Kerpen – Christian Kulik war als Fußballer überaus erfolgreich. Der 60-Jährige sammelte mit Borussia Mönchengladbach drei Meistertitel (1975-77) und feierte zudem zwei Uefa-Cup-Siege an der Seite solcher Legenden wie Günter Netzer, Berti Vogts und Jupp Heynckes. Heute lebt er in Kerpen. Manfred Christoph empfing der einstige Mittelfeldspieler herzlich und verschaffte ihm ungewohnte Einblicke in die Geschichte des Nachbarschaftsderbys, zu dem der 1. Köln heute um 15.30 Uhr die Elf vom Niederrhein empfängt.
Herr Kulik, Sie sind ein ausgewachsenes Fohlen und heute Fohlen-Fan. Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Borussia beschreiben?
Christian Kulik: Ich gehe regelmäßig in den Borussen-Park und bin schon seit Jahrzehnten bei den Heimspielen dabei. Und ich bin ja nicht der einzige, der hingeht. Es ist das Sich-Freuen auf das Spiel und das Sich-Freuen, dass man die alten Kameraden wiedersieht. Ich treffe zum Beispiel oft den Berti Vogts und den Hacki Wimmer. Rainer Bonhof ist im Vorstand.
Gibt es eine Beziehung zum 1. FC Köln?
Kulik: Nein, es gibt keine. Auch wenn ich in der Jugend mit Alemannia Aachen gegen Schwarz-Weiß Düren gespielt habe, dort stand der Toni Schumacher im Tor und Harald Konopka in der Abwehr. Ich kannte den ein oder anderen schon aus der Jugend, aber es gibt keine Kontakte zum FC.
Die Borussia kommt einfach nicht in Tritt. Woran liegt das?
Kulik: Wenn du mit Kramer und Kruse zwei wichtige Spieler verlierst, da wäre bei anderen auch der Absturz programmiert. In Sevilla haben sechs, sieben Spieler in der Formation gestanden, die letztes Jahr nicht drin waren. Die Kölner kennen das auch: Es ist die Krux, dass man die guten Spieler nicht dauerhaft im Verein halten kann. Das können in Deutschland nur die Bayern. Gladbach ist in die Champions League reingerutscht, und sie haben es verpasst, die Abwehr zu verstärken.
Hat dieser Fehlstart Auswirkungen auf Ihre Laune?
Kulik: Nein, ich dramatisiere das nicht. Die Saison ist noch jung, es kommen auch wieder bessere Zeiten.
„Die Borussia ist Außenseiter“
Könnte der FC für die Fohlen ein Aufbaugegner zur rechten Zeit sein?
Kulik: Auch der FC ist zuletzt in Frankfurt unter die Räder gekommen. Gladbach hat die bessere Derby-Bilanz. Was in den Kölner Köpfen vorgeht, ist, dass Gladbach die meisten Derbys gewonnen hat. Die Borussia ist Außenseiter, aber es ist ein Nachbarschaftsderby, und die Gladbacher müssen sich steigern, auch wenn der FC nicht der FC Sevilla ist. Das ist schon ein anderes Niveau.
Wie haben Sie als Spieler die Derbys erlebt? Was macht das mit einem?
Kulik: Die Rivalität war früher sicher größer. Das liegt daran, dass wir einen Trainer hatten (Hennes Weisweiler – Anm. d. Red), der in Köln wohnte. Der hat uns ganz schön aufgeheizt. Es war wichtiger, gegen Köln zu gewinnen, als die Spiele gegen Bayern München. Ich glaube nicht, dass die Spieler heute diese Rivalität in dem Maße verspüren.
Sie haben 1989 den Trainerschein gemacht. War eine Tätigkeit im Profi-Fußball nie ein Thema für Sie?
Kulik: Das kam für mich nie in Frage, dafür bin ich nicht der Typ. Ich habe mit dem Fußball abgeschlossen.
Ist Lucien Favre tatsächlich „absolut unrauswerfbar“, wie es Sportdirektor Max Eberl ausgedrückt hat?
Kulik: In meinen Augen ist er das. Er hat große Arbeit geleistet in den letzten vier Jahren. Seit er als Trainer übernahm, ist ein deutlich anderer Fußball zu sehen. Es ist davor 30 Jahre nicht so gelaufen. Die Vereinsverantwortlichen sollten Demut an den Tag legen und nicht vergessen, dass wir vor vier Jahren fast abgestiegen wären.
Was für ein Spiel erwarten Sie und wie geht es aus?
Kulik: Ich tippe eigentlich auf ein Unentschieden, auch wenn Köln im Moment etwas besser dasteht. Die werden nach dem 2:6 defensiver ausgerichtet antreten und so agieren wie in den ersten drei Spielen, in denen sie sieben Punkte geholt haben. Die werden erst einmal aufpassen, weil sie denken, die Gladbacher schlagen sich unter Wert.
Das wäre ein ja schon ein Erfolg. Viel Glück in Köln.
Kulik: Das wäre der erste Punkt. So fängt man an.