BrandbekämpfungSäure, Feuer, Rettungen – So setzt die Feuerwehr Kerpen jetzt Drohnen ein

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Auf dem Foto ist eine Drohne der Feuerwehr Hürth zu sehen. Mit ihrer Hilfe haben die Einsatzkräfte nach einem vermissten Badegast im Otto-Maigler-See gesucht.

Am Otto-Maigler-See unterstützte die Hürther Feuerwehrdrohne im Juni 2022 die Suche nach einem Vermissten nach einem Badeunfall.

Die Feuerwehr Hürth hat bereits gute Erfahrungen mit Drohnen bei verschiedenen Einsätzen gemacht. Kerpen zieht nach, weitere Städte werden folgen.

Drohnen helfen Landwirten, Jagdpächter und Tierretter im Frühjahr bei der Kitzsuche. Die wendigen kleinen Flugobjekte helfen auch in der Industrie, etwa um oberirdische Leitungs- und Rohrsysteme regelmäßig zu kontrollieren. Längst hat auch die Feuerwehr die flinken „Helfer“ für sich entdeckt. Im südlichen Rhein-Erft-Kreis, in Hürth, wurde bereits 2020 eine Drohne bei der Feuerwehr in den Dienst gestellt.

Jetzt ist auch im nördlichen Landkreis, in Kerpen, eine Feuerwehrdrohne im Einsatz. Und es wird aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren nicht die letzte gewesen sein, die unter der „Flagge“ der Feuerwehr im Rhein-Erft-Kreis das Einsatzgeschehen erleichtern wird. „Alle Kommunen haben ein großes Interesse an Drohnen“, berichtet Kreisbrandmeister Thomas Weiler. In vielen Haushaltsplanungen der Städte seien Feuerwehrdrohnen bereits berücksichtigt beziehungsweise beabsichtigt.

Auch verwinkelte oder schwer zugängliche Bereiche werden erreicht

Weiler hält die Anschaffung einer Feuerwehrdrohne für absolut sinnvoll. Insbesondere die Ersterkundung an den Einsatzstellen könne mit einer Drohne deutlich verbessert, entschärft und beschleunigt werden. „Bei einem Chemieunfall ist es zum Beispiel möglich, mit der Drohne ganz nah an das Zielobjekt zu fliegen, ohne dass zunächst die Einsatzkräfte in den Gefahrenbereich vordringen müssen“, erklärt er.

Eine Bereicherung sei die Drohne auch bei Bränden, sei es im Wald, auf der Fläche oder in Gebäuden. Mit der Drohne ließe sich sogar hinter die Gebäude fliegen, um zum Beispiel Dachflächen unter anderem nach Rauchentwicklungen oder mit der eingebauten Wärmebildkamera zu kontrollieren. Auch verwinkelte und schwer zugängliche Bereiche könnten angeflogen und eingesehen werden. Und auch bei Unfällen hilft der Drohneneinsatz, wenn etwa in Gewässern nach Badeunfällen nach vermissten Personen gesucht wird.

Auf dem Foto sind Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck und Feuerwehrleute mit einer Drohne zu sehen.

Bürgermeister Dieter Spürck überreichte der Feuerwehr Kerpen die Drohnen.

„Ich gehe davon aus, dass schon in naher Zukunft die meisten Feuerwehren im Landkreis eine eigene Drohne in den Dienst stellen werden“, erklärt der Kreisbrandmeister. Schon seit Längerem werde deswegen auch im Arbeitskreis der Feuerwehreinsatztaktiker auf Kreisebene an einem gemeinsamen Konzept zur Harmonisierung der kommunalen „Drohnenflotte“ gearbeitet. „Dabei haben wir unter anderem über ein einheitliches Vorgehen bei der Lufterkundung und eine einheitliche Aus- und Fortbildung für die Drohnen-Piloten des Rhein-Erft-Kreises nachgedacht“, sagt Weiler.

Unabhängig davon hat die Feuerwehr Kerpen ihre Drohnenflotte jetzt offiziell in den Dienst ihrer Feuerwehr gestellt. Inklusive des Zubehörs schlug der technische Neuzugang mit rund 30.000 Euro zu Buche. Ausdrücklich dankte der Sprecher der Feuerwehr Kerpen Daniel Eßer bei der Inbetriebnahme dem Förderverein der Feuerwehr Manheim e.V. sowie dem Stadtrat und der Verwaltung. Leiter und Fachberater der Drohneneinheit ist Daniel Rüdell. Sein Team zählt zurzeit 14 Piloten, die alle in den vergangenen Monaten bei Lehrgängen und Schulungen alles über den Drohnenflug gelernt haben.

So können im zeitkritischen Einsatzmoment schnellstmöglich effektive Entscheidungen der Gefahrenabwehr erarbeitet werden
Daniel Eßer

Bei den Fluggeräten handelt es sich um zwei Multicopter, eine kleine und schnelle Indoor taugliche Drohne und eine leistungsstarke größere Drohne. „Die große Einsatzdrohne kann sogar mit Scheinwerfer, Wärmebildkamera oder einem Lautsprecher zusätzlich ausgestattet werden“, berichtet Eßer. Beide Drohnen inklusive der Ladestationen und einem im Heck eingebauten Monitor sind bei der Feuerwehr Manheim stationiert.

Der Einsatz von Drohnen ist auch bei Gefahrgut-Einsätzen erforderlich, „damit im zeitkritischen Einsatzmoment schnellstmöglich effektive Entscheidungen der Gefahrenabwehr erarbeitet werden können“, erklärt Hürth Feuerwehrsprecher Marvin Habbig.

Er verweist auf einen Gefahrgut-Einsatz auf dem Rastplatz Ville im Oktober 2022, als Salzsäure aus einem Lkw austrat. „Durch den Einsatz der Drohne konnten der Einsatzleitung kontinuierlich Bilder von der Gefahrenstelle sowie der Gefahrstoff-Ausbreitung dargestellt werden, ohne dass sich Einsatzkräfte dauerhaft im direkten Gefahrenbereich aufhalten mussten.“ Auch bei der großen Flut im Juli 2021 seien die Drohnen sehr hilfreich gewesen. Ganze Areale seien mit den Fluggeräten erkundet und nach Menschen und Tieren abgesucht worden.

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