und kümmerten sich dann um die beiden Männer.

Der Schreck steckte ihnen noch in allen Knochen, denn sie waren als Geisterfahrer unterwegs gewesen. Noch rechtzeitig hatten sie ihren Fehler bemerkt und ihr Fahrzeug einfach auf der Überholspur angehalten. „Zum Glück ist nichts weiter passiert“, sagt Fiala. Reisende hatten die Polizei alarmiert und ihnen mitgeteilt, dass auf der A1 ein Geisterfahrer unterwegs sei.

Beide schienen mit der Situation komplett überfordert
Tom Fiala, Polizeihauptkommissar

Direkt seien sie losgefahren, vier, fünf Einsatzfahrzeuge gleichzeitig, schildert Fiala. Der Fahrer war 81 Jahre alt, sein Beifahrer 86. „Beide schienen mit der Situation komplett überfordert“, so Fiala. Die Beamten stellten den Wagen der Senioren dann erst einmal am Seitenstreifen ab und sicherten die Einsatzstelle so, dass der Verkehr weiter fließen konnte.

Alles zum Thema Bundesautobahn 1

Die Senioren schilderten dann den Polizisten genau, wie sie in die lebensgefährliche Lage geraten waren. Zunächst waren sie in Fahrtrichtung Köln gefahren. Weil sie aber nach Koblenz wollten, hielten sie am Rastplatz Ville an und fragten an der Tankstelle, wie sie am besten dorthin kämen.

„Sie müssen drehen und die A1 in die andere Richtung fahren“, habe ihnen der Mann dort gesagt. Das hätten die Männer gemacht. „Sie sind am Rastplatz einmal um die Tankstelle herumgefahren und dann in Gegenrichtung wieder auf die Autobahn.“ Noch an der Einsatzstelle musste der 81 Jahre alte Fahrer seinen Führerschein abgeben. „Falschfahren wird als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr geahndet, da ist der Führerschein erst einmal weg.“

Menschliches Versagen 

Wie der Hauptkommissar im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert, gibt es im Rhein-Erft-Kreis keine Schwerpunkte, die zum Falschfahren auf die Autobahn führen könnten. Im Einzelfall könnten fehlende Markierungen oder Schilder an Anschlussstellen irritierend wirken. „Sicherlich sind aber menschliches Versagen und eine grundsätzliche Fehleinschätzung der Verkehrssituation maßgebliche Faktoren“, erklärt Polizeikommissar Luca Benedict Sestak vom Polizeipräsidium in Köln.

Häufiger werden Verkehrsteilnehmer auch im Rhein-Erft-Kreis über Geisterfahrten im Verkehrsfunk informiert. So auch vor einigen Tagen, als ein Geisterfahrer auf der A 61 zwischen Gymnich und Miel gemeldet wurde. Für die Polizei war es einer von inzwischen über 90 Einsätzen wegen Falschfahrens in diesem Jahr. Doch in den allermeisten Fällen wie in diesem auch trifft die Polizei die Falschfahrer nicht an.

Das Foto zeigt ein Gebäude, an dem ein Hinweisschild mit der Aufschrift Polizei angebracht ist.

Die Wache der Autobahnpolizei am Rastplatz in Frechen.

Möglich sei, dass die Falschfahrer die nächste Abfahrt nehmen, oder ihren Wagen irgendwie auf der Autobahn wenden. Manchmal entstünde durch Lichtreflektionen oder in Kurven auch nur der Eindruck, dass ein Geisterfahrer unterwegs sei. „Uns ist es immer lieber, die Leute rufen einmal zu viel als einmal zu wenig an“, sagt Fiala.

Denn nur zu gut wissen er und seine Kollegen, dass Geisterfahrten durchaus böse enden können. Seit 1984 arbeitet der Polizeihaupt-kommissar bei der Autobahnpolizei am Standort Frechen und dort seit 1990 in der Abteilung Verkehrsüberwachung. „Wir sind für die Autobahnen im gesamten Regierungsbezirk Köln zuständig.“ Zu ihren Aufgaben gehören Lkw-Kontrollen und Geschwindigkeitsmessungen.

Wird ein Geisterfahrer gemeldet, fahren immer mehrere Streifenwagen in Richtung Gefahrenbereich. „Wir fahren die Strecken stets von beiden Seiten ab“, berichtet Fiala. Das sei auch deswegen wichtig, weil die Anrufer mitunter Schwierigkeiten hätten, die richtige Fahrtrichtung der Geisterfahrer anzugeben. Gleichzeitig gibt die Polizei die Gefahr direkt an den Verkehrsfunk weiter.

Es sei aber längst nicht die Regel, dass Reisende den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hörten. Und viele private Sender hätten keinen Verkehrsfunk. In der Regel fahren die Polizisten auf der Autobahn im Verkehr mit, verlangsamen ihn, halten ihn dann hinter sich und bringen ihn notfalls auch zum Stehen. Ist die Gefahr gebannt, schaltet die Polizei das Blaulicht aus und fährt weiter.

KStA abonnieren