Das TV-Magazin war einer der beiden Dauermieter in den Studios in Efferen neben „Wer wird Millionär“. Hürth verliert ein Aushängeschild.
Umzug nach Köln„Stern TV“ verlässt nach fast drei Jahrzehnten das Studio 6 in Hürth

Die beiden Gesichter von Stern TV: 2011 übernahm Steffen Hallaschka (r.) von Günther Jauch. Das Archivbild zeigt beide Moderatoren bei der 1000. Sendung im März 2012.
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In den Hürther TV-Studios wird ein Kapitel Fernsehgeschichte geschlossen. Nach fast drei Jahrzehnten sendet das Magazin „Stern TV“ in der Woche vor Weihnachten zum letzten Mal aus dem Studio 6 der EMG-Studios an der Kalscheurener Straße in Efferen. Die Sendung, die mittwochabends auf RTL läuft, gibt es aber weiterhin: Das von i&u TV produzierte Magazin zieht im Januar 2026 um in die Bavaria-Studios auf dem ehemaligen WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd.
„Stern TV“ war einer der beiden Dauermieter in den Hürther EMG-Studios – und das sogar schon etwas länger als die populäre Quizshow „Wer wird Millionär“ mit Günther Jauch, die seit 2000 aus Hürth gesendet wird. Jauch war auch lange Jahre das Gesicht von „Stern TV“, bevor Steffen Hallaschka die Moderation im Januar 2011 übernahm.
Viele Prominente aus aller Welt kamen ins „Stern TV“-Studio nach Hürth
Im April 1990 ging „Stern TV“ auf Sendung, damals noch in Düsseldorf und zunächst ohne Studiopublikum. Fünf Jahre später zog das anfangs halbstündige TV-Magazin aus Platzgründen um auf das Gelände der 1993 eröffneten NOB-Studios in Efferen. Seit Anfang der 2000er-Jahre wird „Stern TV“ jeweils am späten Mittwochabend in der Regel knapp zwei Stunden lang live vor Publikum aus dem Studio 6 gesendet.
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Das Erfolgsrezept erklärte der frühere Moderator Günther Jauch einmal so: „Stern TV“ sei eine „Wundertüte“, die es so im Fernsehen kaum mehr gebe. Das Spektrum reicht von Boulevardgeschichten über gesellschaftliche und Verbraucherthemen bis hin zur ernsten Politik. In dieser Woche zum Beispiel beschäftigte sich „Stern TV“ mit der neu gegründeten AfD-Jugendorganisation, mit der Lebensgeschichte zweier Frauen, die als Babys vertauscht wurden, und gab Basteltipps für Weihnachtsdeko.

Ein Höhepunkt des Jahres '95: Das Interview des Moderators Günther Jauch mit dem Tennisstar Steffi Graf.
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Über die Jahrzehnte nahmen zahlreiche Prominente in den roten Sesseln im „Stern TV“-Studio in Hürth Platz. Internationale Stars wie Sylvester Stallone, Céline Dion und Sting kamen, dazu Profisportler wie Steffi Graf, Michael und Ralf Schumacher, Henry Maske, Franz Beckenbauer und Dirk Nowitzki. Schauspielerin Gaby Köster sprach bei „Stern TV“ erstmals über ihren Schlaganfall, Fußballmanager Reiner Calmund über seine Erfahrungen beim Abspecken. In den vergangenen Jahren standen weniger der ganz großen Namen auf der Gästeliste in den Hürther Studios – nicht nur bei „Stern TV“.
Seinen Aufstieg zum gefragten Medienstandort erlebte Hürth mit dem Boom des Privatfernsehens in den 1990er-Jahren. Anfangs waren Studiokapazitäten knapp. In den damals neu errichteten Hürther Studios von MMC in Kalscheuren und NOB in Efferen (heute EMG) wurden Sitcoms, Game-, Talk- und Gerichtsshows produziert, dazu große TV-Events wie „Big Brother“; der Container stand auf dem Außengelände in Efferen. Selbst Weltstars wie Madonna und Elton Johns kamen zu großen Show-Produktionen nach Hürth.
Stefan Raab hat in Hürth sein „Headquarter“ aufgeschlagen
Doch die ganz großen Zeiten der Hürther TV-Studios sind vorbei. Bereits Ende 2011 gab MMC den Film- und Fernsehstudiokomplex in Kalscheuren auf. Studiokapazitäten gibt es heute reichlich in der Region Köln. Die Privatsender als Auftraggeber sind zuletzt durch wegbrechende Werbeerlöse und die Abwanderung vom linearen Fernsehen zu den Streamingdiensten wirtschaftlich unter Druck geraten. Gerade erst hat RTL den Abbau von 600 Stellen angekündigt. Die schwierige Lage bekommen auch die TV-Dienstleister und Studiobetreiber zu spüren. Produktionen werden schlanker, flexibler und oft außerhalb großer Hallen realisiert.

Ein Aushängeschild war „Stern TV“ für den Medienstandort Hürth. Das Schild an der Fassade von Studio 6 wird demnächst abmontiert.
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Mit dem Wegzug von „Stern TV“ endet, wie das Branchenfachportal DWDL.de zuerst berichtete, eine Ära. Hürth verliert ein Aushängeschild – bleibt aber ein relevanter Standort für TV-Produktionen. Seit Mitte des Jahres gehören die EMG-Studios in Efferen zum internationalen Verbund der Gravity Media Group. Die Anbindung an die Muttergesellschaft sei neben der neuesten Technik und hoch qualifiziertem Personal ein großer Vorteil im Wettbewerb, so ein Unternehmenssprecher.
„Natürlich bedauern wir die Entscheidung unseres langjährigen Partners i&u TV-Produktion, ‚Stern TV‘ ab 2026 nicht mehr bei der EMG Germany weiterzuführen. Aber wir freuen uns auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit bei anderen Formaten“, teilte Geschäftsführer René Steinbusch auf Anfrage dieser Redaktion mit.
„Das ehemalige ‚Stern TV‘-Studio war als Fläche dauerhaft belegt. Nun können wir dieses multifunktionale Studio wieder am Markt anbieten und im nächsten Jahr deutlich flexibler auf Kundenanfragen reagieren“, so Steinbusch weiter. „Erste feste Buchungen für 2026 und mehrere laufende Anfragen zeigen, dass sowohl die Größe als auch die Technik des Studios für viele andere Produktionen attraktiv sind.“
EMG betreibt in Hürth insgesamt sieben Studios mit einer Gesamtfläche von 50.000 Quadratmetern. Neben „Wer wird Millionär“ wurden dort zuletzt der „RTL Spendenmarathon“ und die „Pumuckl-Show“ produziert, die im Dezember ausgestrahlt wird. Große Teile der Studiokapazität belegt aktuell der Moderator und TV-Produzent Stefan Raab für seine Shows auf RTL, er hat in den Studios laut EMG sein „Headquarter“ aufgeschlagen. Darauf verweist auch Bürgermeister Dirk Breuer, der den Wegzug von „Stern TV“ dennoch als „Verlust für Hürth“ bezeichnet.

